2003-06-26 | Todestag von Karl Philipp Moritz
Der Autor des autobiographischen Romans „Anton Reiser“, geboren in Hameln, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Eltern schickten ihn, als er zwölf Jahre alt war, nach Braunschweig, in die Werkstatt des quietistischen Hutfabrikanten Lobenstein. Es wurden anderthalb Jahre der Demütigungen, seelischer und körperlicher Qualen, die jedoch dadurch gemildert wurden, dass Moritz die Predigten des Brüdernkirchen-Pastors J.L.Paulmann hörte, deren rhetorischer Faszination er erlag.

Nach eigenen theologischen Studien in Erfurt bewarb Moritz sich 1780 erfolglos um eine Pfarrstelle an St. Katharinen am Hagenmarkt. Auch Versuche als Schauspieler, hervorgerufen durch die zeitübliche Theatromanie, glückten nicht. Darüber hinaus pflegte er Kontakte zu dem Braunschweiger Verleger J.H.Campe (1746-1818), der ihm eine Italienreise (Begegnung und Freundschaft mit Goethe) ermöglichte und 1788 seine ästhetische Hauptschrift „Über die bildende Nachahmung des Schönen“ druckte.

Mit seiner Aufnahme in die Preußische Akademie der Wissenschaften 1791 wurde Moritz gegen Ende seines kurzen Lebens die gebührende gesellschaftliche Anerkennung zuteil. Er starb in Berlin.

Zitat:
„Überhaupt pflegte Anton in seiner Kindheit durch den Klang der eignen Namen von Personen oder Städten zu sonderbaren Bildern und Vorstellungen von den dadurch bezeichneten Gegenständen veranlaßt zu werden. Die Höhe oder Tiefe der Vokale in einem solchen Namen trug zur Bestimmung des Bildes das meiste bei.

So klang der Name Hannover beständig prächtig in seinem Ohre, und ehe er es sahe, war es ihm ein Ort mit hohen Häusern und Thürmen, und von einem hellen und lichten Ansehen.

Braunschweig schien ihm länglicht von dunklerm Ansehen und größer zu seyn, und Paris stellte er sich, nach eben einem solchen dunklen Gefühle bei dem Namen, vorzüglich voll heller weißlichter Häuser vor.“