Die Doppelgesichtigkeit der Zeit zwischen Belle Époque und Moderne mit ihren
Phänomenen des wissenschaftlichen und künstlerischen Aufbruchs sowie des politischen Umbruchs und Niedergangs ist in frappierender Weise abgebildet im Werk der Komponisten Gustav Mahler, Arnold Schönberg und Richard Strauss.
Deshalb führt das Staatsorchester, das in dieser Saison sein 425. Jubiläum feiert, in einer Konzertreihe unter der Themenüberschrift »Der letzte Glanz der Sinfonie« die »Gurre-Lieder« Arnold Schönbergs sowie die Sinfonien Nr. 1 und Nr. 6 von Gustav Mahler und die »Alpensinfonie« von Richard Strauss auf.
Im Mittelpunkt des 5. Sinfoniekonzerts steht zunächst Mahlers Erste, mit der der Meister den Grundstein für seine eigene Karriere legte.
Die Sinfonie entstand zwischen 1884 und 1888. Es war die unerfüllte Liebe zu einer Sängerin, die die musikalische Gestaltung des Werks maßgeblich beeinflusst hat. Dies verrät der Rückgriff Mahlers auf seine für die Dame eigens komponierten »Lieder eines fahrenden Gesellen« als motivische Stützpfeiler.

Dem Ausspruch Richard Wagners »Kinder, schafft Neues!« folgend präsentiert der Richard-Wagner-Verband Braunschweig in Kooperation mit dem Städtischen Museum und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz
einen Liederabend mit Liedern, wie sie in seinem Geburtsjahr 1813 und auf dem
Höhepunkt seiner Wirkung 1913 erklangen.
Und wie sie nun, 2013, von zeitgenössischen Komponisten in den Raum gestellt werden. Zu hören sind Werke von Ludwig van Beethoven, Louis Spohr, Hans Sommer, Richard Strauss, Arnold Schönberg, Manfred Trojahn und Wolfgang Rihm.
Es singen Susanna Pütters (Sopran) und Henryk Böhm (Bariton), am Klavier begleitet Justus Zeyen.
Moderation: Andreas Berger

1913 – die wilhelminische Epoche neigte sich ihrem Ende entgegen und Richard
Strauss sprengte mit seiner »Alpensinfonie « noch einmal alle Grenzen: Überdimensional der Orchesterapparat, tonmalerisch die musikalischen Themen, entfesselnd die Idee einer Programmatik, die an die Traditionen
Liszts, Berlioz’ und anderer »neudeutscher « Komponisten des 19. Jahrhunderts
anschließt. Strauss mag geahnt haben, dass er diese Monumentalität nicht mehr überbieten konnte. Und so sollte dieses Werk – uraufgeführt 1915 in Berlin – sein letzter Streich auf dem Gebiet der Sinfonischen Dichtung werden, sein ganz persönlich »letzter Glanz der Sinfonie«.
Im Sonnenaufgang beginnt der Aufstieg auf den Gipfel und durch Gewitter und
Sturm hindurch gerät der Abstieg zu einer gefahrvollen Wanderung, bis bei Sonnenuntergang sicher das Tal erreicht ist. Strauss’ Tondichtung hat nichts Geringeres zum Thema als eine Klettertour durch die Alpen und damit durch jene Berglandschaft, die der Komponist aus dem Fenster seines Hauses in Garmisch sehen konnte. Doch die Natur musikalisch möglichst genau zu
beschreiben, war nur das vordergründige Ziel. Hinter diesem Programm stecken tiefere Gedanken.
So ließ sich Strauss von der Philosophie Friedrich Nietzsches beeinflussen und bekannte: »Ich will meine Alpensinfonie: den Antichrist nennen, als da ist: sittliche Reinigung aus eigener Kraft, Befreiung durch die Arbeit, Anbetung der ewigen herrlichen Natur.«

