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Und täglich grüßt die Wissenschaft
07.04.2007

Neues Material für die Ferse

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Ersatzteile
für den menschlichen Körper wachsen leider nicht auf Bäumen, aber im HZI können Stammzellen aus dem Knochenmark dazu angeregt werden, Material für gerissene Achillessehnen zu bilden.

Glosse

Was die meisten Menschen richtig hassen, ist, wenn man ihnen in die Hacken tritt. Das passiert ja schon mal aus Versehen im Gedränge an der Ampel oder auf einem Markt. Da kann man noch sich noch so freundlich entschuldigen - sie hassen es. Auch bei nur leichtem oder gar nicht vorhandenem Schmerz muss man damit rechnen, dass das Opfer sich reflexhaft umdreht, um dem "Unfallgegner" mindestens Ohrfeigen zu verpassen, wenn nicht Schlimmeres. Zum Glück verhindert in der Regel die Selbstbeherrschung die gewalttätige Affekthandlung. Das muss ein psychologisches Problem sein, denn ich habe noch nie gehört, dass jemandem auf diese Weise ernsthaft die Achillessehne verletzt wurde.
Beim Sport kommt ein Riss der Achillessehne allerdings häufiger vor. Besonders gefährdet sind hier Gelegenheitssportler, die den 40. Geburtstag hinter sich haben. Bisher wurde eine solche Verletzung genäht oder künstliches Gewebe eingesetzt, was immer wieder zu Komplikationen führte. Gerhard Gross und seine Kollegen vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung haben ein Heilverfahren entwickelt, das den Riss mit Stammzellen kuriert. Dem Patienten werden dazu so genannte adulte Stammzellen, die der erwachsene Mensch in sich trägt, aus dem Knochenmark entnommen. Mit einer Substanz werden diese Zellen angeregt, neues Sehnenmaterial zu bilden. Direkt in die Ferse eingesetzt, verwächst sich die Verletzung in vier bis acht Wochen. Bei Ratten funktioniert es schon. Die psychologische Empfindlichkeit an dieser Körperstelle bleibt aber sicher unverändert, fürchte ich.
(ehl)



Fakten

Ersatzteil aus dem Knochenmark

Ob Fußball, Laufen oder Wandern - bei sportlichen Aktivitäten kann besonders dem Gelegenheitssportler über 40 Jahren eine Verletzung der Achillessehne schnell passieren. Ein Riss der Achillessehne ist sehr schmerzhaft und bedarf einer umfangreichen Behandlung. Mit Gipsbein sind dann über Wochen alltägliche Bewegungen kaum noch möglich, ganz zu schweigen von sportlicher Betätigung. Oft muss künstliches Sehnengewebe eingesetzt werden, wobei es immer wieder zu Abstoßungerscheinungen kommt. Im Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung erproben Gerhard Gross und sein Team derzeit erfolgreich ein neues Heilverfahren für diese häufige Verletzung. Aus dem Rückenmark entnommene Stammzellen, über die der Mensch auch als Erwachsener noch verfügt, können in der Petrischale angeregt werden, Sehnenzellen zu bilden. An der verletzten Sehne eingesetzt, erneuern die angeregten Stammzellen dann das Bindegewebe, aus dem die Sehne besteht. Was bei Ratten schon funktioniert, soll beim Menschen demnächst den Einsatz von künstlichem Gewebe ersetzen. "Durch das mit Hilfe der Stammzellen erzeugte natürliche Material wird die Behandlung von Verletzungen an der Achillessehne deutlich beschleunigt und vereinfacht", sagt Gerhard Gross. (ehl)



Kontaktinformationen

Name: Dr. Gerhard Gross
Institution: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
Adresse: Inhoffenstr. 7
38124 Braunschweig
Telefon: 0531/6181-5020
WWW: http://www.helmholtz-hzi.de
E-Mail:
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