Auffällig prangen die aus Neonröhren geformten Wörter „OWN“ und „AIR“ an den Fassaden der Holzhütte von Andreas Fischer. Own air – Luft besitzen, ein Ausspruch, der gleichermaßen logisch wie paradox erscheint, ist der Mensch doch unablässig auf das erdumspannende Gasgemisch angewiesen, ohne es sich je zu eigen machen zu können.
Vom Licht angezogen, löst der sich nähernde Betrachter im Inneren der Hütte Bewegungen aus. Von unruhigen Atemgeräuschen begleitet, scheint die Arbeit zu erwachen. Durch ein Fenster fällt der Blick auf eine zunächst sacht pendelnde Leuchte, die sich nach einigen Augenblicken in einer von „Atem-Akustischen Eskalationen“ begleiteten Frontalfahrt auf den Besucher zubewegt. Vom Flutlicht geblendet ist es dem Betrachter nicht länger möglich, die weiteren Vorgänge im Inneren zu erkennen: Die sicher geglaubte Rollenverteilung zwischen Betrachter und Betrachtetem kippt und der Rezipient verwandelt sich in das angestrahlte Exponat.
Koordinaten: 52°16'05.2"N 10°30'49.2"EDas Projekt OWN-AUS wurde von der Stadt Braunschweig realisiert.
Andreas Fischer wurde 1972 in München geboren. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf, wo er 2003 sein Studium als Meisterschüler von Prof. Georg Herold an der Kunstakademie abschloss. Fischer gewann 2012 das Projekt-Stipendium der Kunststiftung NRW, das Peil-Stipendium der Peil-Stiftung Düren sowie 2010 das Atelier Stipendium von Schloss Ringenberg. Aus alltäglichen Materialien und Gegenständen konstruiert Andreas Fischer kinetische Skulpturen, die narrative Qualitäten entwickeln. Andreas Fischers Werke sind in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten, darunter in Kunst aus NRW Kornelimünster, Aachen und in der Sammlung des Museum Ludwig, Köln.
44 Holzrahmen umspannen einen kreisförmigen Weg. Um eine Mittelachse „aufgefädelt“, bilden sie einen gleichzeitig lichten wie tunnelartigen Raum. In der Reihung der Rahmen bilden sich fließende Linien und ein helixartiges Volumen, das flirrende Moirée-Effekte erzeugt. Während sich der Besucher durch die Installation bewegt, zeichnet die Sonne ständig variierende Licht- und Schattenmuster. Gestalt und Dimension der Arbeit werden von den wechselnden Sonnenständen bestimmt. Bei Nacht wird die Schattenwirkung und die Wahrnehmung des Pavillons durch eine Lichtquelle im Zentrum invertiert: Licht- und Schattenfelder bilden sich gleichförmig nach außen ab. In der Verschränkung von Raum, Licht und Zeit zeigt sich You and I, wandering on the snake’s tail als ein komplexer Erfahrungsraum, in dem sich die Tageszeiten spiegeln.
Koordinaten: 52°16'20.7"N 10°30'58.9"EDie Arbeit You and I, wandering on the snake’s tail wurde mit freundlicher Unterstützung der FIBAV Immobilien GmbH sowie der Metallbau Klauenberg GmbH realisiert.
Thilo Frank, 1978 in Waiblingen, Deutschland, geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Nach einem Studium an der Kunstakademie Stuttgart und der Royal Danish Academy of Fine Arts Copenhagen arbeitete er im Studio von Olafur Eliasson, bevor er 2005 für ein Intermedia Art-Studium nach Stuttgart zurückkehrte. Eine Gastprofessur führte ihn 2013 an die University of Aalborg. Zuvor gewann er mit Ekko (2011) und Spænding (2012) zwei dänische Wettbewerbe für permanente Arbeiten im öffentlichen Raum. In seinen häufig begehbaren Installationen beschäftigt sich Frank mit der Frage, wie Symmetrie, Proportionen und Massenverhältnisse die Raum- und Selbstwahrnehmung beeinflussen. Thilo Franks Werke werden international in Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt.
