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Und täglich grüßt die Wissenschaft
06.06.2007

Zersetzende Gesellschaft im Untergrund

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Rund 100 Milliarden Tonnen
organisches Material werden Jahr für Jahr von Mikroorganismen am Boden abgebaut. Bakterien und Pilze machen den Boden nährstoffreich und fruchtbar, doch wie der Nährstoffkreislauf an der Erdoberfläche funktioniert, wird erst jetzt in der FAL erhellt.

Glosse

Hatifnatten und Hemule, Snorks und ein Schnupferich - lauter Gestalten aus der drolligen Gesellschaft der Mumins, der finnischen Trolle aus den bekannten Kinderbüchern von Tove Jansson. Wer ist ein Snork, wer ein Mumin und wer ein völlig anderes Wesen? Die Muminfamilie kümmert sich nicht um Herkunft und Gestalt. Sie nimmt auf, wer um Unterschlupf bittet, lässt jedem das seine und wartet neugierig ab, wie sich das soziale Leben nun verändert.

Zwar auch nach dem Prinzip laisser faire, aber irgendwie doch effektiver, funktioniert die Gesellschaft der Bodenorganismen. Pilze und Bakterien zersetzen in konzertierter Aktion, was auf den Erdboden fällt. Blätter, Früchte, aber auch Plastikabfälle und Tierkadaver. Traute-Heidi Anderson und ihre Kollegen untersuchen in der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig das Leben am Boden und zwar - und das ist neu - im natürlichen Zusammenhang.
Aufgeschlemmte Bodenproben verraten, wie die Organismen im Nährstoffkreislauf zusammenarbeiten. Können Indikatoren erarbeitet werden, die anzeigen, ob die winzigen Wesen auf der Erdoberfläche gut miteinander auskommen? Und wie reagieren sie auf den Klimawandel?
Die Mumins jedenfalls lassen sich weder von Unwettern noch von drohenden Kometen schrecken... (ehl)



Fakten

Was wimmelt denn da?

"Essensreste vom Picknick, Tempotaschentücher, die aus der Tasche rutschen, ein Hamburger, der runterfällt und ähnliches, das nehmen sie gerne", erklärt Traute-Heidi Anderson und und spricht von den Mikroorganismen, die den Erdboden bevölkern und sich über alles Organische hermachen. "Ein ausgespucktes Kaugummi kommt nicht so gut an, weil es heute nur noch aus Kunststoff besteht, nachdem der Zucker rausgekaut wurde. Sie brauchen ja immer eine leicht verfügbare Kohlenstoffquelle für die Energie, die sie benötigen, um schwerere Verbindungen zu knacken. Kaugummi liegt eben so lange herum, bis UV-Licht, Wärme und Mikros das ihre tun oder getan haben. Das kann viele Jahrzehnte dauern." Traute-Heidi Anderson von der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) untersucht Bodenorganismen, "Mikros", wie sie selber sagt. Dabei interessiert Anderson und ihre Kollegen, wie die Teamarbeit von kleinsten Tieren, Pilzen und Bakterien bei den zersetzenden Prozessen abläuft. Welche Aufgaben haben die einzelnen Organismen im Nährstoffkreislauf, der organischen Abfall in nährstoffreichen Boden verwandelt?

Übrigens: Mikroorganismen sind kleiner als 0,2 mm im Durchmesser. Asseln, Tausendfüßler, Milben und anderes kleines Getier bilden die Makro- und Mesofauna. Der niedliche, kleine Maulwurf vertritt bereits die Megafauna. Was ist der Mensch? Gigafauna? "Nein, der Begriff "Gigafauna" wird in der Zoologie nicht genutzt, manchmal für die Tiere der Eiszeit. Bei Mega ist Schluss," erläutert Anderson.

Zu finden sind die Mikroorganismen nicht viel anders als der Nebenbuhler im Schrank, denn sie verraten sich wie alle Lebewesen durch ihre Atmung und können so von den Wissenschaftlern mit den entsprechenden Geräten aufgespürt werden. (ehl)



Kontaktinformationen

Name: Dr. Traute-Heidi Anderson
Institution: Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL)
Adresse: Bundesallee 50
38116 Braunschweig
WWW: http://www.fal.de
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