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Dr. Martin Eberle
Leiter des Städtischen Museums Braunschweig
1861 wurde das Städtische Museum gegründet und weist mit seiner 200.000 Objekte zählenden Sammlung einen der größten musealen Bestände Deutschlands auf. Schwerpunkte liegen hierbei innerhalb der Malerei des 19. Jh., der Grafik des 20. Jh., Skulpturen des Mittelalters bis zur Gegenwart, des Braunschweiger Kunsthandwerks (Möbel, Fayencen, Lackobjekte, Silber, Fürstenberger Porzellan) und der Münzen.
Besonders hervorzuheben sind daneben die Formsammlung der Stadt Braunschweig, eine in ihrem Alter herausragende ethnologische Sammlung und eine hervorragende volkskundliche Abteilung.
In seiner Zweigstelle im Altstadtrathaus zeigt das Städtische Museum eine ständige Ausstellung zur Geschichte Braunschweigs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Höhepunkt ist hierbei ein Stadtmodell, das einen Eindruck der Stadt im 17. Jh. vermittelt.
Barocke Herrenperücke, Ende 17. Jh.
Ursprünglich gehörte die Herstellung von Perücken zu den freien Künsten. Erst als durch die Mode der Verbrauch an Perücken jährlich stieg und demgemäß die Zahl der Perückenma-cher schnell wuchs, entwickelte sich ein eigenes Handwerk. Im 17. Jh. hatte sich am französischen Königshof die Mode des Perückentragens etabliert, die dann auch in Deutschland sehr viel Anklang fand.
Ende des 17. Jahrhunderts wurde in Braunschweig die Gilde der Perückenmacher gegründet, die 1712 vom Herzog mit einer Gildeordnung bestätigt wurde.
Allongeperücken (Herrenperücken mit langen Locken) dienten repräsentativen Zwecken. Die braune Haarfarbe sollte Jugendlichkeit und Frische vortäuschen, die Fülle der aufgebauschten gelockten Haarpracht sollte gleichzeitig ein würdevolles und imposantes Aussehen verleihen.
Die Braunschweiger Allongeperücke gehört zu den wenigen erhaltenen Exemplaren dieser Art. Im 18. Jh. kam dann die Sitte auf, die Perücke mit Mehl zu pudern, um einen Respekt einflößenden und ehrwürdigen Eindruck zu vermitteln.
Die Tätigkeit der Perückenmacher bestand nicht nur in Anfertigung, Instandhalten und Anpassen der Perücken, sondern besonders auch im Frisieren. Diese Tätigkeit wurde um so wichtiger, je mehr die Mode die Perücke zurückdrängte.
Autorin: Dr. Erika Eschebach
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