Kleinsatellit vor großer Mission
BEOSAT
steht für Braunschweiger Erd-Observations-Satellit, den die studentische ExperimentalRaumfahrt-Interessen Gemeinschaft (ERIG) der TU Braunschweig entwickelt, baut und auf den Orbit schicken wird.
Glosse
Urlaub. Endlich Zeit, einen Klassiker zu lesen. So dachte wohl auch Weltraumtourist Charles Simonyi - und legte flugs für seine Reise zur Internationalen Raumstation ISS Goethes Faust ins Gepäck. Schwere Lektüre für den schwerelosen All-Tag. Vielleicht war es ja eine Taschenbuchausgabe. Die fällt nicht so sehr ins Gewicht. Denn Kilos kosten, wie jeder weiß, der mit mehr als dem zulässigen Freigepäck für einen Flug eingecheckt hat.
Richtig teuer wird es, führt die Reise ins All. Damit kennen sich die Studenten der ExperimentalRaumfahrt-Interessen Gemeinschaft (ERIG) der Technischen Universität Braunschweig bestens aus. Ihr würfelförmiger Kleinsatellit, den sie selbständig entwickeln, bauen und nach dem Start betreiben, ist gerade mal 35 Kilo schwer und hat eine Kantenlänge von 40 Zentimetern. Läuft alles nach Plan, wird der Braunschweiger Erd-Observations-Satellit (BEOSAT) mit drei Nutzlasten an Bord 2010 auf einen Orbit geschickt. Dort, in 650 Kilometern Höhe über der Erde, soll er wissenschaftliche Daten sammeln und zur Erde übermitteln, zum Beispiel über die Konzentration des schädlichen Stickstoffdioxids in der Troposphäre. Wer BEOSAT ins All befördert, steht noch in den Sternen. Die Studenten sind zuversichtlich, einen Partner für die Mission zu finden. Wäre ja auch schade, wenn Goethes Faust auf dem Orbit kreist, aber Nachwuchs-Forschung auf der Strecke bleibt.
(gef)
Fakten
Studenten entwickeln und bauen den Kleinsatelliten BEOSAT
"Wir haben uns zum Ziel gesetzt, einen Kleinsatelliten selbständig zu entwickeln, zu bauen und auf einen Orbit zu schicken", sagt Ulf Pohlkamp von der studentischen ExperimentalRaumfahrt-Interessen Gemeinschaft (ERIG) der Technischen Universität (TU) Braunschweig. Pohlkamp studiert Wirtschaftsingenieurwesen, Fachrichtung Maschinenbau, und ist in der Erig Projektleiter Braunschweiger Erd-Observations-Satellit (BEOSAT). Dieser würfelförmige Kleinsatellit mit einer Kantenlänge von 40 Zentimetern ist mit seinen 35 Kilo ein Leichtgewicht unter den Satelliten.
Läuft alles nach Plan, wird BEOSAT mit drei Hauptnutzlasten an Bord 2010 auf eine erdnahe Umlaufbahn in 650 Kilometern Höhe geschickt. Seine Mission: wissenschaftliche Daten zu sammeln und zur Erde zu übermitteln. "Ein Spektrometer wird die Konzentration von Stickstoffdioxid in der Troposphäre messen", erläutert Pohlkamp. "Stickstoffdioxid ist ein Hauptbestandteil schädlicher Spurengase und gelangt unter anderem aus Industrieanlagen und Haushalten in die Atmosphäre." Das Spektrometer wird in Zusammenarbeit mit dem Institut für Umweltphysik der Universität Bremen entwickelt. "Die Messungen", so Pohlkamp, "sind detaillierter als alle bisherigen Messungen, die per Satellit durchgeführt wurden."
Als zweites Messgerät wird der Kleinsatellit einen Sensor für Weltraummüll (space debris) an Bord haben. "Weltraummüll ist eine Gefahr für die Raumfahrt. Bereits kleinste Trümmerteile aus Kollisionen und Explosionen können mit Raumfahrzeugen oder Satelliten zusammenstoßen, diese beschädigen oder zerstören", erklärt der Projektleiter. Das Gerät kann die Konzentration kleinster Partikel auf dem Orbit vermessen. Entwickelt wird es von der Firma eta_max space GmbH in Zusammenarbeit mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. "Der Sensor trägt dazu bei, die Position von Braunschweig als einer der weltweit führenden Standorte zur Space-Debris-Forschung weiter zu festigen", ist Pohlkamp überzeugt.
Das dritte Messgerät an Bord ist ein Mikromagnetometer, entwickelt vom Institut für Mikrotechnik der TU Braunschweig. Mit ihm lässt sich die magnetische Flussdichte des Erdmagnetfeldes messen. Wer BEOSAT mit seinen drei Nutzlasten ins All befördert, steht noch in den Sternen. Die Studenten der ERIG sind aber zuversichtlich, einen zuverlässigen Partner für die Mission zu finden. Bereits jetzt wird ihr Projekt von zahlreichen Förderern in der Industrie sowie von Forschungseinrichtungen unterstützt. "So können wir wertvolle Erfahrungen in der Raumfahrttechnik, im Projektmanagement und im Teamwork sammeln", sagt Pohlkamp. Und - nicht zu vergessen - praktische Erfahrungen. Denn theoretisches Wissen, das im Studium vermittelt wird, kann in der Projektgruppe umgesetzt und erprobt werden. Dabei ist es unerheblich, welches Studienfach gewählt wurde. Ob Maschinenbau, Informatik, Physik oder Elektrotechnik - jeder kann sich mit seinen Stärken in das Projekt einbringen. Auch Geistes- und Sozialwissenschaftler wie Studenten der Medienwissenschaften sind willkommen. Schließlich braucht ein Projekt wie BEOSAT professionelle Presse und PR.
"Die Arbeitstreffen sind jeden Dienstag um 18 Uhr in unseren Räumen im Institut für Luft- und Raumfahrtsysteme am Forschungsflughafen Braunschweig. Jeder ist herzlich eingeladen, uns dort zu besuchen", sagt Pohlkamp. Die Treffen allein reichen allerdings nicht aus, um den Kleinsatelliten startklar für seine Reise ins All zu machen. Die Studenten beschäftigen sich vor allem in ihrer Freizeit intensiv mit dem Projekt. Schließlich soll BEOSAT nicht als Entwurf in der Schublade landen, sondern auf dem Orbit seine Mission erfüllen. (gef)
Kontaktinformationen
Name: | Ansgar Heidecker (Sprecher) |
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Institution: | ExperimentalRaumfahrt-Interessengemeinschaft e.V. (ERIG), c/o Institut für Luft- und Raumfahrtsysteme |
Adresse: |
Hermann-Blenk-Str. 23 38108 Braunschweig |
Telefon: | 0179-7667703 |
WWW: | http://www.beosat.de |
E-Mail: |