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Und täglich grüßt die Wissenschaft
31.05.2007

Keine Angst vor Stichen

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Digitalisate
sind im Internet fliegende Blätter des Braunschweiger Kupferstichkabinetts (HAUM).

Glosse

Stellen Sie sich vor, Tante Auguste hätte Ihnen zur Hochzeit ein Bild geschenkt. Ein kleines zwar, noch dazu schwarzweiß, aber - wie die Tante bei der Abreise sagt - teurer Stich! Ob sie in Wirklichkeit ihre Wespenallergie meint, egal. Das Set Espressotassen hätten Sie jedenfalls lieber gehabt. Und nun hängt das Bild periodisch an prominenter Stelle im Wohnzimmer, immer wenn nämlicher Besuch droht.
Doch eines Tages, mal wieder im Dschungel des Internets, stoßen Sie auf eine Abbildung, die Ihnen merkwürdig bekannt vorkommt. Albrecht Dürer und Der Heilige Georg lesen Sie noch und sprinten zur Schublade. Allmählich wird Ihnen klar, dass Sie im Besitz eines Meisterwerks sind. Schönes Märchen, denken Sie? Gemach!
In den kommenden Jahren werden sich solche Fälle häufen. Das Kupferstichkabinett des Herzog Anton Ulrich-Museums Braunschweig hat gerade gemeinsam mit der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel ein Projekt gestartet, dessen weltweite Bedeutung noch gar nicht absehbar ist. Zunächst soll ein Teil des Graphik-Bestandes, immerhin 32.000 Blatt, digitalisiert, mit fachlichen Daten unterlegt und ins Netz gestellt werden, erklärt Thomas Döring, Leiter des Kabinetts. Die Bildqualität ist bestechend, und so manchem Forscher oder Sammler wird beim Klicken der Espresso kalt werden.
Und Sie können schon mal den Tresor bestellen, Schublade reicht jetzt nicht mehr.
(rei)



Fakten

Die Saat der Digitalsate

Wie segensreich moderne Informationstechnologie sein kann, zeigt sich beispielhaft, wenn sie Licht ins Dunkel von Schatzkammern zu bringen vermag. Und dies umso mehr, wenn zwei kulturelle Schwergewichte wie das Herzog Anton Ulrich-Museum (HAUM) Braunschweig und die Herzog August Bibliothek (HAB) Wolfenbüttel sich ihrer gemeinsam bedienen. Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, haben die beiden Institutionen ein Projekt ins Leben gerufen, das in seiner Dimension weltweit wohl einzigartig ist. Ziel sei die virtuelle Zusammenführung repräsentativer Teile der Graphiksammlungen beider Häuser, darunter ehemals zusammengehörige herzogliche Bestände, die heute verteilt in Braunschweig und Wolfenbüttel liegen, erläutert Thomas Döring, Leiter des Kupferstichkabinetts im HAUM, wo die Fäden des Projekts zusammenlaufen. Im Zeitraum von maximal vier Jahren sollen 32.000 graphische Blätter digitalisiert, erschlossen und über Internet dem Nutzer frei zur Verfügung gestellt werden. Das bedeutet, dass pro Tag ca. achtzig Einzelblätter fotografiert und in Datenbanken erfasst werden müssen, wie Kunsthistorikerin Christiane Pagel zu berichten weiß, die eigens für dieses Unterfangen eingestellt wurde. Der aus Amsterdam zum Projekt gestoßene Graphik-Experte Ad Stijnman sitzt in Wolfenbüttel, studentische Hilfskräfte werden folgen. Auf lange Sicht ist geplant, auch die übrigen Bestände der Graphiksammlung des Kupferstichkabinetts, die immerhin 100.000 Blatt Druckgraphik und mehr als 10.000 Handzeichnungen vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart umfasst, im Netz zugänglich zu machen. Die Digitalisierung erfolgt sukzessive, so dass von Mitte Juli an jeder Interessierte, ob Sammler oder Wissenschaftler, sich von der extrem hohen Auflösung der Digitalisate überzeugen kann (zunächst über die Websites der beiden Institutionen, später über ein eigenes Portal). Zoom-Funktionen ermöglichen gestochen scharfe Detailansichten. Abrufbar sind darüber hinaus sämtliche zur Verfügung stehenden Informationen über das einzelne Blatt nicht nur im eigenen Internetportal, sondern auch im umfassenden Bildindex des Fotoarchivs Marburg. (rei)



Kontaktinformationen

Name: Dr. Thomas Döring
Institution: Herzog anton Ulrich-Museum, Kupferstichkabinett
Adresse: Museumstraße 1
38100 Braunschweig
Telefon: 0531/1225-0
WWW: http://www.museum-braunschweig.de
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