Musikalische Leitung: Alexander Joel

Vor 100 Jahren porträtierte der Dramatiker Carl Sternheim die wohl wirtschaftlich, politisch und ideologisch prägendste Klasse seiner Zeit – das Bürgertum. Die Familiengeschichte des sozialen Aufstiegs der Maskes von der Wohnstube des kleinen Beamten Theobald zur herrschaftlichen
Residenz des Sohnes und Konzernchefs Christian, schildert Sternheim als wahrhaftiges, mitunter satirisches und brisantes Fallbeispiel am Vorabend des Ersten Weltkriegs.
Sternheims Epochengemälde beginnt als Komödie: Theobald Maskes kleine Verhältnisse ändern sich schlagartig, als Ehefrau Luise beim Sonntagsspaziergang – auch noch unter den Augen der königlichen Majestät – ein pikantes Detail ihrer Unterwäsche verliert. Weil das Malheur ihn die
Stellung kosten könnte, vermietet Maske zwei Zimmer unter, verdient plötzlich
doppelt und hat endlich genug Geld, Nachwuchs in die Welt zu setzen. Im »Snob« greift Theobalds kaufmännisch noch begabterer Sohn Christian bereits zielsicher nach den Sternen. In einem rasanten wirtschaftlichen
Aufstieg wird er Generaldirektor eines der größten nationalen Konzerne, heiratet
eine verarmte Grafentochter und kauft deren Schloss. Doch die Zeit ist wie das
Kapital in Bewegung: Auf Schloss Buchow hat Christian in »1913« sein Lebenswerk gegen die eigenen Kinder zu verteidigen.
Das Bürgertum hat längst neue »Helden« hervorgebracht.
Inszenierung: Nicolai Sykosch
Bühne: Alissa Kolbusch
Kostüme: Britta Leonhardt
Mit Sandra Fehmer, Theresa Langer,
Martina Struppek, Moritz Dürr,
Christoph Finger, Klaus Lembke,
Hans-Werner Leupelt, Raphael Traub

Weitere Vorstellungen am 13./20./27.04 und 10./15./16./31.05

Mit seinen »Gurreliedern« hatte Schönberg von 1901 an ein überdimensional besetztes Werk von atemberaubender musikalischer Schönheit geschaffen.
Da es aus der frühen Phase des Komponisten stammt, ist es weitgehend
der Spätromantik verhaftet, was das Publikum bei der Uraufführung 1913
in Wien eher verblüffte. Anstatt die von Schönberg zu erwartenden atonalen Kapriolen vernahm es einen Wohlklang, der auf Wagner oder Mahler und damit auf das 19. Jahrhundert verwies. So stehen die »Gurrelieder« auf der Grenzlinie zwischen Tradition und dem Aufbruch in eine neue Zeit – und werfen innerhalb des Braunschweiger Kulturprojektes einen letzten Glanz auf die – in diesem Falle – Kantatensinfonie.
Die »Gurrelieder« avancierten zu Schönbergs größtem Erfolg. Da er sich jedoch
durch die konservative Haltung der Wiener gekränkt fühlte, nahm er ihren Applaus nicht entgegen. Das Publikum rächte sich auf seine Weise: Als kurz darauf in einem Konzert ein anderes Werk Schönbergs gespielt wurde, brachten die Zuschauer die Aufführung vorzeitig zu einem Ende.
– Ein perfekter Skandal und eine ordentliche Watsche für den großen Wiener
Komponisten.
Mit:
Solisten des Staatstheaters
Chor des Staatstheaters Braunschweig
Braunschweiger KonzertChor
Berliner Domkantorei
Braunschweiger Domchor
Staatsorchester Braunschweig
Musikalische Leitung: Alexander Joel

Der Hochzeitstag von Victoria Luise und Ernst August am 24. Mai 1913 endete mit den abendlichen Feierlichkeiten im Berliner Schloss. In Braunschweig feierte die Bevölkerung diesen Tag auf seine Weise. „Am 24. Mai 1913, abends um 8 ½ Uhr“ fand „im Saale und im Garten des Wilhelmsgarten“ ein Konzert zu Ehren des Hochzeitspaares statt. Die dazugehörige Ankündigung hat sich im Niedersächsischen Staatsarchiv erhalten. Dieses damalige Konzert ist Anlass auch musikalisch an diesen Tag zu erinnern, doch keineswegs mit einer authentischen Wiederaufführung des Programms, sondern programmatisch im Sinne des Titels „Zwischen Monarchie und Moderne“. Und so spielt das Staatsorchester zwar mit dem „Gold und Silber“ Walzer von Franz Lehàr eines der 1913 aufgeführten Werke, doch diesem werden Kompositionen von Richard Strauss und Arnold Schönberg gegenübergestellt, die für die Doppelgesichtigkeit der Zeit des Übergangs zwischen Belle Époque und Moderne mit ihren Phänomenen des wissenschaftlichen und künstlerischen Aufbruchs sowie des politischen Niedergangs und Umbruchs stehen.

