Kuh mit Liebeskummer?
Bis zu 20%
weniger Milch gibt eine kranke Kuh. Eine Melkmaschine mit Milchsensor gibt täglich Auskunft über den Gesundheitszustand der Milchkühe.
Glosse
"Diese Kuh ist traurig", erzählt Klaus Vorlop. Oje, was hat sie denn? "Sie hat einen leichten Grippevirus, Euterschmerzen und mag es, am Hals gekrault zu werden. Außerdem hat sie Liebeskummer und gibt deshalb zur Zeit weniger Milch." Ich kraule die Kuh wie gewünscht am Hals. Sie sieht tatsächlich ein bisschen zufriedener aus. Liebeskummer??? "Okay, der Liebeskummer war geflunkert", gibt Vorlop zu. "Aber weniger Milch gibt sie tatsächlich und bekommt Antibiotika gegen die Grippe."
Klaus Vorlop ist kein Kuhflüsterer, sondern hat seine Kenntnisse über das Innenleben der Kuh von der Melkmaschine mit Frühwarnsystem, die an der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig entwickelt wurde. Sie prüft beim Melken den Gesundheitszustand der Kühe und erkennt eine Krankheit schon bei den ersten Anzeichen. Bevor die Milch der Kuh in die Sammeltanks läuft, nimmt ein Milchsensor eine automatische Probe und untersucht sie mit einem Biosensor auf häufige Eutererkrankungen.
"Wie es um die Gefühle der Kuh bestellt ist, können wir leider nicht sagen", sinniert der Chemiker, "aber wer weiß, vielleicht ist eines Tages Milch von glücklichen Kühen ein wirtschaftlicher Standortfaktor. Spätestens dann lassen wir uns was dazu einfallen," verspricht Vorlop.
(ehl)
Fakten
Melkmaschine mit Zusatzfunktion
Ein Frühwarnsystem für Milchkuherkrankungen nennt Klaus Vorlop, Professor an der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig die Melkmaschine mit integriertem Biosensor zur Erkennung von Eutererkrankungen. Ausgangspunkt für die Arbeiten von Marijan Culina und Jochen Hahne war die Tatsache, dass erkrankte Kühe bis zu 20 % weniger Milch geben, die auch qualitativ schlechter ist. Bei 4, 43 Millionen Kühen in 125 000 milchwirtschaftlichen Betrieben entsteht dadurch allein in Deutschland ein volkswirtschaftlicher Schaden in Höhe von ca. 1,4 Milliarden Euro im Jahr. Da ist es nur plausibel, dass der Bauer täglich über den Gesundheitszustand seiner Tiere Bescheid wissen möchte und bei Bedarf zügig die Behandlung des Tieres einleiten möchte. In der neuentwickelten Melkmaschine wird beim Melken eine Probe genommen und auf gängige Krankheiten untersucht. Und zwar bevor die Milch in die Sammeltanks läuft. Die Melkmaschine mit Zusatzfunktion klingt praktisch, aber ist sie auch marktfähig? Dies prüft zur Zeit eine Firma, die die Markteinführung vorbereitet. (ehl)
Kontaktinformationen
Name: | Professor Klaus Vorlop / Dr. Jochen Hahne |
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Institution: | Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) |
Adresse: |
Bundesallee 50 38116 Braunschweig |
Telefon: | 0531/596-4101 |
WWW: | http://www.fal.de |
E-Mail: |