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Prof. Dr. Jochen Luckhardt
Leitender Direktor des Herzog Anton Ulrich-Museums
Das Herzog Anton Ulrich-Museum (HAUM) besitzt mit seinen etwa 170.000 Kunstwerken, von Werken ägyptischer Kunst bis heute, eine der bedeutendsten Kunstsammlungen in Deutschland und ist begehrter Leihgeber für Kunstausstellungen in aller Welt. Damit ist das Museum auch stets Kunst-Botschafter der Stadt Braunschweig.
Familienbild
Rembrandt Harmensz van Rijn (1606-1669) Leinwand, 126 x 167 cm, Inv.-Nr. 238
Rembrandts Bild einer unbekannten Familie ist eines der berühmtesten Gemälde der Braunschweiger Galerie, allerdings erst seit dem 20. Jahrhundert. Es formuliert in den Körperhaltungen und Blickkontakten der Erwachsenen und Kinder ein höchst modernes Verständnis von Familie. Rembrandts Augenmerk richtet sich auf die Darstellung eines intimen Beziehungsgeflechts zwischen den Personen. Obwohl die Komposition der Figuren nach den Regeln der Kunst mit Bedacht entstand, hat man den Eindruck einer natürlichen Momentaufnahme.
Gänzlich ungewöhnlich für Rembrandts Zeit war seine Maltechnik: Die zähflüssige Farbe ist teilweise mit einem groben Spachtel aufgetragen und bildet ein plastisches Relief auf der Leinwand. Das Licht im Bild kommt nicht von außen, sondern scheint aus der Farbmaterie zu leuchten.
Stellenweise bleibt die Malerei bewußt nur andeutend. Rembrandt betont nur das Wesentliche und erwartet vom Betrachter die Vollendung des Gemäldes beim Sehen. Wenn wir das Gemälde aus gewisser Distanz betrachten, vervollkommnen wir in unserem Geist Angedeutetes zu Gegenständlichem, wie etwa das Füßchen des Kindes auf dem Schoß der Mutter oder die Blüten im Korb des Mädchens.
Rembrandts Familienbild gehört zu seinem Spätwerk, das viele seiner Zeitgenossen nicht mehr verstehen konnten und wollten.
Autorin: Kathrin Höltge / HAUM
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