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Und täglich grüßt die Wissenschaft
04.01.2007

Fruchtbringende Gesellschaft

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Rund 350 Jahre
ist es her, dass die "Fruchtbringende Gesellschaft" dafür eintrat, wissenschaftliche Texte nicht mehr auf Latein, sondern auf Deutsch abzufassen.

Glosse

Klugscheißer nennen sie sich - allerdings in der aktuelleren Variante: Wise Guys. Die fünf Kölner Jungs sind die erfolgreichste deutsche A-capella-Gruppe seit den Comedian Harmonists. Auch die hatten übrigens darauf verzichtet, sich "komödiantische Harmoniesänger" zu nennen. Doch die Texte beider Gesangsquintette leben vom Rhythmus und den Besonderheiten der deutschen Sprache. Jetzt haben die Wise Guys ihrer Sprache ein Lied gewidmet. In "Denglisch" prangern sie den ausufernden Gebrauch der englischen Sprache im Alltag an. Dafür gab es einen Preis des Vereins Deutsche Sprache, der daran arbeitet, dass die Menschen sich nicht mehr ungehemmt von ihrer eigenen Sprache entfremden. Vor 400 Jahren trug eine ähnliche Institution den schönen Namen "Fruchtbringende Gesellschaft". Mit 890 Mitgliedern von 1617 bis 1680 tätig, trat sie dafür ein, dass wissenschaftliche Texte nicht mehr auf Latein abgefasst werden sollten, das nur wenige Menschen verstanden, und dass überhaupt die deutsche Sprache in Literatur und Öffentlichkeit eine anspruchsvolle Form erhielt. Die Wissenschaftler, die an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel die Briefe und Akademiearbeiten der Fruchtbringenden Gesellschaft edieren, würden darum den Wise Guys vermutlich beipflichten: Klasse, euer Engagement für eure Sprache - aber wie wäre es mit einem Relaunch eures Namens? (es)



Fakten

Denglisch kann man, wenn man böswillig ist, die bevorzugte Sprache in Naturwissenschaften und Informationstechnik nennen. Und auch im normalen Alltag gehen die Menschen nicht mehr in die Bäckerei, sondern kaufen im Backshop ein, - und ohne die eigene Flatrate läuft sowieso gar nichts mehr. Sprachkritiker mahnen, dass die zunehmende Vorherrschaft des Englischen in der Sprache der Wissenschaften, der Technik und des Alltags für viele Menschen eine zunehmende Entfremdung von wichtigen Bereichen der Wirklichkeit bedeutet. Ganz ähnliche Worte hörte man bereits vor rund 350 Jahren von den Mitgliedern der "Fruchtbringenden Gesellschaft" (1617 - 1680). Sie traten dafür ein, dass statt der lateinischen Sprache, die nur von relativ wenigen Menschen verstanden wurde, die eigene Landessprache Einzug in Literatur und Wissenschaft nehmen sollte. "Dabei war ihre Arbeit alles andere als ein reiner Sprach-Purismus", betont der Sprachwissenschaftler Dr. Andreas Herz. "Die Fruchtbringende Gesellschaft trat generell für eine ästhetische und kommunikationstaugliche Ausbildung der Sprache in allen Bereichen, z. B. auch in der Sprache der Öffentlichkeit, ein. Und nicht zuletzt stand sie für den Beginn einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Hochdeutschen." Herz ist einer der Wissenschaftler der Arbeitsstelle der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, die die Briefe und Akademiearbeiten der Fruchtbringenden Gesellschaft edieren. (es)



Kontaktinformationen

Name: Dr. Andreas Herz
Institution: Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Arbeitsstelle "Fruchtbringende Gesellschaft"
Adresse: Wolfenbüttel
Postanschrift: Postfach 1364, 38299 Wolfenbüttel
Telefon: 05331/808-245
WWW: http://www.saw-leipzig.de
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