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Und täglich grüßt die Wissenschaft
06.02.2007

Ruferkennung bei Kühen

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7 Rufe
von unterschiedlicher Bedeutung können FAL-Wissenschaftler bei Kühen unterscheiden.

Glosse

Der Kuh-Dolmetscher

Dolmetscher werden auf vielen Gebieten professionell eingesetzt - zum Beispiel bei hochoffizielle Anlässen wie bei Staatsbesuchen oder beim Verhör eines Verdächtigen, dessen Aussagen wir nicht fehlinterpretieren dürfen. Dabei geht es stets um die Verständigung von Mensch zu Mensch. Die Verständigung von Tier zu Tier bleibt oft ein Rätsel. Damit wir Menschen kapieren, was die Tiere einander - und uns - sagen wollen, benötigen wir auch hier einen Übersetzer. "Die Paula ist 'ne Kuh, die macht nicht einfach muh." - dieser werbewirksame Slogan trifft den Kern der Sache. Kühe bedienen sich eben für gewöhnlich nur einer Vokabel. Aber das Rufen der Kühe geht weit über ein Wort hinaus und kann auch tiefsinnig sein. Man könnte stark vereinfacht behaupten: die Kuh mit Hungergefühl macht "muuuh", die lustvolle Kuh in der Brunft eher "muuhuuh". Gerhard Jahns von der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) beschäftigt sich mit verschiedenen Rufmodellen der Kühe und ist sozusagen zum "Dolmetscher für Kühe" geworden. Bereits sieben unterschiedliche Rufe können so mehr über das werte Befinden der Kühe aussagen - wie z.B. Hunger oder ein prall gefülltes Euter. Sollten Sie sich in Zukunft also fragen, was die liebe Zenzi im Stall oder auf der Weide denn gerade "gemuht" hat, dann zögern Sie nicht und nehmen das elektronische Übersetzungs- und Erkennungsprogramm des FAL-Wissenschaftlers zu Hilfe. (sbo)



Fakten

Die Sprache der Kühe entschlüsseln

Der Landwirt im Familienunternehmen kannte bei einer überschaubaren Anzahl von Tieren noch jedes Tier einzeln. Dies ist in Großbetrieben mit mehreren Hundert oder gar Tausend Tieren nicht mehr möglich. Um dennoch einen Überblick über die Tiere zu bewahren, ist man seit langem bemüht, die Tiere mit Hilfe von Sensoren kontinuierlich kontrollieren zu können. Dabei geht es vorrangig um Vitalfunktionen wie Lebendgewicht und Futteraufnahme, aber auch um Temperatur, Leitfähigkeit und pH-Wert der Milch.
Auch bei Tieren haben sich im Laufe der Evolution Formen der akustischen Kommunikation entwickelt, um Informationen auszutauschen. Landwirte und Verhaltensforscher sind davon überzeugt, dass die von den Tieren selbst ausgehenden Lautäußerungen wertvolle Informationen über ihr Befinden und ihren Zustand liefern können. Mit einer akustischen Überwachung kann eine große Zahl von Tieren rund um die Uhr überwacht werden. Das natürliche Verhalten der Tiere wird dabei nicht beeinflusst, da diese Überwachung von den Tieren unbemerkt bleibt. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Bedeutung der Lautäußerungen richtig zugeordnet und erkannt werden kann.
Im Institut für Technologie und Biosystemtechnik der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) befasst man sich damit, ein System zu schaffen, das in der Lage ist, Lautäußerungen von Kühen ihrer Bedeutung nach zu erkennen und dem Landwirt die Bedeutung des erkannten Rufes mitzuteilen. Ein solches System zur Ruf-Erkennung arbeitet im Prinzip ähnlich wie Spracherkennungsprogramme. So wurden für verschiedene Rufe Merkmale berechnet und ein mathematisches Modell erstellt. Dies ist bereits für einige unterschiedliche Rufe der Kühe geschehen. Bei der Wiedererkennung der Rufe ermittelt das System das Modell, dessen Merkmale dem zu erkennenden Ruf am ähnlichsten ist. Rufe wie Hunger, prall gefüllter Euter oder Empfängnisbereitschaft wurden von dem System mit großer Treffsicherheit erkannt.
(sbo)



Kontaktinformationen

Name: Prof. Dr.-Ing. Gerhard Jahns
Institution: Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL)
Adresse: Bundesallee 50
38116 Braunschweig
Telefon: 0531/596-4202 (Sekretariat)
WWW: http://www.fal.de
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