Ausgangspunkt des Projekts Satelliten, das Studierende der Technischen Universität Braunschweig unter der Leitung von Bernd Schulz entwickelt haben, ist das Thema „Contact“. Angenommen, es gäbe interstellares intelligentes Leben, welche Auswirkungen auf unser Denken und Handeln würden sich daraus ergeben? Wie würden wir uns diesen „Fremden“ gegenüber verhalten, wie würden wir sie begrüßen? Wie muss unser „Schiff“ ausgestattet sein, um fremde Intelligenzen angemessen empfangen zu können?
In der Auseinandersetzung mit diesen Fragestellungen entstanden drei begehbare Stahlrahmenkonstruktionen, in die je eine kubische Stoffhülle aus Schirmseide gespannt ist. Zwei schwimmfähige Satelliten ankern an der Basisstation als „Contact“-Punkt, in der regelmäßig Konzerte, Lesungen und Vorträge stattfinden. Die bei Nacht illuminierten Kuben stellen die Sinne auf die Probe. Der Umraum verschwindet und der Besucher ist von einer gleichmäßig hell erleuchteten Hülle umschlossen, die einen kreisrunden Ausblick gen Himmel gewährt.
Realisierter Entwurf: Thies Wacker und Christian Schad
Weitere Entwürfe: Havva Gizem Artar, Katharina Christina Kothe, Michelle Korell
Koordinaten: 52°16'21.2"N 10°31'31.1"EDas Projekt Satelliten war ein Beitrag des IAK, Institut für Architekturbezogene Kunst der Technischen Universität Braunschweig mit dem Institutsleiter Tomás Saraceno. Unterstützt wurde die Kooperation von der Vizepräsidentin für Studium und Kooperation, Prof. Susanne Robra-Bissantz und ihrem Projekt Sandkasten – selfmade campus, sowie durch die Förderer Helmut Streiff und dem Braunschweigischen Hochschulbund e.V.
Ein dichtes Netz an Weihnachtslichtern legt sich über die Fassade des Gartenhauses Haeckel, einer von Architekt und Städtebauer Peter Joseph Krahe erbauten Villa. Im Gleichklang pulsieren Sound und geometrische Lichtmuster und versetzen das Haus in Vibration. Die Lichtchoreographie folgt dem Rhythmus einer von Kevin Schmidt komponierten Soundsequenz, die Motive von Horrorfilmmelodien verarbeitet.
Für gewöhnlich zelebriert häusliche Weihnachtsbeleuchtung das Leben seiner Bewohner im Inneren. Umso auffälliger ist ihre Abwesenheit, die ein nachhaltiges Unwohlsein produziert. Als spektakulär inszeniertes Mysterium lockt die Arbeit Besucher auf das Gelände und lässt die Grenze zwischen privatem und öffentlichem Raum verschwimmen.
Der Soundtrack war vor Ort über die Radiofrequenz 96,80 MHz empfangbar.
Koordinaten: 52°16'03.8"N 10°31'57.9"E
Die Arbeit ...But No One’s Home wurde mit freundlicher Unterstützung der Bürgerstiftung Braunschweig, der Stiftung Sparda-Bank Hannover sowie dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur realisiert.
Der Künstler Kevin Schmidt, 1972 in Ottawa, Kanada, geboren, studierte am Emily Carr Institute of Art and Design, Vancouver. In seinen filmischen und installativen Arbeiten und Aktionen spielt der kanadische Künstler mit idealisierenden Landschaftsbildern und Ablegern der Unterhaltungsindustrie. Nach einer Artist-in-Residence im Künstlerhaus Bethanien Berlin (2013) erhielt Schmidt zuletzt das Braunschweiger BS Project-Stipendiat. Der Künstler lebt in Vancouver.
Mit dem LED-Schriftzug Kultur = Kapital zitiert Alfredo Jaar Joseph Beuys’ These und Arbeit Kunst = Kapital und öffnet sie für einen gesamtgesellschaftlichen wie internationalen Kontext. So ist die Braunschweiger Arbeit Teil einer multilingual angelegten Serie mit Vorläufern in Miami, Helsinki und Turin. An die Portikussäulen des Stadtschlosses montiert, wird die besondere Ambivalenz dieser Sentenz hervorgehoben: Kultur = Kapital verbindet ein Grundvertrauen in die alternative Ökonomie der Kunstproduktion mit einer kritischen Warnung vor ihrer kommerziellen Vereinnahmung. Im Sinne des Kultursoziologen Pierre Bourdieu wird die konfliktreiche Abhängigkeit von kulturellem und ökonomischem Kapital thematisiert. Der Glaube an die Kraft der Kunst und die besondere gesellschaftliche Bedeutung der Kultur werden hervorgehoben.
