Strahlender Sonnenschein
490 m
tief liegt das Untergrundlaboratorium für Dosimetrie und Spektrometrie der PTB in der Asse.
Glosse
Wir Büromenschen haben doch ein strahlungsarmes Dasein. Während draußen die Sonne ihre Strahlen ausgiebig verteilt, hocken wir an unseren Schreibtischen, kommunizieren elektronisch und fixieren den Monitor vor uns, einen Kasten mit unglaublicher Tiefe - sozusagen ganz alte Schule. Die Röhre im Kasten, dieser Schießstand für Elektronen, braucht ja Platz. Und schon schweifen meine Gedanken ab: Ich werde hier beschossen! Die Kathodenstrahlröhre schleudert Elektronen heraus. Die Elektronen passieren eine Lochmaske und knallen auf den mit einer Phosphorschicht belegten Bildschirm. Und vor dem Bildschirm sitze ich. Von wegen strahlungsarmes Dasein!
Wissenschaftler der PTB wollten wissen, wie viel Strahlung ein Röhren-Fernseher abgibt.
Dazu brachten sie Fernsehgeräte in das ehemalige Salzbergwerk in der Asse. Genauer: in eine Tiefe von 490 m, wo die PTB das Untergrundlaboratorium für Dosimetrie und Spektrometrie (UDO) betreibt. Obwohl radioaktive Abfälle in der Nähe eingelagert sind, ist hier unten eine so geringe Strahlung vorhanden, dass Messungen von kleinen und kleinsten Aktivitäten nicht von der oberirdisch normalen Strahlung gestört werden.
Die ersten Messergebnisse an den Fernsehapparaten ergaben eine geringe Strahlung. Allerdings waren die Flimmerkisten noch gar nicht eingeschaltet. Auch als sie eingeschaltet wurden, änderte sich die messbare Strahlung kaum.
Bei der Ursachenforschung wurde schnell deutlich, dass die Kathodenstrahlröhre nicht nennenswert strahlt. Stattdessen stellten die Wissenschaftler fest, dass das Glas Strahlung abgibt.
Strahlendes Glas? Ich schau aus dem Fenster. Mir reicht's. Ich gehe jetzt raus und lasse mich von der Sonne bestrahlen.
(gro)
Fakten
Die PTB in Braunschweig betreibt im Salzbergwerk ASSE II bei Wolfenbüttel ein Untergrundlaboratorium für Dosimetrie und Spektrometrie (UDO). Das in 490 m Tiefe in Steinsalz gelegene Labor zeichnet sich durch eine extrem niedrige Umgebungsstrahlung, eine moderate Radon-Aktivitätskonzentration in der Luft und einer um mehrere Größenordnungen geringere Myonenflussdichte aus. Diese Voraussetzungen sind einzigartig in Deutschland und sind für so genannte "low-level"-Messungen bestens geeignet.
Als Folge des Chernobyl-Unfalls wurden in den meisten Mitgliedsstaaten der europäischen Union Netzwerke von Umgebungsüberwachungssystemen aufgebaut.
Die European Radiation Dosimetry Group (EURADOS) führt Pilotvergleiche mit Ortsdosisleistungs-Detektoren (ODL-Detektoren) aus europäischen Frühwarnsystemen durch. In drei Messvergleichen (1999, 2002 und 2006) wurden insgesamt ca. 50 Detektorsysteme (vorwiegend Geiger-Müller-, Proportionalzählrohr- und Ionisationskammersysteme) im Untergrundlabor für Dosimetrie und Spektrometrie der PTB ("UDO") sowie auf zwei weiteren Referenzmessplätzen für Umgebungsstrahlung der PTB über Tage getestet.
Im UDO-Labor wurden Eigennulleffekt, Energieabhängigkeit und Linearität des Ansprechvermögens sowie die Genauigkeit der Kalibrierungen der Systeme bei niedrigen Ortsdosisleistungen bestimmt.
Die Messungen auf den Referenzmessplätzen über Tage dienten u.a. dazu, das Ansprechvermögen auf kosmische Strahlung (Messungen auf einer Seeplattform) sowie die Empfindlichkeit der Detektorsysteme gegenüber kleinen Änderungen der ODL (Simulation einer radioaktiven Wolke mit Hilfe einer radioaktiven Quelle und variablem Absorber) zu bestimmen.
(gro)
Kontaktinformationen
Name: | Dr. Stefan Neumaier, Leiter der Arbeitsgruppe "Strahlenschutz" |
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Institution: | Physikalisch-Technische Bundesanstalt |
Adresse: |
Bundesallee 100 38116 Braunschweig |
Telefon: | 0531/592-6320 |
WWW: | http://www.ptb.de |
E-Mail: |