Staatsorchester Braunschweig
Moderation: Martin Weller
Leitung: Generalmusikdirektor Alexander Joel

Kabarett ist in Deutschland eine relativ junge Kunst. »Überbrettl« nannte sich das erste Kabarett im Kaiserreich, das »Spaß für die gehobenen Kreise« mit dem »Kling Klang der Weingläser und keckem Tralala« ab 1901 auf die Bühne brachte. Trotz Überwachung und Zensur fanden zwischen den Zeilen auch kritische Töne ihren Weg auf die Bühnen, die nun wie Pilze aus dem Boden
schossen. Mit diesem Kabarett der ersten Jahre sind unvergessene Namen verbunden. Max Reinhardt, Frank Wedekind, Otto Reutter, Claire Waldoff oder Karl Valentin, um nur einige zu nennen. Heute sind die Nummern jener Zeit zum
großen Teil vergessen oder wie Claire Waldoffs »Hermann heeßt er« ohne Kenntnis der Hintergründe in Stein gemeißelt.
»Philister, Kaiser, Überbrettl« entreißt die besten der Couplets, Chansons und Szenen der Vergessenheit und stellt das Kabarett des Kaiserreichs in seinen historischen Kontext: soziale Gegensätze, Großmannssucht und Angst vor dem unausweichlichen Krieg.
Auf der Bühne agiert das in Braunschweig bestens bekannte Kabarettensemble mit Gisa Flake, Uschi Syring-Dargies, Philipp Lind und Uwe Flake, die erst im Januar des Jahres mit einer Revue über Kurt Tucholsky für Aufsehen sorgten.

Eine Gaststätte im Mai 1913. Gäste und Personal reden über die Traumhochzeit in Berlin und die Politik. Frauen- und Wahlrechte, Aufrüstung, Krieg und Spionage – bei diesen Schlagzeilen erhitzen sich die Gemüter.
Zum Trost erinnert man sich an Opern- und Operettenbesuche. Kämpferische Arbeiterlieder und freche Chansons weisen den Weg.

Weitere Termine:
Donnerstag, 6. Juni, Freitag, 7. Juni, Freitag, 14. Juni, Samstag, 15. Juni
jeweils 19:30 Uhr

In vielerlei Hinsicht mag 1913 das Jahr eines kulturellen Aufbruchs gewesen sein. Was das Musiktheater betraf, so lautet das entscheidende Datum allerdings 1905: Richard Strauss’ »Salome« eroberte die Bühne und befreite die Oper – ohne auf die traditionelle spätromantisch-musikalische Monumentalität
zu verzichten – erstmals aus den Fängen des Wagnerschen Mystizismus.
Das Publikum war von der atemberaubenden Expressivität der Komposition elektrisiert und es erkannte in dem Werk die erste musikalische Wegmarke in eine Zukunft, die spätestens nach Ende des Ersten Weltkrieges beginnen sollte.
Im Hause Herodes bahnt sich eine Tragödie an. In deren Mittelpunkt steht Salome als Opfer von Machtmissbrauch, sexuellen Übergriffen und brüchigen Familienstrukturen. Schon lange wird sie von dämonischen Bildern verfolgt, die sich in ihrem Kopf festgesetzt haben. Jetzt brechen diese Bilder hervor und verwandeln sich in grausame Realität. Salome wird zur Täterin und nimmt Rache an dem Propheten Jochanaan, der es gewagt hat, ihre Liebe zurückzuweisen. Am Ende jedoch werden die Bilder ihre Grausamkeit nicht verloren haben; auch dann nicht, wenn die Rache vollzogen ist und Jochanaans abgeschlagener Kopf in einer Silberschüssel liegt.

Musikalische Leitung: Alexander Joel
Inszenierung und Bühne: Michael Simon
Mit: Natascha Petrinsky, Oleksandr Pushniak, Irina Rindzuner, Jürgen Sacher,
Arthur Shen u. v. a.

Weitere Vorstellungen am 06./13./18.06.

Es folgt am 5. Juni 2013 im Braunschweiger Altstadtrathaus das Klavierduo Evgeni Koroliov und Ljupka Hadzigeorgieva mit einem Konzert unter dem Motto »Musik einer Zeitenwende – das Jahr 1913«. Es ist ein Beitrag des Festivals zum Kulturprojekt der Stadt Braunschweig »1913 – zwischen
Monarchie und Moderne«, das die reichsund landespolitische Bedeutung der
Welfen/Hohenzollern-Hochzeit, nämlich des welfischen Thronprätendenten Ernst
August von Hannover mit der Kaisertochter Victoria Luise von Preußen, im Kontext der Zeit präsentieren wird.
Auf dem Programm steht virtuoseste Klavierliteratur aus dem Jahr 1913 von Prokofjew, »Sarkasmen«, Debussy, »Preludes« und Strawinsky, »Le sacre du printemps« (Uraufführung: 29. Mai 1913) in der Fassung des Komponisten für Klavier vierhändig.