Koordinaten: 52°15'48.3"N 10°31'38.0"E
Die Arbeit Kultur = Kapital wurde von der Stadt Braunschweig mit freundlicher Unterstützung der RICHARD BOREK STIFTUNG realisiert.
Alfredo Jaar wurde 1956 in Santiago de Chile geboren und studierte dort Architektur und Filmregie. Jaars Arbeiten wurden international in wichtigen Gruppen- und Einzelausstellungen vorgestellt. Seit 1985 ist er Guggenheim Fellow, seit 2000 MacArthur Fellow, 2006 wurde er mit dem spanischen Premio Extremadura a la Creación ausgezeichnet. In seiner konzeptuell angelegten, engagierten Kunst greift Alfredo Jaar sozio-politische Themen und versteckte Missstände auf. Wiederholt kreisen seine Werke im städtischen Raum um die Frage, mit welchen Strategien unterschiedliche Öffentlichkeiten adressiert und versteckte (Macht-)Strukturen freigelegt werden können. Alfredo Jaars Arbeiten sind in renommierten Sammlungen wie der des Walker Art Center, Minneapolis, des Art Institute of Chicago oder des Museum of Modern Art, New York, vertreten. Seit 1982 lebt und arbeitet der Künstler in New York.
Spiegelnd und reflektierend fügt sich das Balkenensemble Bastion Beauté in den Umraum ein. Auf der Kuppe des ehemaligen Ulrich-Bollwerks platziert, verweist Schiemenz Arbeit auf die Spuren einer historischen Befestigungsanlage, die einst Braunschweigs Demarkationslinie definierte. An der Grenze von historischer Innenstadt und neuzeitlicher Stadterweiterung zeigt sich die Skulptur als ein „ungeordneter Haufen spiegelglatter, bunter, leuchtender Balken, eine wirre Collage aus Reflektionen und Farbverläufen“ (Kai Schiemenz), die verlassene Baustelle einer unvollendeten, architektonischen Utopie. Etwas deplatziert aber souverän leuchten die Balken in eigenen Takten still auf. Ihr Licht verfängt sich in den Baumkronen und empfängt jeden Neuankömmling mit einem „pulsierenden Lavendel-Pistazie-Cappuccino-Aroma“ (Kai Schiemenz).
Koordinaten: 52°15'48.5"N 10°32'04.8"E
Das Projekt Bastion Beauté wurde mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz
realisiert.
Kai Schiemenz, 1966 in Erfurt geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Nach einem Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee (1990-1991) und an der UdK Berlin (1991-1998) wurde Schiemenz 1999 Meisterschüler von Lothar Baumgarten. In seiner künstlerischen Arbeit beschäftigt sich Schiemenz mit Stadt, Raum, Architektur und ihren regulierenden Funktionen für den Menschen. Neben dem GASAG-Kunstpreis (2000) und einem Projektstipendium des Hauptstadt Kulturfonds Berlin (2004) erhielt Schiemenz 2005 eine Artist-Residency in der Villa Aurora Los Angeles. Lehraufträge führten ihn an die Monash University Melbourne und an die UdK Berlin.
Für den Lichtparcours entwirft Michael Sailstorfer eine zweiteilige Skulptur. Der erste Teil der Arbeit besteht aus einem geschwungenen Laternenmast, der sich harmonisch in die Parksituation einfügt. Diesem wird ein überdimensionierter Sockel gegenübergestellt, auf dem der Bronzeabguss einer Katze installiert ist. Stoisch richtet sie ihren Blick auf die Laterne und zeigt sich „der Sonne zugewandt“. In der Kombination von Vertrautem und Unerwartetem kreiert Sailstorfer eine rätselhafte, fast surreale Situation. Während sich mit der Katze Lebendiges assoziieren lässt, verweist die Laterne auf den Bereich der seriellen Technik. Natürliche und technische Komponente sind aus ihren jeweiligen Bezugssystemen herausgelöst und entwickeln in der Neukombination eine ungewöhnliche Interaktion von Organismus und Artefakt. Humorvoll konterkariert Sailstorfer die „Heroik klassischer Statuen“ und schlägt einen alternativen Blick auf den streng geometrisch geordneten Löwenwall vor.
