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Und täglich grüßt die Wissenschaft
21.04.2007

Nanoauge, sei wachsam!

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Dimensionen
heißt der preisgekrönte Kurzfilm aus der PTB, der visuelle Ausflüge in die dem menschlichen Auge sonst unsichtbare Dimension der Nanowelt unternimmt.

Glosse

Zerklüftete orangefarbene Steilwände fliegen vorüber, ragen Stalagmiten-gleich empor. Zoom. Flackernde blaue Signalgewitter. Zoom. Eine grüne Zahlenmatrix schiebt sich über schwarze Einsen und Nullen. Und plötzlich: der Blick auf ein Messmikroskop im Labor. Es ist das Labor für "Quantitative Rastersondenmikroskopie" der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig.
Wir befinden uns im Kurzfilm "Dimensionen" von Hans U. Danzebrink, auf dem Rückflug einer visuellen Reise in die Welt des Unsichtbaren - den Nanokosmos, der sich im Computerchip verbirgt. Ungeahnt kleine Welten sind seit der Erfindung des Mikroskops erfahrbar geworden.
Doch Nannos, der Zwerg der griechischen Sprachwelt, haust in noch viel kleineren Dimensionen. Das Nanometer, dem er seinen Namen schenkte, beträgt nur ein Milliardstel eines Meters. Dem Reisenden in jene Welten leiht die Rastersonde ihr mikroskopisches Auge und dringt damit in bislang unsichtbare Dimensionen vor.
Auf diese Art macht Danzebrinks preisgekröntes "Nano-Kino" das Unsichtbare hinter Zahlen und Messwerten sichtbar. Doch Vorsicht: Um filmerisch in die Tiefen dieser allerkleinsten Welt vorzudringen, werden Bilder erst errechnet, unserer Wahrnehmung angepasst. Reale und irreale Sequenzen, Kunst und Wissenschaft vermischen sich. Nanoauge, sei wachsam!
(mba)



Fakten

Seit Beginn des letzten Jahrhunderts haben moderne Physik und moderne Kunst in der Regel eines gemeinsam: Sie sind nicht anschaulich. Ihr Thema ist das Unsichtbare, Unspürbare, Unhörbare. In der Kunst abstrakt und begrifflich erfahrbar durch Formen und Farben, in der Physik über Zahlen und Messergebnisse konstruierbar. "Es ist absolut möglich, dass jenseits der Wahrnehmung unserer Sinne ungeahnte Welten verborgen sind", sagte Einstein. Und Paul Klee formulierte: "Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar."
Der preisgekrönte Kurzfilm "Dimensionen" des Wissenschaftlers Hans U. Danzebrink schlägt eine bildhafte Brücke zwischen Kunst und Physik und macht das Unsichtbare hinter den nackten Zahlen sichtbar: Er unternimmt eine visuelle Reise in einen Computerchip, um die für den Menschen unsichtbar kleinen Strukturen der Nanowelt wahrnehmbar zu machen. Doch um dieses Kleinste "sehen" zu können, muss man mehr als den Maßstab der räumlichen Dimension ändern. Denn zunächst offenbart der Zoom in den Mikrokosmos nur ein "Signalgewitter", aus dem ein Bild erst errechnet werden muss.
Die Transformationen der unterschiedlichen Daten und Datendimensionen sind vielschichtig. Am Anfang steht die physikalische Wechselwirkung zwischen der Messspitze des Rastersondenmikroskops mit der Oberfläche. Diese Information wird in ein analoges, elektrisches Signal gewandelt, in einen digitalen Datenstrom umgesetzt und in einer numerischen Matrix abgelegt. Den Höhepunkt bildet die dreidimensionale Darstellung der Oberfläche - das Objekt erscheint zum Greifen nahe.
"Wenn ich mir diese ganze Reihe von technischen Prozessen vergegenwärtige, dann muss ich mich natürlich fragen, was sehe ich da überhaupt? Diese Frage hat auch philosophisch-künstlerische Dimensionen. Sie berührt die Frage nach der Realität und der Wahrnehmung", sagt Danzebrink. Denn zum einen konstruiert sich das Bild aus Wechselwirkungen zwischen Messgerät und Objekt, ist also niemals gänzlich "unverfälscht". Zum anderen drängen sich auch bei der Gegenüberstellung des binären Musters im 2-dimensionalen Bild und der Zahlenmatrix in ihrer 3-D-Darstellung Fragen nach den "unterschiedlichen Realitäten" der verschiedenen Datendimensionen auf.
Auch methodisch werden diese Fragen in Szene gesetzt. Denn der Film lebt vom Wechsel zwischen realen und irrealen Sequenzen: Videoausschnitte verknüpfen sich mit virtuellen Daten und animierten "Datenräumen" zu einer dokumentarischen Reise ins Innere eines Computerchips.
So treten Messergebnisse aus dem Labor für Quantitative Rastersondenmikroskopie der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB), die sonst der Entwicklung und Zertifizierung von Linealen für die Nanowelt dienen, ins Rampenlicht der Kunstwelt. Das Gelingen dieser Gratwanderung zwischen Kunst und Wissenschaft hat dem Film unter anderem eine Nominierung vom Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe zum Thema "unSICHTBARes.kunst_wissenschaft" sowie den Filmpreis beim Wettbewerb "Nano-Foto 2006" eingebracht, der in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Museum in München ausgeschrieben wurde.
(mba)



Kontaktinformationen

Name: Dr. Hans U. Danzebrink
Institution: Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), Arbeitsgruppe "Quantitative Rastersondenmikroskopie"
Adresse: Bundesallee 100
38116 Braunschweig
Telefon: 0531/592-5136
WWW: http://www.ptb.de
E-Mail:
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