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Und täglich grüßt die Wissenschaft
21.03.2007

Beine hoch und lesen!

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200 Briefe
stark ist allein Band 5 der Edition der Korrespondenz Jean Pauls, der die Jahre 1804 bis 1808 umfasst.

Glosse

"Fröhliche Weihnachten und alles Gute zum neuen Jahr wünscht euch..."- so sehen meine Briefe schon länger nur noch aus. Oder - auch nicht besser: "Die allerherzlichsten Glückwünsche zum Geburtstag sendet dir...". Das war ja früher völlig anders, als es noch Zeit gab. Ganze Bibliotheken und Archive sind voll mit Briefen aus Jahrhunderten. Bändeweise Briefe! Wie wär´s mit etwas Muße zum Lesen? Vielleicht in einem Sanatorium oder an einem anderen Ort der Ruhe, wohin wir uns für mindestens vier Wochen zurückziehen? Terasse oder Balkon mit fantastischem Bergpanorama... Eine gemütliche Wolldecke um die Beine, auf einem Tischchen ein heißer Tee und dann: Lektüre - ausschließlich.
Zum Beispiel die Briefe Jean Pauls, die der Braunschweiger Germanist Jörg Paulus, der sie mitherausgibt, "empfindsam" nennt. "Der Zeitgenosse Goethes wechselt in seinen Briefen beredt zwischen erhabenen und humoristischen Dingen", erläutert Paulus. Mitunter im selben Satz, der zudem - eine Eigenart des Dichters - mit Anspielungen gespickt ist, die sich heute zwar nicht mehr ad hoc erschließen, aber doch mit wunderbarem Klang und dem Gefühl von kulturellem Reichtum die Sinne benebeln. Und ansteckend ist es! Das wusste schon die Braunschweigerin Friederike Bleibtreu, die zarte Schreiben mit Jean Paul austauschte. Diese Korrespondenz nehmen wir mit. Bis bald in Davos! Ihre... (ehl)



Fakten

Per Hundspost Sentimente

"Nicht wahr, niemand, niemand sieht meine Briefe?", erkundigt sich Charlotte von Kalb brieflich bei Jean Paul. Der verehrte Dichter Jean Paul bekommt nicht gerade wenig Post. Und zwar aus folgendem Grund: In seinem Roman "Hesperus" hatte Jean Paul einen scheinbar autobiographischen Erzähler namens "Jean Paul" installiert, der über den Fortgang der Handlung seines Buches per "Hundspost" informiert wird. Prompt bekommt der Dichter selber Post, vor allem von seiten der Leserinnen, die den "empfindsamen" Schreibstil des Autors bewundern und in ihren Briefen nachfühlen.
"Charlotte von Kalb gehört eigentlich nicht zu ihnen", erzählt der Braunschweiger Germanist Jörg Paulus, der (Nomen est omen?) sich heute der archivierten Briefe Jean Pauls als Mitherausgeber annimmt. Die Freundin Goethes und Schillers schreibt vergleichsweise sachlich: "Mir gaben sie die angenehmste Unterhaltung, und die schönsten Stunden in dieser Vergangenheit verdanke ich dieser Lektüre." Vielleicht gerade deshalb möchte der Dichter sie kennenlernen, trifft sie und ... (Näheres wird in den Briefen leider nicht berichtet). Ob die Seelenverwandtschaft, die sie in ihrem Brief andeutet ("Ach wie viele vergangene Ideen meiner Seele habe ich in Ihren Schriften wiedergefunden, wie viele neue, belebende, erquickende haben Sie mir gegeben! Sie sind - schreiben; ich bin - lese! Wir werden sein!"), im wirklichen Leben bewahrheitet hat?
Jörg Paulus, der zurzeit an Band 5 der Edition der Korrespondenz Jean Pauls, der allein 200 Briefe stark ist, arbeitet, berichtet außerdem von einer gewissen Braunschweigerin Friederike Bleibtreu. Keine Überraschung, dass sie sich als treue Leserin bekennt und von Jean Paul biographisch und literarisch aufschlußreiche Antworten erhält.
Übrigens: Der Braunschweiger Verleger Friedrich Vieweck brachte Jean Pauls Erziehungslehre "Levana" heraus. In den hiesigen Vieweg-Archiven der Universitätsbibliothek sind daher zahlreiche ungedruckte Dokumente zur Entstehungsgeschichte der "Levana" und anderer Werke Jean Pauls vorhanden, die in den nächsten Jahren von den Arbeitsgruppen der Jean-Paul-Edition bearbeitet werden sollen.
(ehl)



Kontaktinformationen

Name: Dr. Jörg Paulus
Institution: TU Braunschweig, Institut für Germanistik, Germanistische Sprachwissenschaft, Deutsche Literatur
Adresse: Bienroder Weg 80
38106 Braunschweig
Telefon: 0531/391-8656
Fax: 0531/391-8658
WWW: http://www.tu-braunschweig.de
E-Mail:
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