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2004-03-04 | Architekten aus aller Welt arbeiten an Ideen für 2010
Außerdem nehmen 45 internationale Architekten und Künstler an dem Workshop teil, die ebenfalls Projekte für eine Kulturhauptstadt Braunschweig und die Region im Jahr 2010 entwickelt haben. Einige von ihnen kommen von weit her: aus Buenos Aires, La Plata, Hongkong, San Francisco oder Chicago. Sie wurden als Autoren von Ideenskizzen im Vorfeld des Workshops von einer Jury ausgewählt und nach Braunschweig eingeladen (insgesamt waren 153 Wettbewerbsarbeiten eingereicht worden). Gefragt waren originelle, innovative und öffentlichkeitswirksame Ideen und „Stadt-Bau-Kunst-Projekte“ in Form von Texten, Bildern, Collagen, Projektskizzen oder Kompositionen, die in einer möglichen Kulturhauptstadt Braunschweig 2010 verwirklicht werden könnten.
An drei öffentlich zugänglichen Orten in der Innenstadt arbeiten die Workshop-Teilnehmer mit dem Zeichenstift, dem Computer oder am Modell, um ihre zum Wettbewerb eingereichten Ideenskizzen zu vervollständigen und auf örtliche Gegebenheiten anzupassen: neben dem Bohlweg-Pavillon vor dem Café Alex sind dies die derzeit leer stehenden Ladengeschäfte Waisenhausdamm 8 - 11 und der Kohlmarkt. Wer Interesse hat, kann ihnen dabei über die Schulter schauen: von Montag, 8. März, 14 bis 18 Uhr, Dienstag, 9. März, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr, Mittwoch, 10. März, von 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 18 Uhr.
Die Vorträge der international renommierten Architekten sind ebenfalls öffentlich. Sie finden im großen Vortragssaal der Industrie- und Handelskammer (IHK) im Gewandhaus am Altstadtmarkt statt, der rund 200 Zuhörer fasst. Rolo Fütterer beginnt die Vortragsreihe am Montag, 8. März, 18 Uhr, Robert Miller, ein Architektur-Professor aus Charleston, US-Bundesstaat South Carolina, setzt sie am Dienstag, 9. März, 17.30 Uhr, fort, gefolgt von Robert Venturi am Mittwoch, 10. März, 18 Uhr. Zum Abschluss präsentiert Dominique Perrault (Paris) am Donnerstag, 11. März, 18 Uhr, seine Vorstellungen.
„Ich freue mich, dass es gelungen ist, mit dieser Aktion der Kulturhauptstadtbewerbung Braunschweigs und der Region schon jetzt, unmittelbar vor Abgabe der Bewerbungsschrift, eine internationale Dimension zu geben. Viele kreative Köpfe aus aller Welt, aber auch weltbekannte Architekten denken darüber nach, wie Braunschweig 2010 aussehen könnte. Dies ist ein überaus spannender Prozess“, strich Stadtbaurat Wolfgang Zwafelink heraus. Er erwarte während des Workshops spannende Diskussionen unter Fachleuten und unter Braunschweigern.
„Wir haben nach Ideen und Stadt-Bau-Kunst-Projekten gesucht, die in einer Kulturhauptstadt Braunschweig 2010 thematisiert werden könnten und sich mit dem komplexen Zusammenspiel von Zeit und Raum befassen. Es gibt dabei keine strengen Vorgaben. Entscheidend ist, dass die Beiträge originell und innovativ sind“, sagte Zwafelink weiter. Viele Ideen seien sehr viel versprechend. Mit dem internationalen Workshop "Präsenz der Zeit" habe die Stadt Braunschweig schon jetzt einen städtebaulichen Prozess angeschoben, der im Rahmen des möglichen Kulturhauptstadtjahres 2010 seinen Höhepunkt finden werde. Deshalb würden die Ergebnisse auch in die Bewerbungsschrift eingearbeitet, die Ende des Monats bei der Landesregierung abgegeben werde.
Zwei Projektideen werden bereits während des Workshops verwirklicht und können besichtigt werden. In seinem Projektvorschlag „Driving Park“ hat der 32-jährige Künstler Jürgen Bretschneider aus Liebstadt bei Dresden eine rollende Parklandschaft beschrieben, die durch Braunschweig fährt. Dabei handelt es sich um einen mit Rasen, Bäumen und Parkbank ausgestatteten Cabrio-Bus, der am Montag, 8. März, um 11 Uhr vom Altstadtmarkt aus startet. Während des Workshops von Montag bis Donnerstag fährt er um 11, 15 und 17 Uhr vom Bohlweg-Pavillon ab. Weitere Haltestellen mit Wartezeiten für eine Besichtigung sind der „Altstadtmarkt“ und der „Nahverkehrsbahnhof“ am Hauptbahnhof. Eine Mitfahrt ist allerdings nicht möglich. Dieses Projekt ist in enger Kooperation vom Baudezernat und den Braunschweiger Verkehrsbetrieben in sehr kurzer Zeit realisiert worden.
