2004-07-22 | „Die große Wand“ Die Künstlerin Anna Susanne Jahn im Tagebau Schöningen
Noch bis zum 15. August 2004 besteht in Schöningen eine “Druckgrafische Werkstatt auf Zeit” in den eigens für diesen Zweck eingerichteten Räumen im Schöninger Schloss (ehemaliges Gefängnis, I. Stock). Besucher können mit der Malerin Werkstatt-Gespräche führen und ihre Arbeitsweise sowie den Fortschritt ihrer Arbeit über den Sommer in Schöningen live verfolgen. Veranstalter dieses Projektes im Rahmen der Kulturhauptstadt-Bewerbung Braunschweigs und der Region sind die Stadt Schöningen und der Kunstförderverein Schöningen e.V. in Zusammenarbeit mit der BKB und gefördert durch die Stiftung Nord/LB – Öffentliche.

Während des Arbeitsaufenthaltes entsteht die Serie der “Schöninger Schichtungen”, Monotypien, die sich mit dem im Tagebau freigelegten Bodenprofil auseinandersetzen. Außerdem als Hauptwerk eine farbige Riesenmonotypie (ca. 1,40 x 10 Meter), aus mehreren Einzelbögen zur monumentalen Hängerolle montiert, unter dem Titel “Die große Wand”. Eine Reproduktion des Ergebnisses wird abschließend als Lichtinstallation am Hausmannsturm des Schöninger Schlosses zu sehen sein.

Dem durch den Braunkohle-Tagebau erzeugten Bodenprofil, den monumentalen Grabungen in die Tiefe der Erd- und Menschheitsgeschichte gilt dabei das Hauptinteresse der Künstlerin. Die gefundenen urzeitlichen Spuren von Menschen, Lebewesen und Landschaften quer durch die Zeit (über mehrere Eiszeiten hinweg) sind nicht nur im Schloss Schöningen in der Ausstellung gut dokumentiert, sondern auch im Tagebau selbst. Dort fällt eine riesige Abbruchkante senkrecht über gut 25 Meter in die Tiefe ab. Sie weist sichtbar die Spuren der Erdgeschichte in vielfältigen Strukturen auf. Deutlich sichtbar sind nicht nur die Kohleflöze, sondern auch Moorböden, Kalkschichtungen aus urzeitlichen Meeren, Versteinerungen und Sedimente aus vielen Jahrtausenden sich verändernder Landschaften, Tierpopulationen und menschlicher Besiedlungen.

In Zusammenarbeit mit der BKB ist die Installation eines Tuches im Tagebau Schöningen geplant. In derselben Größe und zeitgleich mit dem Wachstum der Hängerolle im Schloss wird ein weißes Tuch die Verbindung zum Tagebau unterstreichen, das an der “Großen Wand” im Tagebau installiert werden soll. Ihm wird von Wind, Regen, Gesteins- und Kohlenstaub im Tagebau allmählich die pastellene Farbigkeit der umliegenden Landschaft eingeschrieben – für die Dauer des Arbeitsaufenthaltes von Anna Susanne Jahn in Schöningen findet auf diese Weise eine selbsttätige “Landschaftsmalerei” auf dem Tuch statt.

Drei öffentliche Führungen durch den Tagebau mit der Künstlerin und der BKB werden mittwochs, 13 Uhr, am 21.7., 4. 8. und 11.8. stattfinden. Des weiteren wird in Monotypie-Workshops für Schüler und Erwachsene den Teilnehmern diese druckgrafische Technik nahe gebracht. Termine und Anmeldung bei Frau Rybotycky:Tel. 05352-3641.

Zwei Schaufenster eines leerstehenden Geschäftes in der Fußgängerzone nahe dem Schöninger Marktplatz werden zur Ausstellungsfläche auf Zeit. In einem der Fenster wird mittels Beamer-Technik ständig der aktuelle Zustand der Hängerolle “Die Große Wand” gezeigt, begleitet von Informationen über die Malerin und ihre Technik. Im zweiten Schaufenster werden kleinere Originale aus der Serie “Schöninger Schichtungen” ausgestellt, die im Laufe des Aktionszeitraumes von Anna Susanne Jahn öfter ausgetauscht werden.

Öffnungszeiten der Werkstatt sind Mittwochs 14.00 bis 17.00 Uhr und Sonntags 12.00 bis 16.00 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter: 05352-90 92 19.