Koordinaten: 52°15'34.1"N 10°31'53.5"EDie Arbeit Solarkatze wurde mit freundlicher Unterstützung des Arbeitsausschuss für Tourismus Braunschweig e.V., der GÖHMANN Rechtsanwälte Notare sowie der Kienemann Bau- und Beteiligungsgesellschaft mbH realisiert.
Michael Sailstorfer wurde 1979 in Velden/Vils geboren und studierte an der Akademie der Bildenden Künste München (1999-2005) und am Londoner Goldsmiths College (2003-2004). In seiner künstlerischen Praxis bedient sich Sailstorfer aus dem unerschöpflichen Fundus existierender Objekte, die er raffiniert modifiziert und in neue Funktionszusammenhänge stellt. Mit einem Instinkt für die versteckten Pointen und Potenziale alltäglicher Gegenstände entlockt er Apparaten und Architekturen erzählerische Momente. Arbeiten des Künstlers sind in zahlreichen internationalen Sammlungen, wie der des Centre George Pompidou Paris, des Städelmuseums Frankfurt, der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München oder des Walker Art Center Minneapolis vertreten. Michael Sailstorfer lebt und arbeitet in Berlin. Seine Arbeiten werden international in Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt.
Für den Lichtparcours Braunschweig 2016 platziert Tobias Rehberger am John F.-Kennedy-Platz einen Kunstimbiss mit dem Namen BEI PESS u. PUSE. Dabei greift die Leuchtwerbung des „Imbisses“ die Typographie der Neonreklame an der gegenüberliegenden Fassadenseite auf. Das ästhetische Relikt eines vergangenen Jahrzehnts wird durch diese Geste neu belebt und erfährt in ihrer Dopplung eine Verankerung im Hier und Jetzt. Bei Nacht leuchtet der „Imbiss“ selbst in mystischem Blau und erhellt als skulpturale Leuchte die Verkehrskreuzung als „Un-Ort“. In seiner Form ist der Imbiss ein Rip-off der von Rem Kolhaas entworfenen Konzerthalle Casa da Musica in Porto und verweist so auch auf den belebenden Anspruch, den Tobias Rehberger mit der Platzierung des „Imbisses“ an der Verkehrskreuzung verbindet.
Koordinaten: 52°15'26.1"N 10°31'40.9"EDas Projekt BEI PESS u. PUSE wurde mit freundlicher Unterstützung der Volkswagen Financial Services realisiert.
Tobias Rehberger, 1966 in Esslingen geboren, studierte bei Thomas Bayrle und Martin Kippenberger an der Hochschule für Bildende Künste Städelschule in Frankurt am Main, an der er seit 2001 selbst lehrt. An der Grenze von Kunst, Architektur und Design entwickelt Rehberger künstlerische Interventionen, die häufig auch unter funktionalen Gesichtspunkten zu betrachten sind. In seinen Arbeiten für den öffentlichen Raum interessiert Rehberger der Augenblick, in dem die Kunst vom Rezipienten (noch) nicht als solche identifiziert ist und sich Vertrautes und Unbekanntes zu irritierenden Momenten verbinden. Neben international beachteten Einzel- und Gruppenausstellungen gewann Rehberger 2009 den Goldenen Löwen der Venedig Biennale. Mit der begehbaren Arbeit Adipöse Enkelin beteiligte sich der Künstler bereits 2004 am Braunschweig Parcours.
In ihrer Gestalt greift Danica Dakićs Installation FLASHBACK die Bogenform der 1962 erbauten Drachenbrücke auf, die in ihrer Spiegelung im Wasser an die einfache Zeichnung eines Auges erinnert. An der Unterseite des Brückenbogens ist eine halbkreisförmige Edelstahlringhalterung angebracht, die sich mit der Reflektion im Fluss zum Kreis schließt. In einem regelmäßigen Rhythmus sprühen kleine Düsen staubfeinen Wassernebel, anschließend werden Lichtblitze ausgesandt. Die nur kurz erstrahlenden und sich im Nebel fangenden Lichtstrahlen lassen momenthaft den Eindruck einer Iris innerhalb des „Brückenauges“ aufscheinen. Ein flüchtiges Bild, das sich immer wieder neu formt und auflöst. Vor dem Hintergrund des sich ständig wandelnden Umgebungslichts und Wetters verändert das „Brückenauge“ seine Gestalt und sensibilisiert den Blick für kleine Varianzen in der alltäglichen Wahrnehmung. Im Spannungsfeld von realem Ort und der metaphorischen Bedeutung von Fluss, Brücke und Licht versinnbildlicht FLASHBACK die Fragilität des Augenblicks.