Zum zweiten Projekt, der „interaktiven Baulücke“, laden die Planerinnen Wibke Ihlenburg-Dreessen, Doris Noll, Bettina Brosowsky und Christine Schütz aus Braunschweig Bürgerinnen und Bürger in den Bohlweg-Pavillon ein, und erläutern ihre Vorstellungen, wie Baulücken am Bohlweg gefüllt werden können. Dabei kann jeder mitmachen und Bilder und Materialmuster mitbringen. Dies montieren die Planerinnen in ein großes Modell und dokumentieren den Vorschlag. Sie erhoffen sich dadurch ein breites Spektrum von unkonventionellen Beiträgen.
Das Thema des Workshops „Präsenz der Zeit“ orientiert sich am Motto der Kulturhauptstadtbewerbung „Zeitlandschaften“. Präsenz der Zeit ist zum einen als temporale Bestimmung gemeint, also im Sinne von Gegenwart im Gegensatz zu Vergangenheit (Braunschweig, Stadt Heinrich des Löwen) und zu Zukunft (Braunschweig, Stadt der Forschung). Zum anderen steht Präsenz der Zeit auch für erhöhte Aufmerksamkeit und Wahrnehmbarkeit städtischer Phänomene.
So waren Ideen und Projekte gefragt, die Braunschweig in der regionalen und überregionalen Wahrnehmung „Präsenz“ verleihen sollen. Die Projektideen gliedern sich in zwei Themenblöcke, nämlich Zeitspuren und Architekturen. Zeitspuren sollen Braunschweig ein Stück verloren gegangene Identität wiedergeben. Diesen Themen konnten sich die Teilnehmer auf unterschiedliche Weise nähern, mit architektonischen Arbeiten, aber auch durch Gestaltung und Inszenierung mit Farbe oder Licht.
Unterstützt wird der Workshop von der Zürich Lebensversicherung AG Bonn sowie Wolfgang Mewes/ Nonn-Immobilien, Braunschweig, die Räume zur Verfügung stellten.
Informationen zu den Vorträgen
Jo Coenen vertreten durch Rolo Fütterer Projekt Fotomuseum Friesenstraße, Montag, 8. März, 18 Uhr, Gewandhaus, großer Vortragssaal
Jo Coenen wird beim Workshop von seinem Direktor Rolo Fütterer vertreten. Coenen realisierte eine Bibliothek in Heerlen (1983-86), und das Rathaus in Delft (1984-86) sowie das Niederländische Architekturinstitut in Rotterdam. Als Stadtplaner entwickelte er den Gesamtplan der Vaillantlaan in Den Haag (1987-95), den Plan für das ehemalige "Sphinx Céramique"-Gelände in Maastricht (1987) und für die KNSM-Insel im östlichen Hafengebiet in Amsterdam (1988-89). Coenen, ein Vertreter der Moderne, ist seit 2000 Reichsbaumeister in Den Haag.
Robert Miller Kein Projekt, Workshopteilnehmer, Dienstag, 9. März, 17:30 Uhr, Gewandhaus, großer Vortragssaal
1997-99 war Robert Miller Direktor am Charles E. Daniel Center in Genua, Italien, seit 2000 ist er Direktor am Clemson Architecture Center in Charleston (CAC). Robert Miller war als Architekt in Atlanta tätig. Er betreibt bei der Umsetzung seiner Projekte eine architekturtheoretische Reflexion auf hohem Niveau. Darüber hinaus hat er verschiedene Installationen erstellt, von denen die im Rahmen des Spoleto Festivals USA 2003 realisierte Installation „Latitude32° - Navigating HOME“ die bekannteste ist.
Robert Venturi Projekt Dichterpalast Viewegs Garten, Mittwoch, 10. März, 18 Uhr, Gewandhaus, großer Vortragssaal
Gründer des Architekturbüros Venturi Scott Brown Architects (VSBA). Robert Venturi ist neben seiner Architektur auch als Theoretiker und Künstler bekannt. Seine Bücher „Komplexität und Widerspruch in der Architektur“ und „Lernen von Las Vegas“ sind anerkannte Meilensteine der Architekturtheorie. Die meist zusammen mit Denise Scott Brown entworfenen Projekte haben Architekten weltweit beeinflusst. Die jüngsten Projekte von Venturi sind u. a. das Campus Center der Princeton Universität. Venturi hat darüber hinaus zahlreiche College- und Universitätsprojekte in vielen Ländern realisiert. Venturi ist Mitbegründer und einer der Hauptvertreter der Postmoderne.
Dominique Perrault, Projekt Medienzentrum Lange Straße, Donnerstag, 11. März, 18 Uhr, Gewandhaus, großer Vortragssaal
studierte Architektur und Stadtplanung in Paris und Ponts et Chaussées, bevor er sich 1981 in Paris selbstständig machte. Perrault gewann die internationalen Realisierungswettbewerbe für die französische Nationalbibliothek (1989)und die Schwimm- und Radsporthallen (1992) in Berlin, die neben zahlreichen anderen Bauten in verschiedenen Ländern umgesetzt wurden. Verschiedene Auszeichnungen, u. a. den Grossen Staatspreis für Architektur 1996, Preisträger des Mies van der Rohe Preises für die Nationalbibliothek in Paris1997. Lehrtätigkeit an verschiedenen internationalen Hochschulen, unter anderem an der E.T.H. in Zürich. Dominique Perrault ist durch seine klare Architektursprache und die Verwendung ungewöhnlicher Baumaterialien berühmt geworden.
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