direkt zum Inhalt zur Hauptnavigation zur Bereichsnavigation
Und täglich grüßt die Wissenschaft
28.02.2007

Leben in Salz

Diese Seite empfehlen Empfehlen
Diese Seite ausdrucken Drucken
RSS Feed RSS Feed

4000 m
tief im Meer in fast gesättigter Salzlösung ist kein Leben möglich? Anscheinend doch - Forscher fanden in Meeressenken Spuren von bakterieller DNA.

Glosse

Kurz vor Madagaskar ist die Pest an Bord und in den Fässern nur noch fauliges Wasser. Pest, Hunger und Durst wüten gnadenlos und täglich kommt einer ins Seemannsgrab. Ja, hatten denn die Seefahrer aus dem Liedgutklassiker "Wir lagen vor Madagaskar" nicht ausreichend Pökelfleisch und Stockfisch an Bord? Mit Salz konservierte Lebensmittel waren vor allem in der Seefahrt üblich, weil die meisten Bakterien, die den Proviant verderben, in Salz nicht überleben können.

Umso erstaunlicher, dass unlängst kurz vor Kreta in 4000 Meter tiefen lichtlosen Meeressenken Spuren von Leben entdeckt wurden: In fast gesättigter Salzlösung! In den so genannten "Brine-Becken" im östlichen Mittelmeer, die aus unterirdischen Salzlagerstätten entstanden sind und durch geologische Prozesse ins Mittelmeer gelangten, fanden Forscher DNA-Moleküle von Bakterien. Unter den lebensfeindlichen Bedingungen einer gesättigten Salzlösung müssen die Mikroorganismen spezielle Überlebensstrategien entwickelt haben. Statt von Sauerstoff leben sie vermutlich von Stoffwechselprozessen, bei denen Methangas oder Schwefelverbindungen entstehen.

Kenneth Timmis und sein Team vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig untersuchen nun, ob diese Bakterien Wirkstoffe produzieren, die sich medizinisch nutzen lassen. Und - "why not?" sagt der Brite Timmis - vielleicht sogar gegen Pest, Hunger und Heimweh kurz vor Madagaskar.
(ehl)



Fakten

Suche nach medizinischen Wirkstoffen aus Salzbakterien

In einer gesättigten Salzlösung ist Leben nur schwer möglich. Deshalb gehört das Pökeln und Einsalzen zu den ältesten Methoden, Lebensmittel zu konservieren. Bakterien und andere Mikroorganismen, die die Nahrung verderben, fühlen sich in einer solchen Umgebung äußerst unwohl. Doch in der Nähe von Kreta fand man nun in 4000 m Tiefe im Mittelmeer Spuren von bakterieller DNA. Und zwar in fast gesättigter Salzlösung! Die so genannten "Brine-Becken" sind durch Salzlagerstätten entstanden, die durch geologische Prozesse ins Mittelmeer gelangten und dort gelöst wurden, erzählt Kenneth Timmis vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Durch die hohe Salzkonzentration ist die Dichte der Salzlake so hoch, dass sie sich nicht mit dem Meerwasser vermischt hat. Interessant für die Forschung sind die Überlebensstrategien der Bakterien, die ihre Anwesenheit bisher nur durch DNA-Spuren verraten haben. Wie können sich die Mikroorganismen in dieser lebensfeindlichen Umgebung behaupten? Timmis und sein Team züchten diese Bakterien im Labor und hoffen auf bisher unbekannte Wirkstoffe, die von den Bakterien produziert werden und vielleicht sogar für medizinische Zwecke genutzt werden können. (ehl)



Kontaktinformationen

Name: Professor Kenneth Timmis
Institution: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
Adresse: Inhoffenstraße 7
38124 Braunschweig
Telefon: 0531/61814000
WWW: http://www.helmholtz-hzi.de
E-Mail:
© Stadt Braunschweig | Impressum