Die Brücke: Die Sophienbrücke/"Ferdinandbrücke" wurde im Jahr 1900 zwischen einer abgeschieden gelegenen Wohngegend mit großen Privatgärten und dem gegenüberliegenden industriell geprägten neuen westlichen Stadtgebiet errichtet. Während auf der Ostseite Herrschaftshäuser das Stadtbild prägten, standen auf der anderen Flussseite Hunderte von Arbeitern täglich Schlange vor dem städtischen "Volksbrausebad Ferdinandbrücke".

 

 

Die Brücke wurde erst nach mehreren Anläufen gebaut; gegen den heftigen Widerstand der Villenbesitzer, die um ihre Ruhe und den Wert ihrer Immobilien bangten. Sie besteht aus einer Eisen- und Betonkonstruktion mit einem Mittelpfeiler und zwei Durchlässen in Form hängender Parabelbögen. Diese Bögen sind auf jeder Seite verziert mit florealen Sandsteinornamenten, einer Kartusche mit der Jahreszahl 1900 und Drachenköpfen, die wie wasserspeiende Wächter eine Art bogenförmiger Liane im Maul halten. Die Gestaltung der Brücke (von der es keine Originalvorlagen mehr gibt) wirkt wie ein Versuch, die gegensätzlichen Lebenswelten der Anlieger in einer Synthese zusammenzuführen.

 

Das Projekt: Der untere Teil der Brücke wird (mehr oder weniger deckend) mit phosphoreszierendem grünlich-gelbem Pigment beschichtet. Die Schmuckornamente und die Bögen mit den Drachenköpfen werden verstärkt herausgearbeitet. Durch am Brückenrand versteckt angebrachte Schwarzlichtlampen wird die Leuchtkraft des Pigments aktiviert. Je nach Lichtintensität wird es mehr oder weniger stark leuchten: Bei Tageslicht werden die Pflanzenornamente grünlich schimmern und dadurch in die umgebende Natur eingebunden, nachts werden die phosphoreszierenden Formen stärker leuchten und, mit der Spiegelung im Wasser einen Doppelbogen bildend, eine neue Brückenform ergeben.

 

   
 
Die jetzt fast zugewachsenen und nur vom Wasser aus sichtbaren Ornamente der Brücke werden ihr Eigenleben zurückerhalten und durch ihre farbige Spiegelung auch für die Fußgänger wieder sichtbar sein. Zu einer bestimmten Zeit werden nachts die Lampen ausgeschaltet. Das Pigment leuchtet noch einige Zeit nach und wird dann allmählich immer dunkler, sodass das Bild der Brücke und seine Reflexion sich wie ein Traumbild auslöst.

Christina Kubisch
   
 
Das Kunstwerk von Christina Kubisch entsteht mit freundlicher Unterstützung einer
privaten Sponsorin.
     
 

 

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