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Und täglich grüßt die Wissenschaft
04.04.2007

Grafische Spaghetti

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Braunschweig-Rom
und zurück - so weit tragen laut Erkenntnissen des IFU die Füße mancher Produktionsarbeiter pro Jahr am Arbeitsplatz.

Glosse

Ja, wo laufen sie denn? Nicht etwa die Fußballer in ihren bunten Trikots, sondern die Fabrikarbeiter im Blaumann. Viel Wegstrecke am Arbeitsplatz - da denkt man an Postboten, Kellner, Krankenschwestern, nicht zu vergessen den Streckenläufer im U-Bahn-Tunnel. Aber an den Bandarbeiter, dessen Job man eher als statisch vor Augen hat? Mitunter läuft er bis zu 14 Kilometer am Arbeitstag, im Jahr einmal Braunschweig-Rom und zurück, wie das Braunschweiger TU-Institut für Fabrikbetriebslehre und Unternehmensforschung herausfand. Probates Stärkungsmittel für solchen Leistungssport: Kohlehydrate, Spaghetti essen. Aber ein Teller Spaghetti ist auch virtuell ganz hilfreich - als Instrument der Produktionsanalyse. Spaghetti-Diagramm heißt ein Bündel von Linien, das die Laufwege eines ausgewählten Produktionsprozesses grafisch darstellt. Je voller der grafische Spaghetti-Teller, desto mehr unnötige Wege werden in der Produktion zurückgelegt. Der Weg zum schlanken Management verläuft über die Optimierung von Arbeitsprozessen: Kann das Lager näher positioniert werden, das Band, an das regelmäßig Arbeiter ausgeliehen werden, statt drei Hallen weiter vielleicht in der Nachbarschaft liegen? Klappt's mit dieser Methode, dann hat das feierabendliche Konsequenzen: Wer in der Kantine viel Spaghetti speist, muss ab jetzt abends Fußball spielen. (mba)



Fakten

Zunehmend richten Unternehmen ihre Produktionssysteme grundsätzlich neu aus, indem sie die Elemente einzelner Modernisierungsmaßnahmen in ein Gesamtkonzept integrieren. Das zukunftsweisende Stichwort für diesen Management-Trend heißt "Ganzheitliche Produktionssysteme" (GPS). Ersonnen wurde das Konzept in Ansätzen bereits in den 40er Jahren im japanischen Automobilkonzern Toyota und hat sich seitdem stetig weiterentwickelt.
GPS fungieren als eine Art Betriebsanleitung bei der Planung, dem Betrieb und der kontinuierlichen Verbesserung von Produktionsprozessen. Unter anderem wird systematisch versucht, sieben Arten von "Verschwendung" zu reduzieren: Überproduktion, Bewegung und Wartezeiten (des Bedieners oder der Maschine), Transport, unnötige Bearbeitung, Lagerbestand und Nacharbeit. Dabei ist es hilfreich, den Blick für einzelne Details im Produktionsablauf zu schärfen, die in der Alltagsroutine meist nicht wahrgenommen werden.
Wie wichtig die Analyse von Materialflüssen für die Organisation von Arbeitsabläufen ist, zeigen auch die Studien des Instituts für Fabrikbetriebslehre und Unternehmensforschung (IFU) der TU Braunschweig. "Manche Montagearbeiter legen pro Arbeitstag eine Strecke von bis zu 14 Kilometern zu Fuß zurück. Ein Ergebnis, das uns überrascht hat", sagt Institutsmitarbeiter Stefan Schmidt. Als Instrument, um weite Wege zur Verrichtung der Arbeit und bewegungsintensive Arbeitsgänge zu veranschaulichen, eignet sich das so genannte "Spaghetti-Diagramm". Darin wird jeder getätigte Weg eines Mitarbeiters eingezeichnet, auch wenn dieser mehrfach dieselbe Strecke zurücklegt. Eine Häufung von Linien im Diagramm lässt unnötige Wege vermuten. Eine entsprechende Analyse diktiert die Fragen für die Neuplanung: Welche dieser Wege sind notwendig? Kann regelmäßig gebrauchtes Material produktionsnah gelagert werden? Welche Arbeitsprozesse sollten dicht beieinander ablaufen? Als Ergebnis werden gegebenenfalls Arbeitsinhalte neu aufgeteilt und Materialflüsse umorganisiert.
(mba)



Kontaktinformationen

Name: Dipl.-Wirtsch.-Ing. Stefan Schmidt
Institution: TU Braunschweig, Institut für Fabrikbetriebslehre und Unternehmensforschung (IFU), Leiter: Prof. Dr.-Ing. Uwe Dombrowski
Adresse: Langer Kamp 19
38106 Braunschweig
Telefon: 0531/391-2718
WWW: http://www.ifu.ing.tu-bs.de
E-Mail:
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