2003-06-28 | Todestag von Herzogin Mathilde
Die Tochter König Heinrichs II von England und dessen Frau Elenore von Aquitanien wurde im Alter von 9 Jahren mit dem Herzog von Bayern und Sachsen Heinrich dem Löwen verlobt. Die, wie damals üblich, von Diplomaten arrangierte Ehe war der Ursprung für die Verbindung des Welfenhauses mit dem Englischen Herrscherhaus. Am 01.02.1168 fand die Hochzeit im Dom zu Minden statt. Mit dem Eintreffen Mathildes und ihrer Begleitung in Braunschweig öffnete sich Sachsen den geistigen und künstlerischen Anregungen aus England und Südfrankreich.

Bildnis der Herzogin Mathilde
Bildnis der Herzogin Mathilde
Hier hatte ihre Mutter Eleonore am Hof in Poitou eines der wichtigsten literarischen Zentren der Zeit geschaffen. In dieser Umgebung groß geworden, förderte Mathilde nach ihrer Hochzeit auch in Braunschweig, die als Vorstufe des Minnesangs einzustufende Dichtkunst jener Zeit.

Die einzigen beiden Werke, die überliefert sind, das "Rolandlied" vom Pfaffen Konrad und der "Tristant" von Eilhart von Oberg, bezeugen das kunstsinnige Mäzenatentum Mathildes.

Sie begleitete Heinrich 1182 ins Exil, blieb aber, während er nach Santiago de Compostela pilgerte, bei ihrem Bruder Richard Löwenherz in der Normandie. Zu dieser Gelegenheit besang der Troubadour Bertran de Born die damals 26jährige, deren Liebreiz ihn vor der Langeweile des höfischen Lebens bewahrte. Geschwächt vom vielen Reisen und fünf Geburten starb Mathilde im Alter von 35 Jahren. Ihr Grab befindet sich im Braunschweiger Dom. Es zeigt ein Idealbildnis der Herzogin als "religiosissima" mit betenden Händen und verschleiert.

Zitat:
„Ihr Reden war so artig, so gefällig
Und ihr Gespräch so mild und sacht,
Ihr Wesen katalanisch, froh-gesellig,
Ihr Gruß wie aus Faujaux gebracht.
[...]
Das holde Wort, des Lachens Silberlaut,
Der mir kristallne Zähne wies,
Der Körper, schlank und glatt und feingebaut,
Dem das Gewandt so reizend ließ,
Die Farbe, frisch und rot wie junge Rosen,
Ward meinem Herzen zum Verlies.
Könnt ich ganz Chorasan als Lehn erlosen,
Mehr gibt, was ihre Huld verhieß.“