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Und täglich grüßt die Wissenschaft
07.02.2007

Cremes aus der Bakterienfabrik

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Bakterien
können auch Gutes tun. An der TU Braunschweig etwa produzieren sie Bio-Zusatzstoffe für Kosmetika.

Glosse

Gut, dass nicht alle Bakterien so fies sind wie diese "Karius und Baktus"-Lümmel, die sich wegen niederer Eigenheimpläne hemmungslos in die Zähne kleiner Kinder fressen. Manche Bakterien sind sogar wahre Wohltäter. Zum Beispiel solche, die sich um die Instandhaltung unserer Darmflora kümmern, oder jene, die im Dienste der Industrie Joghurt, Käse, Vitamine sowie medizinische Wirkstoffe produzieren. Und es soll sogar Bakterien geben, die Jeansfarbstoff oder Goldklumpen herstellen können. Braunschweiger Forscher konnten die Produktpalette der winzigen Organismen jüngst noch erweitern: In backofengroßen Reaktionsbehältern horten sie Bakterien, die Pflanzenöle in so genannte Tenside verwandeln. Tenside sind wichtige Zusatzstoffe für Seifen, Hautcremes und andere Kosmetika, denn sie sorgen dafür, dass sich Wässriges und Fettiges verbinden lässt. Die Tensid-Produktion mit Bakterien hat eine Menge Vorteile: Sie funktioniert mit nachwachsenden Rohstoffen, bei Raumtemperatur und moderaten Drücken und sie braucht keine giftigen Hilfssubstanzen. Die Bakterien sind zudem völlig harmlos: Der Umgang mit ihnen ist in jedem Fall noch ungefährlicher als ohne Zähneputzen schlafen zu gehen. (ah)



Fakten

Ohne Hilfsmittel lassen sich Wasser und Fette nicht dauerhaft mischen. Waschpulver, Seife und Kosmetika enthalten deshalb immer so genannte Tenside, die sich wie Adapter zwischen Wasser- und Fettmoleküle schalten können. Die konventionelle Herstellung der Tenside hat allerdings Nachteile: Die Ausgangssubstanz Erdöl ist ein fossiler Rohstoff, dessen Vorräte bald zur Neige gehen und der stetig teurer wird. Außerdem werden für die Synthese giftige Hilfsstoffe benötigt, und sie funktioniert nur bei hohen Temperaturen und hohen Drücken. Forscher um Professor Siegmund Lang von der Technischen Universität Braunschweig haben in den Laboratorien des Institutes für Biochemie und Biotechnologie deshalb ein Verfahren entwickelt, mit dem Tenside einfach und ohne Gefahrstoffe aus Pflanzenölen hergestellt werden können. Dazu lassen sie in 50-Liter-Bioreaktoren bestimmte Bakterienarten und Hefen auf Sonnenblumen- oder Rapsöl wachsen. Die produzierten Tenside werden anschließend ausführlich auf ihre Tauglichkeit für die Kosmetikindustrie getestet, die bereits starkes Interesse an den bakteriengeborenen Tensiden bekundet haben soll. (ah)



Kontaktinformationen

Institution: Technische Universität Braunschweig
WWW: http://www.tu-braunschweig.de
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