Dr. Klaus-Jörg Siegfried
Leiter des Instituts für Museen und Stadtgeschichte, Wolfsburg

Dr. Klaus-Jörg Siegfried
Das Alvar-Aalto-Kulturhaus steht im Mittelpunkt des Werkes Alvar Aaltos in Wolfsburg, der auch die Heilig-Geist-Kirche (1962) und die Stephanus-Kirche (1968) erbaut hat. Somit verfügt die Stadt Wolfsburg heute über drei Bauwerke und damit über die meisten Bauten des berühmten finnischen Architekten in Deutschland.

Das Alvar-Aalto-Kulturhaus war seinerzeit der zentrale Kulturbau der aufstrebenden Stadt Wolfsburg. Das Haus vereinte Stadtbibliothek, Jugendfreizeitheim und städtische Volkshochschule unter einem Dach und komplettierte diese kulturellen Institutionen durch eine Ladenzeile unter den Kolonnaden des Hauses an der Porschestraße (1958 - 1962).

Die Integration aller Einrichtungen zu einem Ganzen ist ein architektonisches Meisterwerk. Die Räume bilden einen funktionalen Zusammenhang. Transparenz und Durchlässigkeit sind das Gestaltungsprinzip des Hauses.



Alvar-Aalto-Kulturhaus
Das Avar-Aalto-Kulturhaus
Das Avar-Aalto-Kulturhaus
(©Heinrich Heidersberger )
Die architektonische Form des Alvar-Aalto-Kulturhauses ist durch die Agora, den Markt der griechischen Stadt, geprägt. Große Foyers im Norden und Süden erschließen das Haus. Skulpturale Treppen führen den Besucher ins Obergeschoss oder wieder herunter. Zentren der Kommunikation sind ein großer Veranstaltungssaal in der Mitte des Erdgeschosses und der darüber liegende Dachgarten. Neben dem Veranstaltungssaal liegt die Stadtbibliothek, der Dachgarten ist von Hörsälen, eine Atelier, Werkstätten, Seminar- und Verwaltungsräumen umgeben.

Die Ausstattung des Hauses mit den verschiedensten Materialien und die künstlerische Gestaltung auch seiner Details unterstreichen Aaltos Anspruch, der Monotonie der industriellen Arbeit ein organisch, d.h. human gestaltetes Bauwerk entgegenzusetzen.

Die Raumgliederung des Alvar-Aalto-Kulturhauses setzte die öffentlichen Komplexe des Rathauses und seines Marktplatzes im Inneren des Hauses fort und leitete zu einer gestalteten Landschaft über, die im Süden auf dem höchsten Ort der Stadt, dem Klieversberg, kulminierte. Das Bauwerk bildete damit den Höhepunkt des landschaftsgebundenen Bauens, das den Aufbau der Stadt in den 50er und 60er Jahren prägte und ihr die Gestalt einer Stadtlandschaft verlieh.
Allerdings hat sich Wolfsburg inzwischen von einer industriellen Wohnstadt im Grünen zu einer Stadt mit dominanter Dienstleistungsstruktur und deutlich erhöhten Konsum- und Freizeitangeboten gewandelt. Die Stadt bemüht sich, unter Berücksichtigung der inzwischen veränderten Nutzung des Hauses und Gestaltung seiner Umgebung dem architektonischen Stilwillen Aaltos Rechnung zu tragen und dem Haus eine adäquate Rolle in dem aktuellen städtischen Kontext zuzuweisen.