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Und täglich grüßt die Wissenschaft
12.02.2007

Ameisen hegen Blattläuse

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800 Arten -
von Blattläusen allein in Deutschland machen sie zu der größten Schädlingsfamilie und durch eine hohe Spezialisierung zu einem beliebten Forschungsobjekt der BBA.

Glosse

Wegen ihrer immer noch funktionierenden Monarchie wird die Ameise gern als Krone der Schöpfung bezeichnet. Ob dies zu Recht geschieht? Zumindest stehen die kleinen Wesen für hoch organisierte Formen des Zusammenlebens, in der die Einzelmitglieder uneigennützig in der Gesellschaft aufgehen. Ameisen haben sich durch immer komplexere Verhaltensmuster neue Lebensräume und Nahrungsquellen erschlossen.
Beziehungen der besonderen Art pflegen sie zu Blattläusen. Ameisen haben eine Vorliebe für den von den kleinen Pflanzensäugern ausgeschiedenen süßen Honigtau, den sie sanft streichelnd aus ihnen herauskitzeln. Als Dank für das süße Manna schützen Ameisen als Bodyguards Blattläuse vor feindlichen Übergriffen durch Räuber und Parasiten und tragen sie zu neuen Pflanzen. Diese liebevolle Pflege der Blattläuse ist auch nötig, weil es sich oft um empfindsame Schwangere handelt, die sogar gleichzeitig ihre Tochter und ihre eigene Enkelin zur Welt bringen, die bereits in der Tochter heranwächst.
Blattläuse stehen stark im Fokus von Wissenschaftlern der Biologischen Bundesanstalt (BBA), da sie zu den wichtigsten Schädlingen heutiger Kulturpflanzen zählen. Die wichtigsten Arten - allein in Deutschland gibt es 800 - werden an der BBA erforscht, damit die "eigentliche" Krönung der Schöpfung - der Mensch - seinen Salat oder Blumen ohne Blattläuse nach Hause tragen kann.
(sbo)



Fakten

Kulturschädlinge im Visier der Forscher

Blattläuse gehören zu den Pflanzensaugern (Homopteren) und sind die artenreichste Schädlingsfamilie. Bisher sind weltweit circa 3000 Arten bekannt, allein in Deutschland sind es etwa 800 Arten. Blattläuse können sich sehr rasant vermehren: Eine Blattlaus kann theoretisch in ungefähr sieben Wochen eine Million Nachkommen hervorbringen, vorausgesetzt, sie wird nicht durch Feinde dezimiert.
Sie ernähren sich von Pflanzensäften und sind bei der Nahrungsaufnahme sehr spezialisiert auf bestimmte Pflanzen. So können einige Arten innerhalb weniger Stunden versterben, wenn sie an einer falschen Wirtspflanze saugen.
Durch die Ernährung mit Pflanzensäften haben sie eine wechselseitige Beziehung mit Ameisen, die eine Vorliebe für Honigtau - zuckerhaltige Lösung, die von Blattläusen ausgeschieden wird - haben. Der Honigtau stellt außerdem die wichtigste Kohlenhydratquelle für Ameisen dar. Für manche Blattlausarten ist es sogar lebensnotwendig, dass sie von den Ameisen "gemolken" werden. Wenn dies nicht geschehen würde, verkleben sie durch das unentwegte Absondern von Honigtau. Darüber hinaus übernehmen die Ameisen auch eine wichtige Schutzfunktion vor Räubern und Parasiten.
Blattläuse gehören zu den wichtigsten Schädlingen unserer Kulturpflanzen. Ihre Spezialisierung bedeutet, dass jede wirtschaftliche bedeutsame Art in ihrer Lebensweise genau erforscht werden muss, um geeignete Bekämpfungsmaßnahmen zu entwickeln. Dies gehört zu den Aufgaben der Biologischen Bundesanstalt (BBA). Wichtig ist dabei, sich auch die Feinde der Blattläuse genau anzusehen, um ihr Potenzial als Gegenspieler abschätzen zu können. Neben diesen Arbeiten wird seit einigen Jahren zusammen mit Praxisbetrieben getestet, ob Blattläuse und andere Schädlinge mit nützlichen Insekten oder Milben in Gewächshauskulturen wie Alpenveilchen, Schnittrosen oder Weihnachtssternen bekämpft werden können. Zu den Nützlingen gegen Blattläuse gehören Florfliegenlarven, Gallmückenlarven und verschiedene Schlupfwespen.
(sbo)

Blattläuse können gleichzeitig Tochter und Enkelin zur Welt bringen. BBA
Blattläuse können gleichzeitig Tochter und Enkelin zur Welt bringen.
(Foto: BBA)


Kontaktinformationen

Institution: Biologische Bundesanstalt für Land- und Fortswirtschaft (BBA)
Adresse: Messeweg 11-12
38104 Braunschweig
WWW: http://www.bba.de
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