2004-11-13 | 1. Lessing-Mahl am 13. November 2004
Die Bürgerinnen und Bürger der Region begründeten am Vorabend des deutschen Volkstrauertags eine neue Tradition: In Wolfenbüttel feierten sie das erste »Lessing-Mahl« unter dem Motto: “Alle Menschen werden Nachbarn". Nachbarn luden Nachbarn ein, die sie bisher gar nicht oder nur vom Sehen kannten. Menschen boten Menschen, die ihnen bisher fremd waren, ihre Gastfreundschaft an.

Braunschweig und Wolfenbüttel sind eng mit der Persönlichkeit Gotthold Ephraim Lessing verbunden. Seine Ideen gehören zum kostbarsten Erbe der Region. Lessings Philosophie der aktiven Toleranz zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen als Voraussetzung jeder Zivilisation sind im Jahr 2004 noch immer hochaktuell. Es ist eine alte historische Erfahrung, dass moralische Überzeugungen und ethische Werte der Bekräftigung durch sinnliche Erfahrungen bedürfen. Das Prinzip der Gastfreundschaft gerade gegenüber Unbekannten gehört zu den ältesten friedensstiftenden Gebräuchen der menschlichen Kultur.

Die Bürgerinnen und Bürger der Region setzten im Lessingjahr 2004 ein Zeichen, das als Signal nach Europa hinausging. Demokratische Kultur brauchte auch das Fest, um zu gelingen. Denn ohne Sympathie für einander, wird uns eine Stadtkultur der Zukunft nicht gelingen. Vielleicht wird schon im nächsten Jahr das Lessingjahr gemeinsam mit anderen deutschen Städten gefeiert, und wenn diese Praxis ein Erfolg wird, ganz sicher auch mit europäischen Städten.

Die Mitmachpostkarten, mit denen man seine Nachbarn einladen konnte, wurden in Braunschweig und Wolfsburg über das City-Card-Netz vom 15. bis 29. Oktober in 90 Gaststätten und Kneipen in einer Auflage von 9.000 verteilt. Weitere 3.000 Karten lagen in der Region in kulturellen und öffentlichen Einrichtungen aus.