direkt zum Inhalt zur Hauptnavigation zur Bereichsnavigation
Und täglich grüßt die Wissenschaft
03.03.2007

Nichts für Schnüffler

Diese Seite empfehlen Empfehlen
Diese Seite ausdrucken Drucken
RSS Feed RSS Feed

Holz
ist nicht nur gemütlich. Als feiner Staub kann es auch eine seltene Krebsart verursachen. Am Städtischen Klinikum erforschen Ärzte die genauen Ursachen.

Glosse

"Und sehen Sie, lieber Watson, der Staub auf diesem Hut ist kein grauer Straßenstaub, sondern brauner Hausstaub." Zugegeben - wer nicht gerade Sherlock Holmes heißt, dem ist es eigentlich ziemlich egal, ob er beim wöchentlichen Hausputz braunem oder grauem Dreck hinterherwienert. Doch der gute Holmes hat gar nicht so unrecht: Staub ist tatsächlich nicht gleich Staub. Es gibt Sorten, die selbst der scharfsinnige Detektiv nicht hätte unter die Lupe nehmen, geschweige denn in seiner markanten Schnüfflernase haben wollen.
Schon 1964 fand eine Ärztin in England nämlich heraus, dass Arbeiter in einer Stuhlfabrik häufiger als andere an Nasenkrebs erkrankten. Sie schloss auf den Holzstaub, der eine extrem seltene Karzinomform zur Folge hatte. Was allerdings genau die Ursache ist - ob Baumsorte oder chemische Zusatzstoffe - darüber rätseln die Ärzte bis heute; unter anderem Professor Heinz-Georg Schroeder, Chefarzt der HNO am Städtischen Klinikum. Wie Holmes fasst er mit seinem Team aus Pathologie und Molekularer Diagnostik die Nasenkarzinome genauer ins Auge und grenzt sie gegenüber anderen Tumoren ab. Das ist vor allem für die Berufsgenossenschaften interessant, die sich mit arbeitsbedingten Krankheiten herumschlagen müssen. Bis der mysteriöse Fall des Nasenkarzinoms allerdings ganz gelöst sein wird, müssen die Detektive im Klinikum noch weiterschnüffeln.
(leu)



Fakten

Was staubt denn da.

Seit rund 40 Jahren werden Ärzte hellhörig, wenn es ums Thema Holz geht. Nicht weil ihre Praxen plötzlich kuscheliger werden sollen, sondern weil Holzstaub so gefährlich ist. Im Jahre 1964 entdeckte die englische Ärztin E. Hadfield bei Arbeitern in einer Stuhlfabrik vermehrt so genannte Adenokarzinome der inneren Nase. Diese extrem seltene Form von Nasenkrebs ähnelt unter dem Mikroskop dem Dickdarmkrebs und gilt in England bereits seit 1969 als Berufskrankheit.

Woher genau dieser Krebs rührt, ist unklar. 1985 legte die Senatkommission der deutschen Forschungsgemeinschaft deshalb auch vorsichtig "Eichen- und Buchenholz als Krebs erzeugende Stoffe" fest, schränkte aber gleichzeitig ein, dass das Prinzip bislang unbekannt sei. Professor Hans-Georg Schroeder, Chefarzt der HNO am Städtischen Klinikum, versucht seit 20 Jahren den Ursachen auf die Spur zu kommen. Gemeinsam mit seinen Kollegen Professor Konrad Donhuijsen und Sigurd Hattenberger, Institut für Pathologie, sowie Dr. Horst Hannig, Molekulare Diagnostik, untersucht er Proben von sinunasalen Adenokarzinomen und grenzt sie gegenüber anderen Tumoren ab. Ist nur die Holzart schuld oder können auch chemische Stoffe wie Holzschutzmittel den Krebs auslösen? Diesen Fragen gehen Schroeder und sein Team nach.

Interessant sind die Ergebnisse vor allem für die Berufsgenossenschaften, die gefährdete Gruppen wie Schreiner oder Parkettleger schützen müssen. Das Klinikum arbeitet in seinen Forschungen deshalb eng mit der Holz-Berufsgenossenschaft München und dem Berufsgenossenschaftlichen Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin in Bochum zusammen. Und die Zeit drängt: Jährlich erkranken rund 40 neue Fälle an der seltenen Krebsart.
(leu)



Kontaktinformationen

Name: Prof. Dr. Heinz-Georg Schroeder
Institution: Städtisches Klinikum, HNO-Klinik
Adresse: Holwedestraße 16
38118 Braunschweig
Telefon: 0531/595-1215
WWW: http://www.klinikum-braunschweig.de
E-Mail:
© Stadt Braunschweig | Impressum