Präsentiert von der ÖFFENTLICHEN VERSICHERUNG BRAUNSCHWEIG

Mahlers Sechste wurde 1906 in Essen aus der Taufe gehoben und der Ort der Uraufführung ließ einen Kritiker von damals einen ungewöhnlichen Vergleich ziehen: »Krupp macht nur Kanonen, Mahler nur Sinfonien!«. Anscheinend sah er eine Verbindung zwischen der Gigantomanie in der militärischen Rüstung durch Eisen und Stahl und der Produktion sinfonischer Monumentalwerke.
Tatsächlich ist die Sechste, die als sogenannte »Tragische« in die Musikgeschichte einging, musikalisch von einer derart wuchtigen Düsterkeit, dass viele Auguren sie als eine Art Prophezeiung auf das Kommende verstanden, u. a. als Antizipation des Ersten Weltkrieges.
Bedeutungsvoll sind in die Musik eingewobene Zitate aus den zuvor bzw. gleichzeitig komponierten »Rückert-Liedern« (»Ich bin der Welt abhanden
gekommen«) und den »Kindertotenliedern«.
Auch Naturstimmungen fehlen – wie in so vielen seiner Werke – nicht und schließen sich der grundlegend tragischen Stimmung an: »Der Glockenton der grasenden Herden ist das letzte, was der Mensch hört, wenn er zu den einsamen Gipfeln der Alpen aufsteigt« (Mahler über ein tonmalerisches
Motiv des 3. Satzes).
»Meine VI. wird Rätsel aufgeben, an die sich nur eine Generation heranwagen darf, die meine ersten fünf in sich aufgenommen und verdaut hat«, schrieb Mahler und wandte sich damit gegen seine Zeit und an eine zukünftige Zuhörerschaft. So steht auch dieses Werk der absoluten Sinfonie auf der
Grenze zwischen zwei Epochen und damit zwischen Tradition und Moderne.

Jan-Heie Erchinger (Musik), Tilman Thiemig (Text), Schauspielerin Kathrin Reinhardt und Sängerin Britta Rex interpretieren alltägliche Lebenserfahrungen aus dem Jahr 1913 mit Gesang, Text, Ton und Bild. Briefe, Fotografien und Filme von Auswanderern, die aus Unzufriedenheit mit den Lebensverhältnissen
in der alten Welt oder aus purer Abenteuerlust in die Vereinigten Staaten
aufbrechen, Zeugnisse aus dem Braunschweiger Alltagsleben sowie Erinnerungen an die Fürstenhochzeit treffen auf frühen Jazz und Gassenhauer der Zehnerjahre des 20. Jahrhunderts.
Die Klangcollage baut eine Spannung zwischen modernen amerikanischen Jazzvariationen, Großstadtbildern und dem Leben in der Braunschweiger Provinz auf. Sie spiegelt die für die Vorkriegsjahre charakteristischen Widersprüche der Moderne. Ratternde Lichtmaschinen und flackernde Projektionen machen die Performance zu einem sinnlichen Erlebnis.

Die Sächsische Staatskapelle Dresden und Christian Thielemann

Ein besonderer Akzent und Höhepunkt ist der Auftritt eines der berühmtesten
deutschen Klangkörper, der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter der Leitung ihres noch neuen Chefdirigenten Christian Thielemann, der die Position mit Beginn der Saison 2012/13 übernommen hat.
Auf dem Programm steht am 3. September 2013 im Staatstheater Braunschweig eine »Wagner-Gala« aus Anlass des 200. Geburtstages des Bayreuther Musikgenies. Auf dem Programm stehen unter anderem
Ouvertüren und Vorspiele aus Wagners »Rienzi«, »Lohengrin«, »Der fliegende
Holländer« und »Tannhäuser«. Solist in der »Rom-Erzählung« des Tannhäusers und der »Gralserzählung« des Lohengrin ist Heldentenor Johan Botha, der regelmäßig an allen wichtigen Häusern und Festivals der Welt auftritt. In der Saison 2012/13 wird Johan Botha an der Metropolitan Opera (Otello), der Wiener Staatsoper (Meistersinger, Otello, Walküre), der Lyric Opera of
Chicago (Meistersinger), bei den Osterfestspielen Salzburg (Parsifal), der Bayerischen Staatsoper München (Otello) und bei den Bayreuther Festspielen (Walküre) gastieren.
Am 22. September 2008 feierte die Sächsische Staatskapelle Dresden ihr 460-jähriges Bestehen: 1548 durch Kurfürst Moritz von Sachsen gegründet, ist sie eines der ältesten und traditionsreichsten Orchester der Welt. Zu ihren Leitern gehörten unter anderem Heinrich Schütz, Johann Adolf Hasse, Carl Maria von Weber und Richard Wagner, der das Orchester als seine »Wunderharfe
« bezeichnete. Richard Strauss war der Staatskapelle mehr als sechzig Jahre
lang freundschaftlich verbunden und neun seiner Opern wurden in Dresden uraufgeführt; seine »Alpensinfonie« widmete er der Staatskapelle. Ab 2013 wird die Sächsische Staatskapelle Dresden das Orchester der Osterfestspiele Salzburg, deren künstlerischer Leiter Christian Thielemann sein wird.

