direkt zum Inhalt zur Hauptnavigation zur Bereichsnavigation
Und täglich grüßt die Wissenschaft
24.01.2007

Technik-Grübeleien

Diese Seite empfehlen Empfehlen
Diese Seite ausdrucken Drucken
RSS Feed RSS Feed

Das Fragen nach der Technik
ist so universal und global wie die moderne Technik selbst. Es ist eine Art Gegenzauber, damit wir im Notfall auch ungerufene Geister wieder loswerden.

Glosse

Nun sag, wie hast du's mit der Technik?

Sein oder Nichtsein.die Mutter aller Gretchenfragen. Dass Hans-Joachim Krenzke angesichts seines ersten Technik-Baukastens einer bekannten Marke sich diese existenzielle Frage gestellt hat, ist möglich, aber wenig wahrscheinlich. Schließlich war er noch klein und die große Welt ein Buch mit sieben Siegeln. Aber irgendwas muss sich beim Anblick der vielen Schrauben und Scharniere in seinem noch unbefleckten Geist eingehakt haben. So etwas wie leiser Zweifel vielleicht. Inzwischen beschäftigt sich Krenzke, wen wundert's, als Wissenschaftler am Philosophischen Institut der TU Braunschweig ganz professionell mit den Problemen der Technik. Im Rahmen eines Seminars untersucht er anhand von Texten Martin Heideggers die industrielle Moderne, die sich als rasende Selbst-Verwertungsgesellschaft geriert. Da hat, könnte man denken, eine Technische Universität den Bock zum Gärtner gemacht. Doch die Verantwortlichen winken ab: Zweifeln erwünscht! Schließlich wollen die Philosophen nicht die gesamte Technik zum Mond schießen wie weiland die Amerikaner ihren way of life. Der Mensch, sagt Nietzsche, ist das nicht festgestellte Tier. Und als solches muss er aufpassen, sich an den vielen Fressnäpfen, welche die moderne Technik bereitstellt, nicht zu überfressen. Lieber sich gelegentlich ein wenig Slim-Fast verordnen mit der richtigen Rezeptur an Fragen: Darf ich oder darf ich nicht? (rei)



Fakten

Die Frage nach der Technik

Irrlichternde Science Fiction und die begründete Furcht vor atomarer Vernichtung prägten das Verhältnis von Mensch und Technik zur Mitte des letzten Jahrhunderts. Martin Heidegger, bis heute einer der wichtigsten und einflussreichsten deutschen Philosophen, geht in seinem Vortrag "Die Frage nach der Technik" (1954) den vielfältigen Bestimmungen des Technischen bis in die Antike nach. Die TU Braunschweig widmet sich diesen Fragestellungen im Rahmen eines Seminars: "Dieses Seminar setzt sich mit dem Heideggerschen Bemühen auseinander, das Wesen der modernen Technik, a fortiori das Wesen der maschinellen Produktion, 'seinsgeschicklich' zu ergründen", sagt Hans-Joachim Krenzke vom Philosophischen Institut. "Heidegger denkt noch einmal in großem Stile die
industrielle Moderne, die "industria", als Selbst-Verwertungsgesellschaft des menschlichen Produzierens", so Krenzke weiter. Der Weg dieses Denkens insgesamt führt durch die Sprache, die Heidegger in Bezug auf die Geschichte als einen Echoraum versteht. Noch einmal Hans-Joachim Krenzke: "Insofern ist Heideggers Denken auch eine Kritik der linguistischen Ökonomie, so wie das Marxsche eine Kritik der politischen Ökonomie war." Ziel ist es, Verantwortung für das Wesen der Technik zu übernehmen, um die technisierte Welt in ihrer Begrenztheit erfahren zu können. Wiederum zurückgedacht auf seinen antiken griechischen Ursprung "oikia" (Hauswesen), hieße das mit dem uns heute geläufigeren Begriff: Ökologie.
(rei)



Kontaktinformationen

Name: Dr. Hans-Joachim Krenzke
Institution: Seminar für Philosophie, Technische Universität Braunschweig
Adresse: Bienroder Weg 80
38106 Braunschweig
WWW: http://www.tu-braunschweig.de
© Stadt Braunschweig | Impressum