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Und täglich grüßt die Wissenschaft
27.08.2007

Musealer Adel verpflichtet

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Die Welfen
regierten bis ins Jahr 1918 in verschiedenen Territorien des heutigen Landes Niedersachsen, zuletzt nur in Braunschweig. Einen Teil ihrer Kunstschätze bewahrt und präsentiert das Herzog Anton Ulrich-Museum, das in direkter Linie auf die Welfen zurückgeht.

Glosse

Adel verpflichtet. Aber wozu? Im gleichnamigen Brettspiel verpflichtet er dazu, sich auf Auktionen zu tummeln, um möglichst skurrile Kunstschätze aufzukaufen, damit wertvolle Sammlungen zusammenzutragen und möglichst große Ausstellungen zu veranstalten. Fast wie im richtigen Leben. Denn auch die reale Noblesse widmet sich durchaus solchen Urinstinkten des Jagens und Sammelns, indem sie sich kaufend und verkaufend auf Auktionen tummelt. Die Welfen aber hätten das Spiel wohl verloren, besonders Aufsehen erregend 2005, als viele ihrer Kunstschätze unter den Hammer kamen. Nicht nur der internationale Adel bot im Sinne des genannten Spiels fleißig mit, auch das Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig besann sich seiner Herkunft. Denn es selbst ist adliger Abstammung, geht es doch als einziges Museum auf die Linie der Welfen zurück. Und in dieser Verantwortung präsentiert das Museum in der Ausstellung "Welfenschätze - Gesammelt, verkauft, durch Museen bewahrt" in der Burg Dankwarderode nicht nur die Objekte, die es anlässlich der Auktion erworben hat, sondern dazu auch weitere Schätze, die das Welfenhaus im Laufe des 20. Jahrhunderts veräußert hat. Gesammelt hat's der Adel, verkauft hat's der Adel, bewahrt für Öffentlichkeit und Nachwelt hat's das Museum. Auch musealer Adel verpflichtet.
Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 2. September, zu sehen. (mba)



Fakten

Die Ausstellung "Welfenschätze - Gesammelt, verkauft, durch Museen bewahrt" des Herzog Anton Ulrich-Museums in der Burg Dankwarderode in Braunschweig schließt am kommenden Sonntag ihre Pforten. Sie präsentiert und dokumentiert die Verkäufe der Welfen-Familie aus ihrem Kunstbesitz im 20. Jahrhundert. Anlass für das außergewöhnliche und kulturpolitisch bedeutsame Ausstellungsprojekt war eine Auktion, die unter großer Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit 2005 auf dem Welfenschloss Marienburg stattfand. Über das Auktionshaus Sotheby's veräußerte das Welfenhaus einen Großteil seiner verbliebenen Kunstschätze. Etwa 20.000 Gemälde, Waffen, Uhren, Rüstungen, Silber, Porzellan und andere Kostbarkeiten aus dem 16. bis 19. Jahrhundert aus Kellern und Dachböden der Welfen-Prinzen kamen unter den Hammer und brachten der Adelsfamilie rund 44 Millionen Euro ein.
Auch das Herzog Anton Ulrich-Museum, das einzige Museum, das auf eine Linie der Welfen zurückgeht, erwarb bei dieser Gelegenheit in Kooperation mit der Richard Borek-Stiftung und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz wichtige Gemälde, Silber, Glasgefäße und eine Fayence, die in der Ausstellung erstmals präsentiert werden. Dazu gehören Porträts von welfischen Herrschern, wie die Bildnisse des Herzogs August Wilhelm von Bernhard Christoph Francke und das Konterfei des Herzogs Ludwig Rudolph von Johann Conrad Eichler.
"Schnell wurde klar, dass auf der Marienburg kaum noch konservatorische Betreuung stattgefunden hat", sagt Alfred Walz vom Herzog Anton Ulrich-Museum, einer der Kuratoren der Ausstellung. "Die Gemälde waren in sehr schlechtem Zustand und mussten mit großem zeitlichem und finanziellem Aufwand restauriert werden, um die Malschicht der Gemälde zu sichern."
Über diese Neuerrungenschaften hinaus präsentiert die Ausstellung auch weitere Schätze aus den ehemals großen Sammlungen des Welfenhauses und dokumentiert die Verkäufe, die die Adelsfamilie seit 1930 zu verschiedenen Anlässen tätigte: Den Verkauf des so genannten Welfenschatzes, der Sammlung des Welfenmuseums, des Welfischen Münzkabinetts und des Evangeliars Heinrichs des Löwen.
In dieser Woche besteht die letzte Möglichkeit, diese Schätze noch zusammenhängend zu bewundern. Danach wird das Museum die hauseigenen Objekte in die ständige Sammlung integrieren. Die Leihgaben gehen zurück. Am Sonntag, dem letzten Ausstellungstag, werden noch einmal zwei Führungen angeboten: um 11.00 Uhr die Kinderführung "Auf der Suche nach dem Welfenschatz", eine Rallye durch die Burg Dankwarderode, bei der die Kinder nach erfolgreicher Schatzsuche ihr eigenes Herrscherwappen erstellen können. Und um 15.00 eine Führung durch die Ausstellung. (mba)



Kontaktinformationen

Name: Dr. Alfred Walz
Institution: Herzog Anton Ulrich-Museum
Adresse: Museumstraße 1
38100 Braunschweig
Telefon: 0531/1225-0
WWW: http://www.museum-braunschweig.de
E-Mail:
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