Spuren in der Milch
Ist die Milch wirklich "bio"?
Das können Wissenschaftler der FAL in Braunschweig prüfen, denn das Kraftfutter aus der konventionellen Kuhhaltung hinterlässt Spuren in der Milch.
Glosse
"Milch macht müde Männer munter", heißt es. Nun gut: Wigald Bonig als aktueller Botschafter der Milchwirtschaft vermag diese These glaubwürdig zu stützen. Auch Katharina Witt, obgleich eine Frau, verdankt ihren lebendigen Charme nach eigenem Bekunden dem weißen Trunk. Doch für viele Menschen ist der Milch-macht-munter-Mythos reiner Etikettenschwindel, denn sie entwickeln nach Milchgenuss statt des erhofften Tatendranges lediglich ein heftiges Grummeln in den Gedärmen. Immerhin einem von zehn Europäern fehlt im Erwachsenen-Alter nämlich das Enzym Laktase, das den blähenden Milchzucker knacken kann. Ansonsten aber steckt natürlich nur Gutes in der Milch: viel Kalzium, das die Knochen festigt, nahrhaftes Fett und verschiedene Vitamine. Wissenschaftler der Forschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig und der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel in Kiel können anhand der Milchzusammensetzung sogar nachweisen, was die Kuh vor dem Melken gegessen haben muss, ob sie konventionelles Tierfutter oder Ökokost geschlemmt hat. So können die Forscher feststellen, ob die Milch "bio" ist oder nicht. Eine Nachricht, die nicht nur passionierte Anhänger von Bio-Lebensmitteln freuen dürfte, sondern auch fiese Etikettenschwindler ordentlich munter machen sollte. (ah)
Fakten
Wissenschaftler der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel in Kiel Forschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig arbeiten an einem Verfahren, Biomilch und herkömmliche Milch zuverlässig unterscheiden zu können. Dazu weisen sie in der Milch Substanzen nach, die aus dem Kuhfutter stammen, genauer gesagt, aus den Böden, auf denen das Futter gewachsen ist. Ihre Methode heißt Schwefel- beziehungsweise Kohlenstoffisotopanalyse. Zum Hintergrund: In allen Böden stecken Schwefelatome verschiedener Massen, so genannte Isotope, und wie viel von welchem Isotop nachzuweisen ist, hängt unter anderem davon ab, womit der Boden gedüngt wurde. So wird das Getreide für konventionelles Kraftfutter in der Regel mit Hilfe von Mineraldünger großgezogen, der das Mengenverhältnis der natürlichen Schwelefelisotope des Bodens verändert. Dieser Effekt lässt sich sogar noch in der Milch der Kühe nachweisen, die dieses Futter verspeist haben. Weil Kühe auf Biohöfen nicht mit Kraftfutter sondern vor allem mit Mais oder Gras gefüttert werden, enthält ihre Milch diese besondere Schwefelnote nicht. (ah)
Kontaktinformationen
Name: | Anette Giesemann |
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Institution: | Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft, Institut für Agrarökologie |
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Bundesallee 50 38116 Braunschweig |
Telefon: | 0531/596-2538 |
WWW: | http://www.fal.de |
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