Angemessen Koffer packen
10.000 Meter
so hoch gleiten Langstreckenflugzeuge um den Globus. Fraglich war lange, wieviel kosmische Strahlung die Passagiere und Besatzung dabei abbekommen.
Glosse
Wenn einer eine Reise tut, dann sollte er das richtige Gepäck mitnehmen. Sonst kann er hinterher was erzählen, was vielleicht peinlich war: Wie er mit Rollenkoffer durch die Wüste musste oder mit dem Rucksack nicht in die Edeldisco kam... Doch richtiges Gepäck vermeidet nicht nur Peinlichkeiten, es hilft auch der Gesundheit und der Wissenschaft. Zum Beispiel der "Flugkoffer" aus Braunschweig.
Das mit Technik gespickte Messköfferchen flog neun Monate kostenlos im Lufthansa-Airbus um die Welt. Dafür musste es aber pausenlos Daten sammeln, besonders dann, wenn der Flieger seine Reiseflughöhe erreichte und die Passagiere schon schlummernd in anderen Sphären schwebten.
Die empfindlichen Messgeräte simulierten den Passagier im Dauerflug: Wieviel kosmische Strahlung bekommt jemand ab, der in typischer Reiseflughöhe zwischen 9 und 12 Kilometern um die Erde jettet? Und wie intensiv ist sie in welchen Höhen? Mit dem "Gewebe-äquivalenten Proportionalzähler" (TECP) lieferte das Köfferchen Physikern wie Medizinern hilfreiche Zahlen, unabhängig von der Strahlungsart: zur Berechnung von Strahlenfeldern wie auch der schädlichen Dosis. Damit auch die Piloten noch häufig unbesorgt die Koffer packen können.
(ds)
Fakten
Die kosmische Strahlung, auch Höhenstrahlung genannt, ist sehr energiereiche Strahlung aus den Tiefen des Weltalls und besteht hauptsächlich aus Wasserstoff-Atomkernen (Protonen) und Helium-Atomkernen (Alphateilchen). Aber auch alle schwereren Atomkerne sind zu einem geringen Teil vorhanden. In der Erdatmosphäre reagieren sie mit den Luftmolekülen, werden teils abgefangen oder erzeugen neue energiereiche Teilchen (zum Großteil Neutronen). Einige dringen sogar bis zum Erdboden vor. Doch je höher, desto stärker die Strahlung - und die möglichen Gesundheitsschäden für Flugpersonal und Astronauten, wenn keine Schutzmaßnahmen erfolgen.
Wie stark die Belastung wirklich und auf Dauer ist, konnte der Braunschweiger "Flugkoffer" auf seiner Mission festklopfen - unabhängig von der Strahlungsart, denn die Geräte simulierten menschliches Gewebe, dem es egal ist, ob es von Neutronen, Protonen oder Gammaquanten geschädigt wird.
PTB-Physiker der Abteilung "Ionisierende Strahlung" hatten schon in Einzelmessungen dokumentiert, dass die natürliche Höhenstrahlung ein sehr komplexes Strahlungsfeld darstellt. Der "Flugkoffer" als EU-Projekt vermass die Felder ab Dezember 2003 im Dauerbetrieb. Die Daten lieferten die Strahlenexposition auf der Nordhalbkugel in Reiseflughöhen zwischen 9 und 12 Kilometern. Daraus entstanden das Berechnungsprogramm "FDOScalc" für die so genannte Umgebungs Äquivalentdosis und die Dosisleistung. Es steht auch der Öffentlichkeit im Internet zur Verfügung: http://www.ptb.de/de/org/6/64/flugdosis/flugdosisrechner/flugrechner.htm
(ds)
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