Koordinaten: 52°15'08.6"N 10°31'27.0"EDas Projekt FLASHBACK wurde mit freundlicher Unterstützung der Braunschweigischen Stiftung sowie der fme AG und der WILHELM EWE GmbH & Co. KG realisiert.
1962 in Sarajevo geboren, studierte Danica Dakić an den Kunstakademien in Sarajevo, Belgrad und Düsseldorf. Seit 2011 ist sie als Professorin an der Bauhaus-Universität Weimar tätig, wo sie den internationalen Masterstudiengang Public Art und New Artistic Strategies leitet. Zuvor lehrte sie an der Universität für Angewandte Kunst Wien (2010 - 2011). Danica Dakićs Installationen, Videoarbeiten und Performances, die häufig von aufwendigen Recherchen begleitet werden, kreisen um Themen der Identität, der Sprache bzw. Sprachlosigkeit und um Handlungsmuster der Ausgrenzung. Zu den öffentlichen Sammlungen, in denen Dakićs Arbeiten vertreten sind, zählen das Centre Pompidou, Paris, die Generali Foundation, Wien, das Museu d’Art Contemporani in Barcelona, das Nouveau Musée National de Monaco und die Nationalgalerie von Bosnien-Herzegowina in Sarajevo.
In seiner aus mehreren, verschachtelten Ringen bestehenden Skulptur M-Sphären (Seyfert 2) greift Björn Dahlem das Motiv von Umlaufbahnen im Inneren kosmischer Galaxien auf. Diese Galaxiezentren - auch benannt nach dem Astronomen Carl Keenan Seyfert - werden von Hochgeschwindigkeitssternen, den so genannten High Velocity Stars, umkreist, die sich auf irregulären Bahnen bewegen. Das Galaxiezentrum selbst besteht aus einem Schwarzen Loch, aus dem keine Lichtimpulse nach außen dringen. Somit bilden die Sterne gewissermaßen den „Heiligenschein“ eines im Inneren der Galaxie gelagerten Mysteriums. Dieses geheimnisvolle Leuchten wird in der Skulptur von Dahlem zitiert und steht als „außerirdische Form“ im Kontrast zu den „irdischen Formen“ des städtischen Außenraumes. Besonders bei Nacht formiert sich inmitten der urbanen Landschaft des Bürgerparks ein spektakuläres Bild nahezu immateriell wirkender Lichtsphären.
Koordinaten: 52°15'12.6"N 10°31'15.2"EDie künstlerische Arbeit M-Sphären (Seyfert 2) wurde mit freundlicher Unterstützung von BS|ENERGY realisiert.
1974 in München geboren, lebt und arbeitet Björn Dahlem in Berlin. Dahlems Arbeiten wurden mit dem Förderpreis des Landes NRW für Bildende Kunst (2000) und dem Piepenbrock Förderpreis für Skulptur (2004) ausgezeichnet. Nach Gastprofessuren an der Universität der Künste Berlin und den Akademien der Bildenden Künste in Nürnberg und Karlsruhe hat Björn Dahlem seit 2012 eine Professur für Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig inne. Holz, Neonröhren und Polyesterstoffe sind wiederkehrende Materialien seiner künstlerischen Arbeiten. In Dahlems abstrakten Formen spiegelt sich die Beschäftigung mit Kosmologie, Astronomie und Teilchenphysik. Himmelskörper und molekulare Strukturen verbinden sich zu fragilen Gebilden, die alternative Realitäts- und Zeitebenen vorzuschlagen scheinen. Werke Dahlems sind in zahlreichen Sammlungen vertreten, darunter in der Sammlung des Museum of Modern Art, New York und der Saatchi Gallery Sammlung, London.
