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Und täglich grüßt die Wissenschaft
01.03.2007

Kampftrinker im Straßenverkehr

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E85
- ein Benzin-Ethanol-Gemisch- ist ein bereits jetzt an Tankstellen erhältlicher Treibstoff, der derzeit allerdings nur für wenige Automodelle geeignet ist.

Glosse

Eigentlich kann das Auto einem Leid tun: Es muss in dunklen Garagen übernachten, es ist dazu verpflichtet bei Wind und Wetter Leute durch die Gegend zu fahren und übel riechende Flüssigkeiten von der Tankstelle sind kulinarisch gesehen auch irgendwie unterste Schublade. Doch um dem durchschnittlichen Straßenfeger zu helfen, bedarf es weder gepolsterter Parkplätze noch einer allgemeinen PKW-Emanzipation. Das Zauberwort heißt Alkohol! Während der unzufriedene Homo Sapiens längst die Vorzüge des Gehirnzellenreduzierers entdeckt hat, kann er seine Erkenntnisse nun auch an sein Liebstes weitergeben - für ein erträgliches Leben im Suff.

Und damit das geliebte Auto auch gar nicht auf die Idee kommt, je wieder nüchtern werden zu wollen, kann der Besitzer zukünftig ein Benzin-Ethanol-Gemisch namens E85 tanken. Den 85-prozentigen Alkoholgehalt werden die meisten Autos allerdings mit einem sofortigen Alkoholkater quittieren, sofern sie nicht mit einem Kampftrinkermotor ausgestattet sind.

Besonders dem Alkohol zugetan ist auch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt, die wissen will, ob der "Autokohol" die nähere Umgebung innerhalb von Sekunden in ein flammendes Inferno verwandeln kann und wie man dies denn im Zweifelsfall verhindert. Eine Ausnüchterungszelle für PKW wäre natürlich in jedem Fall eine Lösung. Aber sicher, angesichts begrenzter Erdölreserven und begrenzter Umwelt, nicht die beste. Und so könnte im Alkohol, gewonnen aus Zuckerrüben und Kartoffeln, die Zukunft liegen. Irgendwie haben wir das schon immer gewusst.
(jl)



Fakten

Alkoholhaltiges Benzin

Experten vermuten, dass die Erdölreserven spätestens 2048/49 verbraucht sein werden. Ethanol, welches aus nachwachsenden Ressourcen gewonnen werden kann, soll nun diesen Rohstoff teilweise ersetzen. Für das so genannte E85 wurden in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB)bereits sicherheitstechnische Kenngrößen in Bezug auf den Explosionsschutz bestimmt.

E85 ist ein Benzin-Ethanol Gemisch, welches bis zu 85% aus Alkohol besteht und bereits heute an speziellen Tankstellen erworben werden kann. Allerdings werden nur wenige Automodelle mit einem "Flexible Full Vehicle" (FFV) Motor, der sowohl gängige Kraftstoffe als auch E85 nutzen kann, produziert, da besagter Treibstoff noch relativ unbekannt ist. Mit der Einbeziehung des nachwachsenden Rohstoffs Zuckerrübe oder Kartoffel, aus dessen Zuckergehalt Ethanol hergestellt werden kann, in die Kraftstoffproduktion versucht man dem extremen Verbrauch von Erdöl entgegenzuwirken. Da dieses Benzin-Ethanol Gemisch ein hochentzündlicher Gefahrenstoff ist, ist es vonnöten genau über mögliche explosive Eigenschaften informiert zu sein.

In der PTB können Kunden aus der Industrie Gefahrenstoffe testen lassen. Dabei wird ein explosionsfähiges Gemisch, wie das besagte E85, beispielsweise auf Zündtemperatur oder auf die obere und untere Explosionsgrenze überprüft. Ein solches Verfahren wird als Bestimmung sicherheitstechnischer Kenngrößen bezeichnet, wodurch man letztendlich fundierte Aussagen über eventuell notwendige Explosionsschutzmaßnahmen treffen kann. So gibt die Zündtemperatur an, ab welcher Temperatur sich ein Dampf/Luft Gemisch an einer heißen Oberfläche entzünden kann. Die untere und obere Explosionsgrenze beschreiben den Bereich, in dem ein Gemisch in genau der Konzentration vorliegt, bei der nach einer Zündung eine Explosion abläuft.

Zu den Aufgaben der PTB gehört neben der experimentellen Bestimmung sicherheitstechnischer Kenngrößen auch die anschließende Beratung zu den geprüften brennbaren Flüssigkeiten. Dabei werden Fragen zum Explosionsschutz, der Klassifizierung oder dem Umgang mit dem jeweiligen Gefahrenstoff geklärt. Außerdem arbeitet die PTB zusammen mit der Dechema e.V. und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung an einer kostenpflichtigen Datenbank für sicherheitstechnische Kenngrößen, die derzeit bereits 60 000 Datensätze enthält und immer wieder aktualisiert wird. Das Ziel dieses Projektes ist es verlässliche Daten zur Verfügung zu stellen, die beim Umgang mit Gefahrenstoffen helfen und vielleicht auch den Treibstoff von morgen. (jl)



Kontaktinformationen

Name: Thomas Stolz
Institution: Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), Fachbereich 3.41 "Kenngrößen des Explosionsschutzes"
Adresse: Bundesallee 100
38116 Braunschweig
Telefon: 0531/592-3412
WWW: http://www.ptb.de/de/org/3/_index.htm
E-Mail:
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