Präsentiert von VOLKSWAGEN

Richard Wagner und Giuseppe Verdi, beide 1813 geboren, erscheinen hundert Jahre später als Engel im Kaiserdom. Mit der Putzfrau und einem arbeitslosen Zeitungsleser streiten die beiden Rivalen des Musiktheaters, die sich auf Erden nie begegnet sind, über ihr Leben und den bevorstehenden Einzug von Victoria Luise und Herzog Ernst August in Braunschweig.
Wer ist eingeladen, wer geht hin? Die politische Vergangenheit und ein aktueller Kriminalfall liefern Zündstoff. Es entsteht ein turbulentes Capriccio aus Tatsachen, Erinnerungen und Wünschen, eine Aufführung des Theaters
Zeitraum Braunschweig im Rahmen der »Domkonzerte Königslutter«.

Regie führt Gilbert Holzgang.

Das Vokalensemble ARTonal begibt sich auf eine gesangliche Spurensuche im Braunschweiger Land. Dort finden sich zeitgenössische Tendenzen internationaler Musikkultur in den Kompositionen von Praetorius am orthodoxen Wolfenbütteler Hof. Man stößt auf die bildungsbürgerliche Vorliebe für große Musikfeste mit sakralem Pathos – eine Vorliebe, die bis heute nicht im Sande der »Kulturnation« verlaufen ist und in der Wahl von Beethovens Neunter zur Europahymne nachschwingt.
Und man begegnet dem Einfluss des Hofkapellmeisters Methfessel auf die braunschweigische Chorlandschaft, der mit teils gewaltverherrlichenden patriotischen Liedern zum Vorbild studentischen und volkstümlichen Singens wurde. Auf wessen Seite, fragt man sich, steht ein Herzog, der seinem Kapellmeister Franz Abt in dessen heroischem Einsatz für den Barrikadenkämpfer Richard Wagner nachgibt? Und wie modern sind Arbeiterchöre, die neben sozialistischen Tendenzliedern auch nicht vor der hohen Kunst geistlicher Kantaten zurückschrecken?
ARTonal präsentiert ein Gesprächskonzert, in dem viele scheinbare Gewissheiten hinterfragt werden.

Seit einigen Jahren wildert das Braunschweiger Kulturzentrum Brunsviga in der
aufregenden Geschichte der Löwenstadt. Heraus kamen bislang zwei mit großem Erfolg aufgeführte Musicals. Das »Phantom der Oker« setzte sich zunächst mit den Ursprüngen der Städterivalität zwischen Braunschweig und Hannover auseinander.
Und in »1830 – Das Schloss muss brennen« stand der ungeliebte Herzog Karl II. im Mittelpunkt, der seine Bürger so erzürnte, dass sie ihn mit Schimpf und Schande vertrieben und sein Schloss in Schutt und Asche legten. 2013 gelangt nun der mit Spannung erwartete letzte Teil der Trilogie zur Uraufführung.
»Hallo Vicki Lou« versetzt das Publikum in die Zeit vor hundert Jahren, als
die Kaisertochter Victoria Luise den Welfen Ernst August heiratete.
Der mittellose Fotograf Herman Razzi, von seinen Freunden nur »Papa« gerufen,
setzt alles daran, ein gewinnbringendes Foto von dem frisch vermählten Herzogspaar zu schießen. Um Tricks nicht verlegen, dringt er in die Welt der höfischen Gesellschaft ein – und stößt prompt auf heimtückische Intrigen und Geheimnisse, die sich um die glamouröse Heirat ranken…
Schlager- und Operettenmelodien, die das Licht der Welt vor genau 100 Jahren erblickten, bilden das musikalische Gerüst von »Vicki Lou«. Aber auch aktuelle Ohrwürmer werden für das neue Brunsviga-Musical umgetextet.

Weitere Termine:
Freitag, 8. November, 20:00 Uhr
Freitag, 15. November, 20:00 Uhr
Samstag, 16. November, 20:00 Uhr