In einem Zug nach Madrid
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und mehr europäische Zugbeeinflussungssysteme sollen durch ein einheitliches abgelöst werden, damit der Bahnverkehr über Grenzen hinweg einwandfrei rollt.
Glosse
Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit dem Auto nach Madrid. Kein Problem. Die Straßen sind ausgebaut, Tankstellen vorhanden. Die Verkehrsregeln werden Ihnen keinerlei Probleme bereiten: Auch in Spanien hält man vor roten Ampeln.
Anders mit der Bahn. "Hier stehen dem Verkehr über Grenzen hinweg technische und betriebliche Hindernisse im Weg", sagt Volker Knollmann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig. "So hat nahezu jedes europäische Land ein eigenes Zugbeeinflussungssystem. Das verhindert zum Beispiel, dass der Zug versehentlich ein rotes Signal passiert oder zu schnell unterwegs ist." An jeder Grenze muss also die Lok gewechselt werden. Und da sich auch die Straßenverkehrsordnungen für Züge unterscheiden, wechselt der Lokführer ebenfalls. Sein Führerschein gilt nur im eigenen Land.
Umständlich, oder? Das dachten sich auch die europäischen Länder und einigten sich auf die Entwicklung eines einheitlichen Zugbeeinflussungssystems: ETCS (European Train Control System). Die neue Technik testen die DLR-Experten in einem Simulationslabor. Im Einsatz ist das neue System bereits - etwa auf der Strecke Berlin - Halle - Leipzig.
Für Zugfahrten nach Madrid gilt zwar vorerst noch: Anhalten, Lok und Zugführer wechseln. Doch auch auf für lange Autofahrten empfiehlt sich ja ein Zwischenstopp mit Fahrerwechsel.
(gef)
Fakten
Das Zugbeeinflussungssystem ETCS
Hätten Sie gewusst, dass ein deutscher "Lokführerschein" in Spanien nicht gilt? Grund sind die unterschiedlichen Betriebsregeln - also die Straßenverkehrsordnungen für Züge - in den europäischen Ländern. Und nicht nur das. Dem Zugverkehr über Grenzen hinweg stehen technische und betriebliche Hindernisse im Weg. So hat nahezu jedes europäische Land ein eigenes Zugbeeinflussungssystem. Das verhindert zum Beispiel, dass der Zug versehentlich ein rotes Signal passiert oder die Höchstgeschwindigkeit überschreitet. An der Grenze müssen also Lok und Zugführer gewechselt werden. Das ist umständlich, kostet Zeit und Geld.
Deshalb haben sich die europäischen Länder auf die Entwicklung eines einheitlichen Zugbeeinflussungssystems geeinigt: ETCS (European Train Control System) soll künftig die mehr als 25 europäischen Systeme ablösen. Es ist Teil des Managementsystems ERTMS (European Rail Traffic Management System).
"ETCS ist ein komplexes und anspruchsvolles Projekt", sagt Dr. Michael Meyer zu Hörste, der sich seit zwölf Jahren mit ETCS und davon über fünf beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig mit dem Thema beschäftigt. "Die neue Technik muss nicht nur einwandfrei funktionieren, sondern auch mindestens so sicher sein wie die jeweiligen Vorgänger." Die Herausforderung für die Wissenschaftler lautet: Wie löse ich ein bestehendes System ab und führe ein neues ein? Ohne Tests läuft so etwas nicht. In einem leistungsstarken Simulationslabor lassen die DLR-Experten virtuelle Züge über Strecken laufen und prüfen bis zum letzten Bit, ob das System beispielsweise die Signale richtig empfängt. Hinzu kommt eine umfangreiche Dokumentation, die von den Wissenschaftler anzufertigen ist.
Das europäische Projekt zeigt erste Erfolge: Auf Teilstrecken ist ETCS bereits im Einsatz, zum Beispiel auf den Strecken Berlin - Halle - Leipzig, Madrid - Llerida oder Rom - Neapel.
Weitere Informationen im Internet:www.ERTMS.com, www.dlr.de
(gef)
Kontaktinformationen
Institution: | Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) |
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WWW: | http://www.dlr.de |