Handy-Stau
Handys gegen Blechlawinen
- so lautet das Credo von Forschern der TU Braunschweig. Sie können mit anonym erfassten Daten über Ort und Geschwindigkeit vieler mitgeführter Handys nahezu in Echtzeit erkennen, wo sich ein Stau anbahnt.
Glosse
Können Mobiltelefone eigentlich pubertieren? Mein Handy jedenfalls lungert die meiste Zeit seines Gerätelebens unauffindbar an dubiosen Orten rum. Und wenn es durch Zufall einmal auftaucht, muss es Stunden an der Strombar hängen, nur um dann wieder in finsteren Ecken zu verschwinden. Zwar ist es ab und zu vollgepumpt mit elektrischer Energie an meiner Seite im Auto unterwegs, doch dann sind Gespräche ja tabu. Dass mir die Beziehung zu meinem Handy nicht vollends nutzlos erscheint, verdanke ich Forschern der Technischen Universität Braunschweig. Sie können nämlich über die in Autos mitfahrenden Handys, sofern diese nicht ausgeschaltet sind, den Weg und die Geschwindigkeit der Fahrzeuge erfassen und so blitzschnell erkennen, wo sich ein Stau anbahnt. Die Mobilfunkbetreiber melden dazu - ganz anonym, versteht sich - mit welcher Funkzelle, also dem von einem Funkmasten erfasste Gebiet, ein Handy verbunden ist und wie schnell es von Funkzelle zu Funkzelle wechselt. Die Stauwarnungen werden den Autofahrern schließlich brandaktuell übers Radio, das Navigationsgerät oder eben über das Handy gemeldet. Und sollte mich mein Taugenichts-Telefon einst auf diese Weise um einen kapitalen Stau herum dirigieren, werde ich vermutlich sogar so etwas wie elterlichen Stolz verspüren. (ah)
Fakten
Schnell erkennen, wenn sich ein Stau anbahnt. Das ist das Ziel des Projektes "traffic online" der Technischen Universität Braunschweig in Zusammenarbeit mit der Volkswagen AG, dem Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt und dem Handybetreiber Vodafone. "Heute fährt in fast jedem Auto ein Handy mit, das vom zuständigen Mobilfunkanbieter jederzeit geortet werden kann", erklärt Projektleiter Manfred Wermuth, Direktor des Institutes für Verkehr und Stadtbauwesen an der Technischen Universität Braunschweig, die Grundlage der neuen Methode. So lässt sich der Weg jedes einzelnen empfangsbereiten Handys von Funkzelle - so heißt das von einem Funkmasten erfasste Gebiet - zu Funkzelle verfolgen. Wie lange ein Handy in einer solchen Zelle verweilt, lässt Rückschlüsse auf das Tempo seines Besitzers zu. So lässt sich ermitteln, ob er zu Fuß unterwegs ist oder mit dem Auto. Scheinen sich Handys, die offenbar in Autos unterwegs sind, in einer Funkzelle zu türmen, steckt mit großer Wahrscheinlichkeit ein Stau dahinter. Der Vorteil der neuen Methode: Sie kommt ohne zusätzliche Registriersysteme aus und kostet deshalb praktisch nichts. Der Haken: In Zügen und Bussen sind Mobiltelefone, genauso schnell unterwegs wie in Autos.Die Wissenschaftler haben deshalb Programme entwickelt, die dieses "Hintergrundrauschen" herausfiltern können. Auf der Autobahn funktioniert die neue Methode bereits. Im Stadtgebiet Braunschweig und auf Nebenstraßen der Region wird sie gerade getestet. (ah)
Kontaktinformationen
Name: | Professor Dr. Manfred Wermuth |
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Institution: | Technische Universität Braunschweig, Institut für Verkehr und Stadtbauwesen |
Adresse: |
Pockelsstraße 3 38106 Braunschweig |
Telefon: | 0531/391-7920 |
WWW: | http://www.tu-braunschweig.de |
E-Mail: |