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2003-07-18 | Geburtstag Ricarda Huchs (1864–1947)
Ricarda Huch wurde am 18.07.1864 als drittes Kind des Kaufmanns Richard Huch und seiner Frau Emilie in Braunschweig geboren. Die alte Villa Löbbecke, auf einer Insel in Norden der Stadt gelegen, nahe der Stelle, an der sich die beiden Okerarme wieder zu einem Fluss verbinden, war ihr Geburtshaus. Eine „Notunterkunft“ für die kurz zuvor aus Porto Alegre eingewanderten Eltern. In der südbrasilianischen Stadt hatte das Unternehmen des Vaters seine Hauptgeschäftsstelle, hier wurden auch die beiden älteren Geschwister, Lilly und Rudolf geboren. Ihre Kindheit verbringt Ricarda am Hohetorwall 11.
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Ricarda Huch | (Stadtarchiv H XVI: G II 2) |
Mit dreiundzwanzig verlässt sie nach dem Tod der Eltern ihre Heimatstadt und geht zum Studium nach Zürich, da dies in Deutschland für Frauen noch nicht möglich war. In einem Jahr holt sie das Abitur nach und promoviert, als eine der ersten Frauen Deutschlands, mit dem geschichtlichen Thema „Die Neutralität der Eidgenossenschaft, besonders der Orte Zürich und Bern, während des spanischen Erbfolgekrieges“. Die Erzählung „Die Goldinsel“ markiert im selben Jahr den Beginn ihrer schriftstellerischen Laufbahn.
Es folgt 1893 der erste Roman „Erinnerungen von Ludolf Ursleu dem Jüngeren“, in dem sie die über zwölf Jahre währende tragische Liebesbeziehung zu ihrem Vetter Richard Huch, verheiratet mit ihrer Schwester Lilly, verarbeitet.
1897 beginnen die Wanderjahre, die sie über Bremen, Wien, Triest, München, Braunschweig, Bern, Berlin, Heidelberg, Freiburg und schließlich 1936 nach Jena führen. Zwei Ehen, die erste (1898–1906) mit dem italienischen Zahnarzt Ermanno Ceconi, die zweite (1907–1910) mit ihrer Jugendliebe Richard Huch, sowie die Geburt ihrer Tochter Marie Antonie (Marietta) aus der Ehe mit Ceconi bilden den Stoff für zahlreiche Biographien über Ricarda Huch. Die aktuellste, 2000 erschienen, wird zur Zeit als Fortsetzungsroman in der Braunschweiger Zeitung abgedruckt.
Trotz eines scheinbar ruhelosen Lebens schuf Huch ein monumentales Werk, die Gesamtausgabe umfasst in 11 Bänden 12000 engbedruckte Seiten. Nach dem Erfolg ihres ersten Romans, in dessen zeitlicher Umgebung weitere autobiographische Schriften und Gedichte entstehen, greift die promovierte Historikerin später vorwiegend historische, religiöse und weltanschauliche Themen auf. 1926 wird sie als erste Frau zum Mitglied der Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste gewählt. Ihr tief im Protestantismus verankertes Menschenbild lässt Ricarda Huch zu einer kompromisslosen Gegnerin der Nazis werden. Konsequent tritt sie 1933 aus der Akademie aus, da sie das Treuegelöbnis gegenüber dem NS-Staat nicht unterschreiben wollte.
Unter anderem erhielt sie den Wilhelm-Raabe-Preis der Stadt Braunschweig und den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt. 1980 wurde in Braunschweig die Ricarda-Huch-Gesellschaft gegründet, die sich einige Jahre um die wissenschaftliche Erschließung des Werkes der Autorin bemühte.
Zitat: „Am meisten zog uns, als wir klein waren, die künstliche Uhr an, die eine Art Perpetuum mobile sein sollte. In einem zierlich gearbeiteten metallenen Gerüst lief eine Kugel abwärts, um, wenn sie unten angelangt war, wieder in die Höhe geschnellt zu werden und dann den Lauf von neuem zu beginnen. Wir wurden nicht müde, diesem perlenden Spiel zuzusehen.“
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