Elín Hansdóttir schafft mit Cast einen kompassförmigen Raum, der als Filter von Straßenlichtern passierender Autos, LKWs oder Straßenbahnen fungiert. Durch vertikale Auslassungen dringt Licht ins Rauminnere und wirft ephemere Lichtmuster an Wände und Böden. Bewegungen der Außenwelt werden auf diesem Weg in momenthaft aufflackernde Licht- und Farbfelder überführt. Ihr Erscheinen und Verschwinden erfolgt in unmittelbarer Reaktion auf die sich ständig verändernde Außenwelt. In der Konzentration auf einige wenige Lichtstrahlen wird die sinnliche Qualität des Lichts in einer intimen Raumsituation erfahrbar.
Koordinaten: 52°15'31.6"N 10°31'19.8"EDie Arbeit Cast wurde mit freundlicher Unterstützung der Volkswagen AG realisiert.
Die 1980 in Reykjavík, Island, geborene Elín Hansdóttir absolvierte ihr Studium an der Iceland Academy of the Arts Reykjavík (1999—2003) und an der KHB Berlin-Weissensee (2003—2006). Ihre künstlerischen Arbeiten richtet sie häufig ortsspezifisch ein: Hansdóttir interveniert in existierende Bauten oder konzipiert eigene Objekte, Räume und Strukturen, deren Dimensionen im gezielten Lichteinsatz verschleiert werden. Kunst- und Sonnenlicht werden somit als Raum generierende oder Raum strukturierende Größen eingesetzt. Neben internationalen Ausstellungsprojekten entwickelte Hansdóttir auch Bühnenbilder für das Isländische Nationaltheater (2011) und ein Projekt des Tanzplans Hamburg (2010). Elin Hansdóttir lebt in Berlin und Reykjavík.
"The Portal"
In ihrer künstlerischen Arbeit für den Lichtparcours setzen sich Lonneke Gordijn und Ralph Nauta mit der Architektur und Geschichte eines leer stehenden Kornspeichers am Hafengelände Braunschweig-Veltenhof auseinander. An die Bewegungen des Korns, das durch unterschiedliche Etagen geschleust und dort gereinigt und verpackt wurde, erinnert eine vertikal durch das Gebäude wandernde Lichtskulptur. Hierbei handelt es sich um eine Adaption ihrer Arbeit Shylights, die das biologische Prinzip sich öffnender und schließender Blüten in eine Abfolge sich ständig wandelnder Lichtkörper übersetzten. Biologische Prozesse werden hier als formgenerierendes Verfahren interpretiert. Die sich nähernde und wieder entfernende Lichtskulptur wird von einer Kamera aufgenommen und auf die Außenseite des Speichers projiziert. Im Spiel mit unterschiedlichen Distanzen und Perspektiven wird so ein ungewohnter Einblick in die Struktur des Kornspeichers gewährt.
Koordinaten: 52°18'55.3"N 10°29'11.4"E
Der Verein WRITERS INK. e.V. hat sich von dem Kunstwerk "The Portal" und der Hafenumgebung inspirieren lassen und so sind mehrere englische Gedichte entstanden. Diese finden Sie hier.
Die Arbeit The Portal von Studio Drift wurde mit freundlicher Unterstützung der Hafenbetriebsgesellschaft Braunschweig mbH, der Botschaft des Königreichs der Niederlande und dem Spender Adalbert Wandt realisiert.
Ralph Nauta (1978 in Swindon, Großbritannien geboren) und Lonneke Gordijn (1980 in Alkmaar, Niederlande geboren) begannen nach einem Studium an der Design Academy Eindhoven 2006 unter dem Namen Studio Drift ihre Zusammenarbeit. In ihren vielfach ausgezeichneten Arbeiten verbindet sich organisches Formenvokabular mit innovativer Lichttechnik. 2008 erhielten sie für ihre Lichtinstallation Fragile Future den Lights of Future Award des Deutschen Design Councils, 2011 zeichnete sie das niederländische Gemeentemuseum mit dem 1. Preis der ZomerExpo aus. Ralph Nauta und Lonneke Gordijn leben und arbeiten in Amsterdam.
