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2004-01-19 | Todestag des Dichters und Germanisten August Heinrich Hoffmann von Fallersleben.
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben | (Stadtarchiv Braunschweig) |
August Heinrich Hoffmann, der später den Namen des Heimatorts dem seinen hinzufügte, wurde am 2. April 1798 in Fallersleben geboren. Hier besuchte er die Grundschule, im Anschluss daran die Bürgerschule und erhielt überdies Privatunterricht. Fallersleben, das heute ein Ortsteil von Wolfsburg ist, hatte im Laufe seiner Geschichte mehrfach den Besitzer gewechselt. Im Jahr 1806 war es Durchmarschgebiet französischer Truppen und von Teilen der geschlagenen preußischen Armee. Danach gehörte es zum Königreich Westfalen, dass Napoleons Bruder Jérôme regierte. Im sogenannten Oker-Department wurden dem Vater Hoffmanns, einem angesehenen Kaufmann und Bürgermeister, die Amtsgeschäfte für den Canton übertragen, zu dem auch Fallersleben gehörte. Im Jahr seiner Konfirmation 1812 wechselte Hoffmann zum Pädagogikum in Helmstedt, drei Jahre später zum Katharineum in Braunschweig, wo er seine Kenntnisse in lateinischer und griechischer Sprache vertiefte. Nach den Befreiungskriegen und der Verbannung Napoleons wurde 1815 mit dem Wiener Kongress die alte Machtkonstellation in Europa wiederhergestellt, der Einfluss Metternichs wuchs. Hoffmann begann in Göttingen Theologie und klassische Philologie zu studieren, wobei sein Interesse, angeregt durch die Schriften Johann Joachim Winckelmanns, weniger der Theologie als der Sprachlehre und der Kunst des Altertums galt. Auf seiner ersten großen Wanderung, die ihn über Kassel führte, lernte er Jacob Grimm kennen. Die Folge dieser Begegnung war, dass Hoffmann sich zunehmend der deutschen Sprache und Dichtung zuwandte, er begann die Eigentümlichkeiten seines eigenen Volkes zu studieren. Von einer Germanistik im heutigen Sinn konnte noch nicht die Rede sein, aber sie war in den Schriften Johann Gottfried Herders, Jacob und Wilhelm Grimms schon im Ansatz zu erkennen. Hoffmann setzte seine Wanderungen fort, die ihn über Eisenach und Weimar nach Jena führten, wo er die Bekanntschaft des Naturphilosophen Lorenz Oken machte. In dessen enzyklopädischer Zeitschrift „Isis“ veröffentlichte er erste Verse, wohlweißlich anonym. Die Ermordung des konservativen Dramatikers August Friedrich von Kotzebue durch den Theologiestudenten Karl Ludwig Sand am 23. März 1819 nahm die Obrigkeit zum Anlass, in den Karlsbader Beschlüssen eine massive Pressezensur zu verabschieden. Hoffmann wechselte an die Universität in Bonn und begann gleichzeitig mit seinen „literarischen Reisen“ durch Deutschland und das westliche Europa, was bald zum festen Bestand seiner philologischen Studien gehören sollte. Er begegnete u.a. Hegel, Achim und Bettina von Arnim, Joseph von Eichendorff und Annette von Droste-Hülshoff sowie den Liberalen Fritz Reuter und Karl Gutzkow. Ein Ergebnis der Reisen in die Niederlande und nach Flandern, mit der Absicht geführt, die gemeinsamen Wurzeln deutscher und niederländischer Volkspoesie nachzuweisen, war die Textsammlung „Horae Belgicae“, wofür er die Ehrendoktorwürde der Universität Leiden erhielt. Inzwischen hatte sich Hoffmann in Breslau niedergelassen, wo er mit Unterbrechungen von 1823 bis 1843 blieb. Er arbeitete als Bibliothekskustos und wurde später