direkt zum Inhalt zur Hauptnavigation zur Bereichsnavigation
Und täglich grüßt die Wissenschaft
19.03.2007

Ersatz muss her!

Diese Seite empfehlen Empfehlen
Diese Seite ausdrucken Drucken
RSS Feed RSS Feed

Nachserienversorgung
bedeutet die Versorgung mit Ersatzteilen auch nach Auslaufen des Modells. Strategien dafür erarbeitet das IFU.

Glosse

Einmal noch ächzte er heiser, dann versagte seine Stimme, für immer - die meines alten Brummbären aus Kleinkindertagen, vererbt aus Großmutters Zeiten. Sein struppiges Fell war an den Pfoten mit Flicken ausgebessert, das linke Auge schielte schief in andersfarbigem Glas, aus seinem Leib ragte hin und wieder ein Stroh-Wolle-Gemisch undefinierbarer Herkunft. Von Tag zu Tag liebte ich den ramponierten Burschen mehr. So liebevoll mag auch manch Fahrzeughalter seinem in die Jahre gekommenen Gefährt zugetan sein. Aber der versagende Brummton des Motors? Der löst meist ganz andere Gefühle aus . Damit die Liebe zum Automobil nicht rostet, muss Ersatz auch langfristig her. Problem dabei: Schnelllebige Innovationen der Chip-Industrie sorgen für immer kürzere Produktzyklen. Und veraltete Technik in Serie zu produzieren lohnt sich nicht. Das Institut für Fabrikbetriebslehre und Unternehmensforschung der TU Braunschweig ist einer umfassenden Lösung der Nachschub-Problematik auf der Spur. "Ziel ist es, dem Lebenszyklus des Automobils entsprechend schon frühzeitig ein Versorgungsszenario zu erstellen", erklärt Johannes Wrehde. In Zukunft soll auch das chipgesteuerte Auto eine Chance auf ein intaktes Oldtimer-Dasein haben. Olle Bären profitieren davon nur bedingt: Mein mittlerweile restaurierter Brummbär fristet sein rundumsaniertes Dasein nun auf dem Kleiderschrank - er ist nicht mehr der Alte. (mba)



Fakten

Moderne Automobile haben ein komplexes elektronisches Innenleben. Ein Kleinwagen beherbergt gut 20, ein Wagen der Oberklasse etwa 60 Steuergeräte. Doch auch die Elektronik streikt zuweilen. Dann ist Ersatz gefragt, auch noch nach 15 bis 20 Jahren. Kein seltenes Problem dabei: Das Modul ist nicht mehr lieferbar. Denn Automobil- und Chip-Industrie haben sehr unterschiedliche Produktionszyklen. Lange Planung und ein Versprechen auf ein langes Autoleben einerseits, schnelllebige Innovationen in der Computerbranche mit ständig neuen Fertigungsprozessen andererseits.
Ein Albtraum-Szenario für Automobilhersteller: Gerade geht das lang geplante neue Modell in Serie, da nimmt die Chipfirma ein dafür vorgesehenes Elektronikbauteil aus der Produktion. Denn mit mittlerweile überholten Fertigungsprozessen ist sie wirtschaftlich nicht ausgelastet.
Das Institut für Fabrikbetriebslehre und Unternehmensforschung (IFU) der TU Braunschweig forscht an einer umfassenden Lösung der Ersatzteil-Problematik in jedweder Hinsicht. "Um die Nachserienversorgung zu gewährleisten, müssen die Probleme identifiziert und Lösungsstrategien entwickelt werden", erklärt Diplom-Wirtschafts-Ingenieur Johannes Wrehde. "Aus der Kombination all dieser Strategien werden dann konkrete Handlungsszenarien erstellt."
Das erfordert eine komplexe individuelle Planung: "Was kann in Hinblick auf welche Entwicklung für welches Gerät wie lange nachgefertigt werden, wann geht man besser in die Endbevorratung? Können kompatible Teile genutzt werden? Und im Worst Case: Redesign, das heißt, die Neuentwicklung des Steuergerätes mit aktuellen Bauteilen. Das ist technisch kein Problem, aber unbezahlbar." Bei Verschleißteilen wie Bremsen oder Auspuff ist der Zeitpunkt eines möglichen Austauschs einigermaßen planbar. Anders die Prognose bei elektronischen Bauteilen, deren Haltbarkeit unberechenbar ist - Unfall oder Fertigungsfehler können sie ganz plötzlich ausfallen lassen. Eine Herausforderung für das Ersatzteil-Management. "Denn eigentlich ist die Elektronik dafür ausgelegt, den gesamten Lebenszyklus des Automobils zu überdauern", sagt Wrehde. Das wäre auch besser so, denn schon 2010 werden die Produktionskosten eines Autos durchschnittlich zu mehr als einem Drittel aus reinen Elektronikkosten bestehen. Und auf dem Ersatzteilmarkt für elektronische Komponenten steigen die Preise für veraltete Technik schon jetzt.
(mba)



Kontaktinformationen

Name: Dipl.-Wirtsch.-Ing. Johannes Wrehde
Institution: TU Braunschweig, Institut für Fabrikbetriebslehre und Unternehmensforschung (IFU) (Geschäftsführender Leiter: Prof. Dr.Ing. Uwe Dombrowski)
Adresse: Langer Kamp 19
38106 Braunschweig
Telefon: 0531/391-2715
WWW: http://www.ifu.ing.tu-bs.de
E-Mail:
© Stadt Braunschweig | Impressum