Die 2006 entwickelte und 2008 der Öffentlichkeit übergebene Arbeit Evokation in Rot beschreibt eine Brückendurchfahrt, die mit 150, in Blütenform gestalteten, roten LED-Lichtquellen und ihren Spiegelungen im Wasser einen feuerrot leuchtenden Tunnel bilden. In Anlehnung an die im Rahmen des Lichtparcours 2000 entwickelte Arbeit Rosen ohne Dornen wird das Motiv der Rose aufgegriffen und in einem zweiten Teil um eine gelb schimmernde Betonung der Brücken-Balustrade ergänzt, die einen Übergang zur beleuchteten Straßensituation bildet.
Koordinaten: 52°15'58.6"N 10°32'01.8"E1953 geboren, absolvierte die Hannoveraner Künstlerin Yvonne Goulbier ein Studium der Innenarchitektur und realisierte zwischen 1980 und 2011 zahlreichen Projekte mit dem Bildhauer Klaus Goulbier. Nach einem Stipendium in der Villa Massimo in Rom (1986) und einem Arbeitsstipendium des Kunstfonds Bonn (1986) entwickelte Goulbier ein besonderes Interesse an lichtbezogenen Arbeiten.
Mit seiner großformatigen Brückenkonstruktion erinnert der italienische Künstler Fabrizio Plessi an eine heute nicht mehr vorhandene Überquerung zum Gieselerwall. Im Inneren der massiv gearbeiteten, verrosteten Rahmenkonstruktion sind Monitore eingelassen. Kontrastreich verbinden sich Technik und Baukunst, bewegte Bilder und statische Architektur zu einer Installation, die das Hier und Jetzt des Bachbettes mit einer historischen Erinnerung zusammenführt.
Koordinaten: 52°15'32.8"N 10°31'02.2"E1940 in Reggio nell'Emilia, Italien geboren, begann Fabrizio Plessi nach einem Malereistudium in Venedig ab den 1970er Jahren großformatige Videoinstallationen zu fertigen, die Monitore als skulpturale Größen begreifen. In folgenden Architekturen, Filmen, Videos und Performances lotet Plessi die Schnittstellen von Natur und Technik aus, wobei Wasser ein wiederkehrendes Element seiner künstlerischen Arbeiten bleibt. Neben einer Beteiligung an der Biennale von Venedig in 1970 und 2003 und einer Einladung zur Documenta 8 realisierte Plessi Ausstellungsprojekte im Martin-Gropius-Bau Berlin (2004), im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen oder in der Kunsthalle Recklinghausen (2016).
Mark Dions künstlerische Strategien sind das Sammeln, Schichten, Sortieren und Neuarrangieren vorgefundener Objekte. In Kollaborationen mit Museen und öffentlichen Sammlungen schlägt er alternative, streng subjektive Ordnungsverfahren vor, die wissenschaftliche Klassifikationen zur Disposition stellen. Vitrinen, Regalsysteme oder Sockel rücken als integraler Bestandteil der Installationen in den Vordergrund und so werden die Modi der musealen Präsentation selbstreflexiv integriert. Der im Rahmen des Braunschweig Parcours 2004 entwickelte Elster Flohmarkt orientiert sich in der Form an ein kleines Antiquariat am Braunschweiger Burgplatz. Im Inneren befindet sich ein überbordendes Sammelsurium an Gegenständen, die auf regionalen Flohmärkten zusammengetragen wurden. Als Kabinett vergessener Kuriositäten reiht sich das Werk in die Tradition barocker Wunderkammern ein und schlägt mit seiner Beschränkung auf lokale objets trouvés eine Brücke in die Braunschweiger Gegenwart.
Koordinaten: 52°15'45.0"N 10°30'45.4"EMark Dion wurde 1961 in New Bedford, USA geboren und betätigte sich zunächst als Restaurator bevor er 1984 ein Kunststudium an der School of Visual Arts New York aufnahm. Ein Jahr später folgte ein Studium am Independent Study Program des Whitney Museum of American Art in New York, wo er mit aktuellen Entwicklungen der Concept Art in Berührung kam. In seinen Installationen, Skulpturen, Performances, Filmen oder Videos kritisiert und dekonstruiert Dion museale Naturdarstellungen als vorgebliche Wahrheitsbehauptungen. Werke des Künstlers wurden in Ausstellungen im Museum of Modern Art New York (1999), in den Hamburger Deichtorhallen (2001), in der Kunsthalle Hamburg (2006) oder zuletzt im MARTa Herford (2015/16) vorgestellt.