Fernsehen in der Hosentasche
Fernsehen
im Bus oder im Supermarkt? Mit dem Handy-TV ist das längst keine Zukunftsmusik mehr. Ingenieure der TU arbeiten derzeit an einem ruckelfreien und preisgünstigen Mattscheiben-Genuss.
Glosse
Früher war alles anders. Früher gehörten zum Fernsehen ein Sessel, eine Chipstüte und ein Bier. Und kein Mensch wäre auf die Idee gekommen, sich den sperrigen Kasten unter den Arm zu klemmen, um Rudi Carrell noch schnell auf dem Weg zum Bus anzuschauen. Nein, Fernsehen fand drin statt. Zu Hause. Oder allenfalls in der Eckkneipe. So war das.
Heute - im Zeitalter der Mobilität - sind wir zu Nomaden geworden und tragen die wichtigsten Dinge gleich mit uns herum. Zum Beispiel das Telefon oder die alte Flimmerkiste, die inzwischen auf Hosentaschenformat geschrumpft ist. Dieses Handy-TV, so der Name, war besonders zur Fußball-WM gefragt. Die Idee steckt noch in den Kinderschuhen, aber die Ingenieure feilen fleißig daran, dass der Genuss in Zukunft nicht mehr durch ruckelnde Bilder und hohe Gebühren getrübt wird.
Eine Lösung bieten so genannte hybride Netze. In ihnen werden zwei Netze, das Mobilfunknetz UMTS mit dem Rundfunknetz DVB-H, kombiniert. Dadurch können die zur Verfügung stehende Datenrate besser ausgenutzt und die Kosten gesenkt werden. Die notwendigen Algorithmen zur Steuerung der Datenflüsse werden derzeit am Institut für Nachrichtentechnik der TU untersucht. Sie helfen, die Daten später möglichst effizient und automatisch den entsprechenden Netzen zuzuordnen. Außerdem erforscht man dort auch, wie sich die elektromagnetischen Belastungen reduzieren lassen - insbesondere rund um Fußballstadien.
(leu)
Fakten
Handy TV - Hybride Netze optimieren das Fernsehen für unterwegs
Wenn es um das Thema Handy-TV geht, dann haben die Ingenieure des Instituts für Nachrichtentechnik der TU Braunschweig ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Nach der Einführung von DVB-T wurde das Institut - geleitet von Professor Dr.-Ing. Ulrich H. Reimers - auch mit der Vorbereitung von DVB-H (Digital Video Broadcasting-Handheld) betraut. Seit Jahren erforscht das Institut darüber hinaus hybride Netze: Beide Komponenten sind wichtig für das zukünftige mobile Fernsehen.
Welche Rolle spielt DVB-H? Ganz einfach: DVB-H ist ein Rundfunknetz, das in Kombination mit einem Mobilfunknetz wie UMTS zu einem hybriden Netz gekoppelt werden kann. Im Bereich Handy-TV kann das sehr sinnvoll sein: Hier kommt es durch die Übertragung sehr hoher Datenmengen an viele Nutzer schnell zu Überlastungen des Mobilfunknetzes. DVB-H bietet hier klare Vorteile: Es ist in der Lage, sehr hohe Datenraten von bis zu 10 Mbits/s an viele Mobiltelefone gleichzeitig zu senden. UMTS kann hingegen für die Übermittlung von Daten, die nur von wenigen Nutzern angefragt werden, verwendet werden.
Als Verbindung zwischen den beiden Netzen dient das System IP Datacast. Damit es die angeforderten Daten möglichst sinnvoll den Netzen zuordnen kann, benötigt dieses System einen Lastverteilungsalgorithmus. Auf der Grundlage vorangegangener Forschungsarbeiten entwickelte das Institut für Nachrichtentechnik einen sehr komplexen Algorithmus. Er passt die Verkehrszuweisung optimal und automatisch an die verschiedenen Einflussfaktoren (z.B. verfügbare Kapazitäten der beiden Netze, Nutzerverhalten, Netzstruktur) an.
Die Idee des Instituts für Nachrichtentechnik, hybride Netze einzurichten, galt übrigens noch vor einigen Jahren als sehr ambitioniert. Inzwischen interessieren sich immer mehr Unternehmen dafür. Es ist damit zu rechnen, dass das System 2007 in Deutschland eingeführt wird.
(leu)
Kontaktinformationen
Name: | Prof. Dr.-Ing. Ulrich H. Reimers |
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Institution: | Technische Universität Braunschweig - Institut für Nachrichtentechnik |
Adresse: |
Schleinitzstraße 22 38106 Braunschweig |
Telefon: | 0531/391-2480 |
WWW: | Http://www.ifn.ing.tu-bs.de |
E-Mail: |