2004-02-13 | Geburtstag des Gymnasialprofessors, Schulsportreformers und Philologen Konrad Koch (1846 – 1911)
Am 13. Februar 1846 kam Wilhelm Carl Johann Conrad Koch als erstes Kind des Oberlehrers Johann Conrad Koch und seiner Ehefrau Louise Wilhelmine in Braunschweig zur Welt. Er war Schüler des Vereinigten Pro- und Obergymnasiums, das von 1866 an den Namen Martino-Katharineum führte. Nach dem Abitur 1864 studierte er dem Vorbild des Vaters folgend Theologie und Philologie, zunächst in Göttingen, später in Berlin und Leipzig. Vier Jahre darauf kehrte Koch, inzwischen promoviert, als Hilfslehrer an seine alte Schule zurück. Ihm war gestattet worden, seinen an einem Augenleiden erkrankten Vater teilweise zu vertreten, bevor er selber schließlich Oberlehrer wurde. Er unterrichtete Geschichte und alte Sprachen. Der Sportunterricht jener Zeit bestand im wesentlichen aus Turnübungen, die auf Pädagogen wie Johann Christoph Friedrich GutsMuths und Friedrich Ludwig Jahn zurückgingen. Schon bald erkannte Koch in deren Ansätzen den pädagogischen Wert von sogenannten Schulspielen, die allgemein in Vergessenheit geraten waren, und beklagte gleichzeitig den unter Jugendlichen weit verbreiteten Bewegungsmangel. Gemeinsam mit seinem Kollegen Hermann Corvinus führte er Sportarten an der Schule ein, die den Gemeinsinn und die Leistungsfähigkeit der Schüler stärken sollten. 1874 war es zunächst Fußball als Spiel für den Winter, nachdem es dem Turnlehrer August Hermann gelang, aus England einen geeigneten Ball zu bekommen. Später kamen Baseball und Cricket als Sommerspiele hinzu. August Hermann, der sich überdies für den Mädchensport engagierte, machte, angeregt durch seinen nach Boston ausgewanderten Sohn, 1896 das Korbballspiel in Braunschweig populär. Im Jahr 1875 gab Koch ein erstes Regelwerk des Fußballspiels heraus, was seinerzeit den Gebrauch der Hände noch erlaubte. Bemerkenswert ist, dass Koch als Steuerung des Spielverlaufs die Abseitsregel festlegte, eine Regel, die trotz mehrfacher Versuche bis heute nicht abgeschafft worden ist. Der Fußball in Deutschland erreichte seinen vorläufigen Höhepunkt mit der Gründungsversammlung des Deutschen Fußballverbands 1900 in Leipzig, an der sich die drei Braunschweiger Vereine Eintracht, Germania und Brunsviga beteiligten. Ein Jahr später gab Koch der Schule ein neues Spiel, das er „Raffball“ nannte und aus dem sich nachfolgend der Handball entwickelte. Bei aller Sportbegeisterung muss betont werden, dass für Koch die Gemeinschaftsbildung und deren Auswirkung auf die soziale Entwicklung der Schüler im Vordergrund stand, im Sinne von selbstbestimmtem und verantwortlichem Handeln. Neben der Entwicklung der Schul- und Jugendspiele war Koch auch kulturell und publizistisch aktiv. So erschien z.B. „Platos Gorgias als Schullektüre“(1892). Darüber hinaus veröffentliche er außer einer „Geschichte des Fußballs im Mittelalter und in der Neuzeit“(1894) mehrere pädagogische Schriften, darunter sein Hauptwerk „Die Erziehung zum Mute durch Turnen, Spiel und Sport. Die geistige Seite der Leibesübungen“ (1900). Auch zum Werk seines Freundes Wilhelm Raabe liegen Beiträge vor. Konrad Koch starb am 13. April 1911 noch vor seiner Pensionierung in Braunschweig.


Zitat:
„Die Frage, ob Fußball in Deutschland eingeführt werden soll oder nicht, bedarf keiner Erörterung mehr, sie ist durch die Macht der Tatsachen entschieden.“ (1894)