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Und täglich grüßt die Wissenschaft
11.08.2007

Achtung Raser!

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10 km/s
schnell sind die Objekte in etwa, die zu Tausenden die Erde umkreisen und als Weltraummüll eine Gefahr für Satelliten und andere "Verkehrsteilnehmer" darstellen. Ein in der PTB entwickeltes Messgerät für mikrometergroße Teilchen ermittelt ihre Geschwindigkeit, um so die Gefährdung besser abzuschätzen.

Glosse

Ein hektischer Tritt auf die Bremse - aber zu spät! Bald wird also wieder eine Benachrichtigung vom Ordnungsamt ins Haus flattern. Vielleicht in der leicht spaßigen Variante, wenn das mehr oder weniger gelungene Foto von mir an meinen Mann geschickt wird, nebst Begleitbrief in schönstem Amtsdeutsch: "Es besteht die begründete Vermutung, dass Sie nicht selber der Lenker des Wagens waren." Weil beim letzten Mal auch der Rest dieses Briefes auf Amtsdeutsch formuliert und nicht wirklich verständlich war, musste ich sogar beim nächsten Polizeirevier vorstellig werden. In den folgenden Monaten bin ich sehr vorsichtig gefahren - die erwünschte präventive Wirkung war eingetreten.
Um den Schutz vor ganz anderen Rasern kümmern sich einige Wissenschaftler der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig in einem von der AiF geförderten Projekt. Die Raser sind weitaus schneller als bei uns auf der Erde üblich; sie sind im Weltraum mit rund zehn Kilometern pro Sekunde unterwegs. Es handelt sich um Weltraummüll aller Art: Rückstände, die bei jedem Raketenstart neben der eigentlichen Nutzlast, dem Satelliten, anfallen. Die meisten davon sind klein, nur mikrometergroß, wie Schlackereste aus Raketenmotoren oder Fragmente von Explosionen, aber weltweit über 4000 Raketenstarts haben davon inzwischen riesige Mengen angehäuft. Um die Gefährdung durch Kollisionen mit diesen schnellen Projektilen abzuschätzen, haben die Wissenschaftler ein Messgerät entwickelt, das die Geschwindigkeiten mit Hilfe von Laserlicht misst. Noch ist das Gerät ein Prototyp, es wird aber demnächst praxisreif sein. Wie lange dann die Entwicklung der bürokratischen Schritte zur Ermittlung der wirklichen Verkehrssünder dauert, steht aber noch in den Sternen. (es)



Fakten

Gerfährlicher Müll im All

Die wachsende Zahl von menschgemachten Kleinstpartikeln im All stellt als Weltraummüll ein immer größer werdendes Risiko für Satelliten und bemannte Raumflugkörper dar. Es wird also immer wichtiger, zuverlässige, gewichtsoptimierte und kosteneffektive Maßnahmen zu deren Schutz zu entwickeln. Dafür benötigt man detaillierte Kenntnisse über die Verteilung, Größe und Geschwindigkeit solcher energiereichen Partikel.

Daher hat die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig in einem von der AiF (Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen) geförderten Projekt zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik (EMI) und der Braunschweiger Firma etamax space GmbH ein Messgerät entwickelt, das mit Hilfe eines laseroptischen Verfahrens die Geschwindigkeit dieser Mikroteilchen ermittelt. Das Verfahren basiert auf einer Flugzeitmessung, bei der die Zeit gemessen wird, die für eine bestimmte Strecke benötigt wird. Das Teilchen durchfliegt zwei hintereinander liegende Laserlichtebenen ("Laservorhänge") und die dabei entstehenden Streulichtblitze werden von schnell ansprechenden, hochempfindlichen Sensoren detektiert.

Das Gerät ist bisher nur ein Protoyp, hat aber die ersten Probemessungen erfolgreich absolviert. Für die nächsten Monate sind mit dem weiterentwickelten Messaufbau neue Messungen geplant, und es könnte mit einem späteren Flugmodell dann tatsächlich ins All gehen.

Daneben deutet sich auch ein irdischer Einsatz ein. Das Messverfahren ist nämlich ebenso gut geeignet, die Geschwindigkeit von Geschossen und Geschossgarben, z.B. von einer Ladung Schrot, sehr genau zu messen. Ein Grund für die PTB-Wissenschaftler, weitere interessante Forschungsarbeiten durchzuführen. (es)



Kontaktinformationen

Name: Dr. Michael Kobusch
Institution: Physikalisch-Technische Bundesanstalt, arbeitsgruppe 1.34 Stoßdynamik
Adresse: Bundesallee 100
38116 Braunschweig
Telefon: 0531/592-1107
WWW: http://www.ptb.de
E-Mail:
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