zum ordentlichen Professor für Deutsche Philologie ernannt. Dazu verhalf ihm, neben Publikationen wie einer Geschichte des deutschen Kirchenliedes, die Tatsache, dass es ihm gelang, das verloren geglaubte „Ludwigslied“ aus dem 9. Jahrhundert in der Bibliothek von Valenciennes aufzuspüren. Die politische Situation in Deutschland hatte sich unterdessen verschärft. An den Universitäten als Keimzellen von Liberalität fanden Säuberungsaktionen statt, dem Theologen Friedrich Schleiermacher wurde der Prozess gemacht, andere entzogen sich der Verhaftung durch Flucht wie Georg Büchner, der steckbrieflich gesucht wurde. 1840/41 veröffentlichte der Verleger Julius Campe, ein Neffe Joachim Heinrich Campes, in zwei Bänden die „Unpolitischen Lieder“ in einer Auflage von 12.000 Exemplaren, die reißenden Absatz fand. Für den Autor, Hoffmann von Fallersleben, bedeuteten diese keineswegs unpolitischen Verse die Amtsenthebung, der Verlag wurde mit Publikationsverbot belegt. Des Landes verwiesen und seiner Pension verlustig, entging Hoffmann in den folgenden Jahren der Gefahr nur knapp, wie so viele in die Vereinigten Staaten auswandern zu müssen. Bei freisinnigen Gutsbesitzern fand er Asyl. Er blieb weiterhin politisch aktiv und hielt an den Idealen der Menschenrechte und der nationalen Einheit fest, ohne sich an den Aufständen der 48er Revolution zu beteiligen. Trotz des preußischen Amnestieerlasses vom 20. März 1848 gelingt es Hoffmann nicht, seine Professur zurückzuerhalten. Ein Jahr später heiratet er seine achtzehnjährige Nichte Ida, zusammen nehmen sie das Wanderleben wieder auf. Durch Vermittlung von Franz Liszt wird Hoffmann 1854 Mitherausgeber der „Weimarischen Jahrbücher für deutsche Sprache, Literatur und Kunst“ am Hof des Großherzogs von Sachsen-Weimar. Es gehört zu den Widersprüchlichkeiten in Hoffmanns Leben, dass er als Verfechter deutschnationaler und liberaler Ideen sich die letzten zwei Jahrzehnte seines Lebens in Diensten des Adels befand. 1860 geht die Familie, inzwischen wurde der Sohn Franz geboren, nach Corvey bei Höxter, wo Hoffmann die Neuordnung der Bibliothek des Herzogs von Ratibor übernehmen soll. Kurz darauf stirbt seine Frau, worauf der Dichter sich verzweifelt in seine Arbeit vergräbt. Es entstehen weitere Liedersammlungen und seine sechsbändige Autobiographie mit dem Titel „Mein Leben“. Die Reichsgründung 1871 erlebt er noch wie so mancher seiner früheren Mitstreiter. Am 19. Januar 1874 stirbt Hoffmann von Fallersleben nach zwei Schlaganfällen in Corvey.
Zitat:
WIE IST DOCH DIE ZEITUNG INTERESSANT
28.Mai.1841
Wie ist doch die Zeitung interessant für unser liebes Vaterland ! Was haben wir heute nicht alles vernommen ! Die Fürstin ist gestern niedergekommen, und morgen wir der Herzog kommen, Hier ist der König heimgekommen, dort ist der Kaiser durchgekommen, bald werden sie alle zusammenkommen - Wie interessant ! wie interessant ! Gott segne das liebe Vaterland !
Wie ist die Zeitung doch interessant für unser liebes Vaterland ! Was ist uns nicht alles berichtet worden ! Ein Portepeefähnrich ist Leutnant geworden, ein Oberhofprediger erhielt einen Orden, die Lakaien erhielten silberne Borden, die höchsten Herrschaften gehen nach Norden, und zeitig ist es Frühling geworden - Wie interessant ! wie interessant ! Gott segne das liebe Vaterland !
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