Wie begegnet eine Nachbarstadt Hannovers im Jahr 2000
dem Anspruch etwas "Besonderes" dem erwarteten Kulturmarathon
in und um die Landeshauptstadt beizusteuern? Und das ohne
Ansprüche zu stellen und Erwartungen zu wecken, die schließlich
nicht gehalten werden können, weil das Angebot die Besucherinnen
und Besucher gar nicht erreicht? Schließlich soll das
Programm auf dem EXPO-Gelände bis spät in den Abend
hineinreichen. Die Gäste, die ihr Hotelbett in Braunschweig
finden, werden Braunschweig also erst erreichen, wenn Museen
schon längst geschlossen sind und open-air-Veranstaltungen
bereits die letzte Zugabe gesehen haben.
Spektakulär aber unaufdringlich, leise jedoch eindringlich
und unübersehbar - die Überlegungen richteten sich
schnell auf ein Medium, das diese Anforderungen erfüllt:
das Licht. Und so entstand die Idee des "Lichtparcours 2000",
der Braunschweig in einem ungeahnten Licht erscheinen lassen
wird. Doch wer bei dem Titel an Lasereffekte, Multivisionsshows
oder die Beleuchtung historischer Bauwerke denkt, der irrt.
Der "Lichtparcours 2000" ist eine in der Bundesrepublik in
diesem Umfang bislang einmalige Ausstellung zeitgenössischer
Lichtkunst im öffentlichen Raum mit internationalen Künstlerinnen
und Künstlern.
Der Titel "Lichtparcours 2000" nimmt eine topografische Besonderheit
der Braunschweiger Innenstadt auf, die auf einer Okerinsel
liegt. Besucherinnen und Besucher der City queren daher -
zumeist unbemerkt - eine der zahlreichen Okerbrücken
um auf diese Insel zu gelangen. Der Parcours wird nun die
oftmals nur noch als bloße Verkehrswege wahrgenommenen
Okerbrücken zu neuem Leben erwecken.
Im Winter 1998/99 wurden 23 Entwürfe von national und
international renommierten Künstlerinnen und Künstlern
eingereicht und ausgestellt. Anschließend wurden Sponsoren
und Paten für die Finanzierung gesucht und in 13 Fällen
auch gefunden.
Die
Besucher dürfen gespannt sein, unter den Teilnehmerinnen
und Teilnehmern, deren Arbeiten realisiert werden, befinden
sich so klangvolle Namen wie der Daniel Burens, Esther Shalev-Gerzs
oder Fabrizio Plessis. Erst durch das großzügige
Engagement regionaler und bundesweit agierender Unternehmen
wird der Parcours letztlich jedoch Wirklichkeit.
Am 3. Juni 2000 ist es dann so weit: Der "Lichtparcours 2000"
wird feierlich eröffnet und in die Abenddämmerung
hinein werden an den Okerbrücken im wahrsten Sinne des
Wortes die Lichter angehen.
Doch wie kann der interessierte Besucher diese außergewöhnliche
Ausstellung unter freiem Himmel besichtigen, ohne dabei Blasen
an den Füßen zu bekommen? Nun, das ist so ungewöhnlich
wie der Parcours selbst. Den ganzen Sommer hindurch werden
von zwei zentralen Anlegestellen aus
>Schuten - behäbige Boote, die ca. 30 Kunstbegeisterten
Platz bieten - die Oker hinauf und hinunter fahren. Von sachkundigen
Begleitern geführt, werden die Besucherinnen und Besucher
ganz bequem vom Boot aus in die Geheimnisse der Kunstwerke
und ihrer Schöpfer eingeweiht, während sie in einem
gemütlichen Tempo auf dem Fluss dahingleiten. Die Touren
werden ca. zwei Stunden dauern.
Wem das vielleicht doch etwas zu langsam ist, dem stehen natürlich
auch noch andere Möglichkeiten der Erkundung offen. Gerade
der westliche Teil des Umflutgrabens lädt mit seinen
dicht aufeinanderfolgenden Installationen all jene zu einem
Sommerspaziergang, die sich nur die eine oder andere Brücke
ansehen wollen.
Und wer die Landschaft gern einmal auf eine eher asiatische
denn typisch europäische Art genießen möchte,
für den ist das >Rikscha-Angebot
genau richtig. Doch egal für welche Form der Erkundung
Sie sich entscheiden, alle bieten sie die Möglichkeit,
Kunstgenuss und Erholung in einer idyllischen Landschaft miteinander
zu verbinden.
Dr.
Anja Hesse, Kulturinstitut Braunschweig
Impressum
Herausgeber:
Stadt Braunschweig, Der Oberstadtdirektor, Kulturinstitut
©2000
Projektidee und Gesamtleitung: Dr. Anja Hesse, Kulturinstitut
Konzeption des Okerparcours: Prof. Gerhard Auer, Braunschweig
Kuratorium:
Prof. Gerhard Auer (Braunschweig),
Prof. John Armleder (Hochschule für Bildende Künste,
Braunschweig),
Jean-Pierre Bordaz (Centre Georges Pompidou, Paris),
Hans-Peter Conrady (Kulturdezernent, Stadt Braunschweig)
Prof. Michael Schwarz (Präsident Hochschule für
Bildende Künste, Braunschweig)
Projektsteuerung: Büro IHP, Harden und Partner
(Braunschweig)
Berabeitung und Redaktion: Stadt Braunschweig, Kulturinstitut
Englische Überstzung: Sigrid von Starck
Gestaltung Print: Gingco Werbeagentur (Braunschweig)
Gestaltung Web: Gingco New Media (Braunschweig)
Nähere
Informationen (keine Buchungen!) zum "Lichtparcours
2000" erhalten Sie beim Kulturinstitut der Stadt Braunschweig,
Steintorwall 3, 38100 Braunschweig, Tel. 0531 / 470 - 48 22
/ 48 45 oder per Fax unter 0531 / 470 - 48 09.
>info@lichtparcours.de
Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler: Thomas
Bartels, Ulrike Böhme, Daniel Buren, Jürgen LIT
Fischer / Peter Brdenk, Yvonne Goulbier, Daniel Hausig, Kazuo
Katase, Yann Kersalé, Christina Kubisch, Vollrad Kutscher,
Antoni Mikolajczyk, Fabrizio Plessi, Esther Shalev-Gerz
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