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Gijs van Tuyl
Direktor des Kunstmuseums Wolfsburg
Das Kunstmuseum Wolfsburg wurde als ein lebendiges Zentrum für die Vermittlung und Präsentation moderner und zeitgenössischer Kunst geplant und realisiert. Seiner Konzeption folgend ist das Kunstmuseum mit seiner Bipolarität von Ausstellungen und Sammlung eine weltoffene Schaubühne mit einem kontrastreichen Programm voller Rotationen und Kadenzen.
Initiiert von Dr. Carl Horst Hahn, dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Volkswagen AG, erbaut von Professor Peter Schweger aus Hamburg und eröffnet im Mai 1994 präsentiert das Kunstmuseum Wolfsburg unter seinem Direktor Gijs van Tuyl eine breite Palette von Ausstellungen international etablierter Künstler. Es ist kein sakraler, hermetisch abgeschlossener Musentempel, sondern ein Ort der Auseinandersetzung mit Innovationen, Träumen, Pluralität der Kulturen und gesellschaftlichen Sinnfragen.
Bear and Policeman
(Jeff Koons, geb. 1955 in York, Pennsylvania; lebt in New York)
Die Werke von Jeff Koons sind nach wie vor heftig umstritten. Als "größter Filou des zeitgenössischen Kunstbetriebs", als "gerissen, heuchlerisch und vollkommen kommerziell" wird er in der Tagespresse bezeichnet, seine Strategie ziele auf den "Massengeschmack".
Auch die lebensgroße, in Oberammergau geschnitzte Skulptur "Bear and Policeman" vereinigt alle Eigenschaften, für die man heute die Bezeichnung "Kitsch" verwendet: Ein Teddybär wie aus dem Kinderzimmer mit Ringelshirt und Schleife um den Hals umarmt einen englischen "Bobby". In seiner Rechten hält er die vergrößerte Signalpfeife des Polizisten.
Das symphatisch-unbeholfene Stofftier mit den großen Kulleraugen verfügt damit über die Potenz der Staatsgewalt, hält sie buchstäblich in der Hand.
Da liegt, wie bei den meisten der jüngeren Arbeiten von Jeff Koons, eine Interpretation im Freudschen Sinne nicht mehr fern.
Dennoch erschöpft sich diese Arbeit nicht in den Platitüden, die sie so offen zur Schau stellt. Letztere dienen allerdings dazu, die Mechanismen des heutigen Kunstbetriebs einmal näher in Augenschein zu nehmen und die heutigen Auswüchse des Kunstbegriffs kritisch zu betrachten. Es ist die Doppelbödigkeit der Werke von Koons, das Banalste vorzuführen, aber damit gleichzeitig grundlegende Fragen aufzuwerfen und Kommentare zu liefern, die Koons innerhalb der gegenwärtigen Objekt-Kunst mit Recht einen der vordersten Plätze sichert.
Text: Holger Broeker
Angaben zum Werk Jeff Koons Bear and Policeman, 1988 Pigment auf Holz 215 x 110 x 83 cm Sammlung Kunstmuseum Wolfsburg
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