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Und täglich grüßt die Wissenschaft
14.02.2007

Direkt aus dem Magen einer Kuh

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Lebensraum
für Milliarden von Mikroorganismen ist der Magen einer Kuh. Bei der Verdauung von Pflanzenfasern helfen ihr dort lebende Bakterien und Pilze.

Glosse

Vom Magen einer Kuh als Lebensraum höre ich zum erstenmal. Aber so ist es . Der Pansen einer Kuh, der übrigens 100 Liter fasst, ist Lebensraum für Milliarden Bakterien und Pilze, die sich über die schwer verdaulichen Pflanzenfasern hermachen.
Gerhard Flachowsky, der das Team der "Tierernährer" in der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft leitet, erzählt vom Biotop Kuhpansen. "Okay, wie kommt man rein?" frage ich mich und bin plötzlich gedanklich bei Kermit, dem unerschrockenen Reporter im froschgrünen Webpelz.
"Oh... aua.. upps... ziemlich dunkel hier. Moment mal... Können Sie mich hören?" Dumpfe Stimme aus dem Off. Ganz klar, das ist die deutsche Stimme von Kermit, dem Reporter von den "Sesamstraßennachrichten". "Hallo!", der Frosch spricht weiter. "Heute berichten wir von den Sesamstraßennachrichten direkt aus dem Magen einer Kuh. Wie schon gesagt, es ist ziemlich dunkel hier." Spot an. In einem Lichtschein erscheint Kermit, mit einem Mikrofon in der Hand. "Ja, und äh, hier gibt es ganz schön viele Lebewesen und einige sehen ziemlich gruselig aus." Etwas Zotteliges winkt ins Bild. "Ja, und hier ist noch eins. Und da noch eins." Etwas noch Zotteligeres winkt ins Bild. "Könnt ihr mir nicht mal erzählen, was ihr den ganzen Tag hier so macht?" Kermit hält das Mikrofon drei kleinen sehr zotteligen Gestalten vor die Nase. "Wir knacken die Pflanzenfasern von dem Gras da, sonst kann die Kuh keine Milch daraus machen." Das müssen die Mikroorganismen sein, von denen mir gerade berichtet wird. Die Kamera schwenkt auf einen Hügel aus Gras. Die Stimme Flachowskys reißt mich aus meinen Betrachtungen. " Die Frage nach der Optimierung der Prozesse im Verdauungstrakt durch Pobiotika ist auch eine Chance, die Ressourcen der Erde effizient einzusetzen. So, und jetzt gehe ich in die Kantine. Kommen Sie mit?" Essen? Mich schüttelt´s leicht.
(ehl)



Fakten

Gerhard Flachowsky von der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig kennt den Magen einer Kuh wie seine Westentasche. Ja, in dem Lebensraum Kuhpansen ist der Biologe gewissermaßen zuhause. Nur gewissermaßen, versteht sich. Die tatsächlichen Bewohner dieses Biotops, Bakterien und Pilze ahnen vermutlich nicht, wie intensiv sie bei ihrer Arbeit - der Fermentation des Kuhfutters - beobachtet werden.
Der Pansen einer Kuh gilt tatsächlich als ökologischer Lebensraum für Milliarden von Lebewesen. Zahllose Bakterien und verschiedene Pilze stürzen sich auf das, was den Magen einer Kuh passiert. Zehn Wassereimer passen in den Pansen, der nicht nur als Biotop, sondern vor allem als kleine Fabrik, als Biotechnikum betrachtet wird. Als Fermentationsraum mit Zu- und Abfluß ist es ein Forschungsobjekt erster Güte für die "Tierernährer" um Gerhard Flachowsky. Wer siedelt wo, welche Bedingungen braucht dieser oder jener Pilz und, vor allem, mit welchem Ergebnis bearbeiten die Mikroorganismen die zugeführte Maismenge? 3, 5 Milliarden Wiederkäuer werden auf der Erde als Nutztiere gehalten. Die Frage nach der Optimierung der Prozesse im Verdauungstrakt ist auch eine Chance, die Ressourcen der Erde effizient einzusetzen.
(ehl)



Kontaktinformationen

Institution: Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL)
WWW: http://www.fal.de
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