Ultraschall für Marder
23 khz
hohe Töne - und der Marder sucht hoffentlich das Weite. Wie der Mensch reagiert, wird noch untersucht. Aber angenehm ist es für die Ohren mit Sicherheit nicht.
Glosse
"Mmhhmm, jamh, jamh, ausgezeichnet - schmecken wirklich lecker, diese Autokabel", denkt der kleine Marder unter der Motorhaube. Doch der Festschmaus wird jäh unterbrochen: "Was ist denn das für ein Geräusch? Das tut ja weh! So schrill! Bloß weg hier!" Und schon ist unser Marder auf der Flucht, fortgetrieben von neuartiger Technik. Ultraschall heißt das Zauberwort, das dem Marder solchen Schrecken in die Glieder und die Ohren jagt. Ultraschall unter der Motorhaube - denn für den Schutz unseres geliebten Automobils ist uns jedes Mittel Recht. Die armen Autokabel! Da kann ein Mensch doch nicht auf einen Marder Rücksicht nehmen. Oder stehen die Tierschützer schon auf dem Plan? Wem, wenn nicht ihnen, liegt die Mardergesundheit am Herzen. Schließlich kann der Schall das überlebenswichtige Sinnesorgan der Tiere, das Ohr, nachhaltig schädigen. Schließlich arbeiten die Marderschreck-Geräte mit erhöhtem Schalldruck. Aber was tut der Mensch nicht alles für seine Autokabel. Doch tut er auch was für seine Ohren? Seine eigenen? In der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig jedenfalls hat man zwar keine Marder, aber menschliche Ohren im Sinn. Wie wirken sich die Ultraschallwellen, als Marderschreck gedacht, im menschlichen Körper aus? Übelkeit? Unwohlsein? Die messtechnischen Untersuchungen dauern an. Die Marder harren dem Ergebnis. Und der Auto-Mensch? Der schützt weiter sein Liebstes. Denn man kann ja nicht auf alles Rücksicht nehmen. (jes)
Fakten
Hohe Töne - schädlich oder harmlos?
Wer kennt das nicht? Man schaut durch die Heckscheibe und kann die Entfernung zum nächsten parkenden Auto nicht einschätzen. Da greift die Parkhilfe ein, durch schrille Pieptöne signalisiert sie dem Fahrer, dass es demnächst zu eng wird. Obwohl das menschliche Ohr nur das Piepen wahrnimmt, gibt die Parkhilfe noch andere, höhere Schallwellen ab. Die liegen bereits im sogenannten "hörnahen" Bereich; mit etwa 40 000 Hertz sind sie deutlich zu hoch für das menschliche Ohr, das nur Töne zwischen 16 Hertz und 20 000 Hertz wahrnehmen kann. Damit gehören die Töne zum Ultraschall. Das Problem ist, dass das menschliche Ohr sie trotzdem noch wahrnehmen kann - nur die Verarbeitung im Gehirn gelingt nicht mehr. Sie können das Innenohr belasten und somit das Hörvermögen stark verschlechtern. Auch Unwohlsein und Schmerzempfinden ist möglich.
In Zukunft können mögliche Gefahren, die von solchen Produkten ausgehen, vermutlich besser untersucht werden. Die erste Vorbedingung ist nun in einem Kooperationsprojekt der Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig mit der Robert Bosch GmbH geschaffen worden: ein Raum, der Messungen wie im Freifeld ermöglicht. Also eine Umwelt, die dem freien Raum vor der heimischen Garage oder dem Straßenrand bestmöglich ähnelt - jedoch ohne alle störenden Geräusche, die mit der zu messenden Situation gar nicht zu tu haben, aber das Ergebnis verfälschen würden. Dazu mussten spezielle Punktschallquellen entwickelt werden, die in den Boden reflexionsarmer Räume versenkbar sind und die Schallwellen in einer Halbkugelform abstrahlen.
Für die Firma Bosch sind die neuen Messmöglichkeiten schon unmittelbar nutzbar: Sie sollen für die Entwicklung von Autoteilen einbezogen werden. Für die PTB ist es eine wertvolle Erweiterung ihrer Messmöglichkeiten.
(es)
Kontaktinformationen
Name: | Dr. Volker Wittstock |
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Institution: | Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), Arbeitsgruppe "Bauakustik" |
Adresse: |
Bundesallee 100 38116 Braunschweig |
Telefon: | 0531-592 1549 |
WWW: | http://www.ptb.de/ |
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