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Und täglich grüßt die Wissenschaft
14.04.2007

Die Milch macht's

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Cola
ist nicht nur ein Kultgetränk. Im Braunschweigischen Landesmuseum reinigen Restauratoren damit auch Eisen.

Glosse

Meine Oma hat es immer gewusst. "Soll Silber wieder glänzen, nimm Sauermilch", war ihr Rat. Nun haben sich die Zeiten geändert. Statt des tonnenschweren Silberbestecks meiner Oma benutze ich die billigen Messer mit Plastikgriff, die schon beim dritten Steak durchbrechen, dafür aber nicht anlaufen.
Klar, dass nicht jeder zu diesem Trick greifen kann. Metallrestauratoren zum Beispiel. Die müssen täglich Schwerter und Rüstungen, Gabeln und Messer, Schlösser und Schlüssel von der Patina der Jahrhunderte befreien. Das geschieht nicht immer umweltfreundlich: In ihrer Hexenküche brodelt Phosphorsäure neben Schwefelsäure und alkalischen Bädern. Olaf Wilde, Metallrestaurator im Braunschweigischen Landesmuseum, sucht deshalb seit einiger Zeit nach neuen Wegen und hat die alten Hausmittel wieder entdeckt.
"Cola reinigt nicht nur hervorragend Eisen, ein paar Tropfen lösen auch eingerostete Schrauben. Und: Sie wirkt viel schonender als chemische Mittel", weiß er. Genauso hilfreich seien aber auch Sauermilch für Messing oder Bier für Zinn. Wichtig ist nach Wilde, dass die Lebensmittel nicht verändert wurden: Halbfettmilch hat nicht die gleiche Wirkung. Im Landesmuseum freut man sich übrigens über jeden Tipp. Und wenn mal eine Silbergabel zu glänzend geraten ist? "Dann nehmen wir ein Ei. Das gibt wieder eine schöne historische Patina", zwinkert der Experte.
(leu)



Fakten

Cola statt chemische Keule - Tricks der Restauratoren

Das Braunschweigische Landesmuseum (BLM) mit seinen vier Häusern stellt Objekte und Dokumente aus rund 13 Jahrhunderten aus. Dazu gehören auch Rüstungen, Münzen oder Zinnkrüge - kurz historische Metallgegenstände, die umweltbedingten Veränderungen unterliegen und in den Restaurierungswerkstätten regelmäßig gepflegt werden müssen. Meist geschieht dies mit chemischen Mitteln wie Phosphorsäure, Salzsäure oder alkalischen Bädern. Zwar helfen diese die Schmutz- und Patinaschicht von den wertvollen Gegenständen zu entfernen. Sie sind aber auch eine Belastung für die Umwelt und müssen als Sondermüll entsorgt werden. Die Restauratoren des BLM suchen deshalb seit rund vier Jahren nach alternativen Lösungen und wurden bei den alten Hausrezepten fündig.

"Der Vorteil liegt auf der Hand", sagt Olaf Wilde, Metallrestaurator im Landesmuseum. "Die Mittel sind leicht zu beschaffen, nicht gesundheitsschädlich und erheblich weniger aggressiv." Noch sind die Rezepte in der Erprobungsphase, aber der Experte hat schon jetzt sehr gute Erfahrungen mit Sauermilch, Cola oder Bier gemacht. "Es reicht, einen Silberlöffel einige Zeit in saure Milch zu tauchen und danach abzuwaschen. Er sieht danach aus wie neu." Genauso durchschlagend wirkt Cola. Der Phosphorgehalt im Getränk bewirkt, dass sich unschöne Patina von Kupfer und Messing löst. Cola hilft aber auch bei festgefressenen Schrauben. "Wichtig ist, dass die Lebensmittel nicht verändert wurden", macht der Experte aufmerksam. Halbfettmilch oder Cola, bei der die Säure reduziert wurde, haben nicht den gleichen Erfolg.

Zum Teil kennt Olaf Wilde die alten Hausrezepte aus eigener Erfahrung, zum Teil werden sie ihm durch die vielen Besucher zugetragen, die regelmäßig an seinen Führungen durch die Museumswerkstätten teilnehmen. Und er ist offen für jedes weitere Rezept. "Natürlich werden wir auch in Zukunft nicht ganz auf chemische Mittel verzichten können, vor allem nicht bei großen Objekten, aber bei kleineren sind die alten Großmutterrezepte durchaus eine Alternative."
(leu)



Kontaktinformationen

Name: Olaf Wilde
Institution: Braunschweigisches Landesmuseum
Adresse: Burgplatz 1
38100 Braunschweig
Telefon: 0531/1215-0
Fax: 0531/1215-2607
WWW: http://www.landesmuseum-bs.de
E-Mail:
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