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2003-06-14 | Todestag Werner Krafts (1896–1991)
Seine ersten Lebensjahre verbringt Werner Kraft im elterlichen Haus am Bohlweg in Braunschweig. 1901 zieht die Familie nach Hannover, wo er auch die Schule besucht. Schon als Jugendlicher begeistert ihn die Lektüre der Schriften Rudolf Borchardts, und im Laufe der Jahre wird er zum unermüdlichen Vermittler von dessen Werken. Von 1914–1920 studiert Kraft Philologie, Romanistik und Philosophie in Berlin, Freiburg und Hamburg. Unterbrochen wird diese Zeit vom Militärdienst als Krankenwärter im Lazarett bei Hannover. Nach dem Studium folgt die Ausbildung zum Bibliothekar und die erste feste Anstellung als Bibliotheksrat der "Vormals Königlichen und Provinzialbibliothek" in Hannover.
Anders als sein früh verstorbener Bruder Fritz war Werner Kraft kein Zionist. Seine geistige Heimat war die deutsche Sprache und Literatur. 1933 vom Dienst "beurlaubt", folgte wenig später die Entlassung und das Exil in Jerusalem. War Kraft in Deutschland als Literaturkritiker und Publizist hervorgetreten, so erfolgt in Israel eine stärkere Hinwendung zur Lyrik. 1937 erschien sein erster Gedichtband "Worte aus der Leere". Von unschätzbarem Wert für die Kulturgeschichte erweist sich die in der Nachkriegszeit veröffentlichte Korrespondenz Krafts. Zu seinen Briefpartnern gehörten u.a. Walter Benjamin, Gershom Scholem, Else Lasker-Schüler, Karl Kraus und Martin Buber. Mit dem Jahr 1966 beginnt die späte Würdigung dieses seinem Wesen nach bescheidenen Mannes. So erhielt er das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und die Ehrendoktorwürde der Universität Freiburg.
Zitat: "Schon im April 1933 verließ ich Deutschland. Seit 1934 lebe ich in Jerusalem. Es heißt, die Luft dieses Landes mache weise; das Exil wurde zur Heimat. Aber die Mühe des Anfangs war groß. Nicht nur die materiellen, auch die geistigen Lebensadern waren mir durchschnitten. [...] Was sollte ich tun? Ich setzte mein Leben fort. Ich schöpfte wie bisher aus den Quellen des deutschen Geistes und der deutschen Sprache. Ich tat es noch angesichts des ungeheuren Frevels, der von Deutschland aus das große Unglück über das jüdische Volk und die Welt als ganze gebracht hat. Mir blieb keine Wahl."
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