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2003-12-17 | 153 Projektskizzen aus aller Welt für eine Kulturhauptstadt
Braunschweig. 153 Einsendungen von Projektskizzen aus aller Welt, darunter Einsendungen von Architekten aus Japan, Hongkong, den USA, Argentinien und Brasilien. Das ist die erfreuliche Resonanz auf den Wettbewerb „Präsenz der Zeit“, die Stadtbaurat Wolfgang Zwafelink am 17. Dezember, einen Tag nach der Jurysitzung den Medien vorstellte. Gefragt waren originelle, innovative und öffentlichkeitswirksame Ideen und „Stadt-Bau-Kunst-Projekte“ in Form von Texten, Bildern, Collagen, Projektskizzen oder Kompositionen, die in einer möglichen Kulturhauptstadt Braunschweig 2010 verwirklicht werden könnten.
Unter den 153 Einsendungen hat die Jury, zu der Stadtbaurat Wolfgang Zwafelink als gewählter Vorsitzender, Kulturdezernent Wolfgang Laczny, der Cottbuser Professor für Architekturtheorie Dr. Eduard Führ und der langjährige Architekturkritiker der „Zeit“, Dr. Manfred Sack, gehören, 31 Teilnehmer ausgewählt, die an dem Internationalen Ideenworkshop „Präsenz der Zeit“ vom 8. bis 24. März 2004 in Braunschweig teilnehmen werden. Sie sollen ihre Vorschläge und Projektskizzen dort vorstellen.
„Der Rücklauf hat unsere zugegebenermaßen hohen Erwartungen erfüllt“, sagte Zwafelink. Vor allem aber sei auch die Qualität der Einsendungen für den offenen Wettbewerb insgesamt sehr beachtlich. „Damit ist es uns gelungen, der Kulturhauptstadtbewerbung schon jetzt, noch vor Abgabe der Bewerbungsschrift, eine internationale Dimension zu verleihen. Schon jetzt wird in La Plata/Argentinien oder in Hongkong darüber nachgedacht, wie Braunschweig 2010 aussehen könnte“, freute sich Zwafelink.
Dennoch sei es ebenso wichtig, dass sich auch die Braunschweiger Architektenschaft rege an dem Wettbewerb beteiligt habe und damit ihr Interesse unterstreicht, sich an dem Bewerbungsprozess zu beteiligen. „Ich denke, dass sich die Vorschläge einheimischer Architekten und Künstler mit denen aus dem Ausland, die wirklich von außen auf Braunschweig schauen, ideal ergänzen werden“, so Zwafelink. Ein großer Teil der Einsendungen komme aus dem deutschsprachigen Raum, sagte der Stadtbaurat weiter. Auch das europäische Ausland sei mit Einsendungen etwa aus Litauen, Polen, Großbritannien oder Dänemark stark vertreten.
„Aus den für den Workshop ausgewählten Beiträgen werden idealerweise „Stadt-Bau-Kunst-Projekte“ für 2010, die auch Eingang in die Bewerbungsschrift finden sollen“, erläuterte Zwafelink, der einige der Projektideen vorstellte: So macht ein Architekt aus La Plata in Argentinien unkonventionelle Vorschläge zu einer Baulückenbebauung am Bohlweg. Aus San Francisco kommt eine Arbeit, die ein Netzwerk aus künstlerischen Installationen im gesamten Stadtraum schafft und diese als "Zeitzeugen" benennt. Eine japanische Architektengruppe lässt großformatige Veranstaltungsballons in der Kulturhauptstadt Braunschweig im Jahre 2010 aufsteigen.
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Breathing Braunschweig | (Matsuo Kunihiko, Japan) |
Ein Anreiz für die jetzt ausgewählten 31 Teilnehmer: Im Rahmen des Workshops werden auch mehrere international bedeutende Architekten und Künstler Kulturhauptstadtprojekte für Braunschweig vorstellen, darunter Robert Venturi, Philadelphia, Dominique Perault, Paris, Jo Coenen, Maastricht.
Daneben hat die Jury gestern drei Sondereinladungen ausgesprochen: An den Star-Designer Luigi Colani, den Architekten Prof. Rob Miller, Charleston, sowie den Bund deutscher Architekten (BDA). „Alle drei haben ihr Interesse an dem Workshop bekundet“, so Zwafelink. „Das ist für uns natürlich eine Bestätigung. Gleichzeitig verdeutlichen diese drei Namen auch die Bandbreite von unterschiedlichen künstlerischen und architektonischen Herangehensweisen, die wir mit Wettbewerb und Workshop ansprechen.“ Während etwa Colani Objekte schaffe, die für sich stehen können, stehe Rob Miller für städtebauliche Projekte, die in besonderer Weise auf die jeweils vorgefundene bauliche Situation eingehen. Und der BDA vereinige unter seinem Dach ebenfalls eine Vielzahl unterschiedlicher Konzeptionen.
Die Jury hat ihre Wahl nach zwei „Rundgängen“ durch die eingereichten Vorschläge getroffen. Von den Beiträgen aus der engeren Wahl, die nicht nicht ausgewählt wurden, hat sie einige vorgemerkt, deren Verfasser im Falle von Absagen zum Workshop eingeladen werden und die von Herangehensweise und Schwerpunkt her entstehende Lücken füllen können.
Das Thema des Wettbewerbs „Präsenz der Zeit“ orientiert sich am Motto der Kulturhauptstadtbewerbung „Zeitlandschaften“. Präsenz der Zeit ist zum einen als temporale Bestimmung gemeint, also im Sinne von Gegenwart im Gegensatz zu Vergangenheit (Braunschweig, Stadt Heinrich des Löwen) und zu Zukunft (Braunschweig, Stadt der Forschung). Zum anderen steht Präsenz der Zeit auch für erhöhte Aufmerksamkeit und Wahrnehmbarkeit städtischer Phänomene.
So waren Ideen und Projekte gefragt, die Braunschweig in der regionalen und überregionalen Wahrnehmung „Präsenz“ verleihen sollen. Die Projektideen gliedern sich hierbei in drei Themenblöcke, nämlich Zeitspuren, Stadtbausteine und Architekturen. Zeitspuren sollen Braunschweig ein Stück verloren gegangene Identität wiedergeben. Die Stadtbausteine beinhalten Projekte, die auf eine Schärfung und Stärkung des Profils der Quartiere und Siedlungszellen abzielen. Diesen Themen konnten sich die Teilnehmer auf unterschiedliche Weise nähern, mit architektonischen Arbeiten, aber auch durch Gestaltung und Inszenierung mit Farbe oder Licht.
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Breathing Braunschweig | (Matsuo Kunihiko, Japan) |
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