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Und täglich grüßt die Wissenschaft
14.05.2007

Eiserne Nerven

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Ferroplasma acidiphilum
Rätsel: Was frißt Eisen, hinterlässt Rost und besteht auch zum Teil aus Eisen? Es ist das Bakterium Ferroplasma acidiphilum, entdeckt und beschrieben von Olga Golyshina vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung.

Glosse

"Vorne 100 hinten elf", grrrrrrrrack, "vorne 50, hinten 10", tucktuck...tucktuck, "vorne 10 hinten zwei"....grrrrrrrrrackk. "Geräusch kommt näher"....tucktuck...tucktuck. Nicht nur die Nerven der Mannschaft sind zum Zerreißen gespannt, das gesamte Boot ist unter dichtem Druck kurz vorm Zerbersten. Einzelne Teile fliegen den todernsten Männern bereits um die Ohren...tucktuck....tuck.
Für einen Moment herrscht bleierne Stille.... "Jetzt wird´s psychologisch, meine Herren", sagt der Mann mit den eisernen Nerven, genannt "der Alte", in echt Jürgen Prochnow in seiner Rolle als "Kaleu" in "Das Boot". Ist er besonders nervenstark oder im Gegenteil unglaublich nervös, aber zeigt es nicht? Jedesmal, wenn ich den Film sehe, sträuben sich mir vor Spannung die Nackenhaare und ich spanne die Zehen an: "Vorne 10, hinten zwei"...
Tatsächlich eisenharte Körperteile hat der Einzeller Ferroplasma acidiphilum. Er lebt von Eisen, hinterlässt Rost und - einmalig in der Welt der Lebewesen - er verwertet das Eisen als wesentliches Strukturelement in den meisten Proteinen in "eisernen Nieten". Entdeckt wurde das Bakterium von Olga Golyshina vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, die das Lebewesen mit der ungewöhnlichen biochemischen Fähigkeit auch zuerst beschreibt. In einem U-Boot fände es keinen idealen Lebensraum, weil es Seewasser nicht verträgt und würde auch wegen der Rosthinterlassenschaft vermutlich eher nicht zur Beruhigung der Nerven beitragen.
(ehl )



Fakten

Ein Archaebakterium

Ferroplasma acidiphilum ist ein Einzeller, der von Eisen lebt. Er ernährt sich von dem Hartmetall, hinterlässt Rost und - einmalig in der Welt der Lebewesen - er verwertet das Eisen als wesentliches Strukturelement in den meisten Proteinen in "eisernen Nieten". Entdeckt und zuerst beschrieben wurde Ferroplasma acidiphilum von Olga Golyshina vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Ferroplasma acidiphilum lebt an Standorten mit eisenhaltigen Erzen oder in säurehaltigen Abflüssen aus dem Bergbau. Es gehört zu den sogenannten Archaebakterien, die mit ihren Merkmalen auf die Bedingungen für erstes Leben auf der Erde weisen. Mit der Untersuchung dieses Keimes hoffen die Forscher auf neue Erkenntnisse über die Entstehung des Lebens. Vieles spricht dafür, dass sich die frühesten organischen Teilchen auf Oberflächen mit viel Eisen und Schwefel bildeten. Um dann auch eisen- und schwefelarme Lebensräume zu beziehen, veränderten die frühen Lebewesen mit der Evolution ihre Zellstrukturen. (ehl)



Kontaktinformationen

Name: Dr. Olga Golyshina
Institution: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
Adresse: Inhoffenstr. 7
38124 Braunschweig
Telefon: 0531/6181-4022
Fax: 0531/6181-4199
WWW: http://www.helmholtz-hzi.de
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