Blick ins Innerste
Rund 150 Millionen Mal -
wird in Deutschland zu medizinischen Zwecken im Jahr geröntgt. Das Bundesamt für Strahlenschutz erfasst die mittlere Strahlenbelastung der Patienten und gibt Hinweise, wie die Belastung reduziert werden kann.
Glosse
1963 erschien ein abstruser Science-Fiction-Film. In ihm entwickelt der Wissenschaftler Dr. Xavier im Selbstversuch ein Serum, das die Sehkraft enorm verbessert. Als der "Mann mit den Röntgenaugen" geistert er fortan durch die Stadt, beobachtet seine Nachbarn durch die Wohnzimmerwand, schaut den Frauen wollüstig durch die Kleider und arbeitet sogar als Wunderheiler auf dem Jahrmarkt. Der Experiment - fast ahnt man's - scheitert: Dr. Xavier nimmt ein schreckliches Ende in der Wüste.
Hätte sich unser Doktor mit dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) unterhalten, hätte er gewusst, dass man mit Röntgenstrahlen nicht leichtfertig umgeht. Schon kurz nach ihrer Entdeckung wurde auch ihre schädliche Wirkung bekannt. Das BfS schützt deshalb die Menschen immer dort, wo sie ionisierender Strahlung, und dazu gehören Röntgenstrahlen, ausgesetzt sind - auch im medizinischen Bereich.
Es erstellt diagnostische Referenzwerte und zählt jedes Jahr akribisch, wie oft die Bevölkerung einer Strahlung ausgesetzt wurde "Die Fortschritte in der Röntgentechnik haben zu einer Verringerung der Dosis pro Untersuchung geführt", sagt Prof. Dr. Gunnar Brix. "Allerdings: Durch die verstärkte Anwendung der Computertomografie steigt die Strahlenbelastung insgesamt kontinuierlich an." Über die Arbeit des BfS informiert derzeit die Ausstellung "Science Cubes" auf dem Platz der Deutschen Einheit.
(leu)
Fakten
Röntgenstrahlen: Nur in kleinen Dosen zu genießen
1895 machte der Deutsche Wilhelm Conrad Röntgen eine bahnbrechende Entdeckung: Mit ionisierenden Strahlen, den später nach ihm benannten Röntgenstrahlen, ließ sich erstmals ins Innere des menschlichen Körpers blicken. Ärzte konnten ohne Operation Knochenbrüche oder Erkrankungen der Organe diagnostizieren. Zuerst erfolgte die Durchleuchtung unmittelbar am Leuchtschirm, später wurde die Film-Folien-Technik entwickelt, bei der das Röntgenbild auf einem speziellen Film fotografisch festgehalten wurde.
Trotz des Vorteils, "unblutig" in den Körper zu blicken, war den Medizinern doch auch bald die Gefährlichkeit der Strahlen bekannt. Ionisierende Strahlung kann zu Krebs oder zur Schädigung von ungeborenem Leben führen. In den vergangenen Jahrzehnten wurde deshalb die Technik immer weiter verbessert und strikte Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Dank moderner Generator- und Bildverstärkergeräte sowie digitaler Systeme der neuesten Generation konnte die Strahlendosis pro Untersuchung deutlich gesenkt werden. Bei Durchleuchtungsuntersuchungen schützen sich Patient und Arzt heute mit schweren Bleigummidecken oder -schürzen, Bleiglasbrillen, Schild- sowie Keimdrüsenschutz.
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erfasst darüber hinaus jährlich, wie oft die Bundesbürger durchschnittlich einer medizinischen Röntgenstrahlung ausgesetzt wurden und legt diagnostische Referenzwerte für verschiedene Untersuchungsarten fest. "Röntgenuntersuchungen sollten nur durchgeführt werden, wenn sie zu diagnostischen Aussagen führen, die auch Folgen für die Behandlung haben. Darüber hinaus ist stets zu überlegen, ob mit alternativen Untersuchungsverfahren ohne Anwendung von Röntgenstrahlen wie z.B. der Sonografie, Endoskopie oder der Magnetresonanztomografie, MRT, nicht gleichwertige oder sogar bessere diagnostische Informationen gewonnen werden können", gibt Prof. Dr. Gunnar Brix vom BfS zu bedenken.
Obwohl die Dosis bei normalen Röntgenuntersuchungen stetig verringert wurde, beobachtet das Bundesamt eine kontinuierliche Zunahme der dosisintensiven Computertomographie. Dabei gilt beim Röntgen das Prinzip Rechtfertigung, d.h. der Nutzen einer Röntgenaufnahme muss deutlich größer sein als das Risiko. Das BfS rät deshalb von so genannten "Routine-Untersuchungen" ab. Bürgern sollten außerdem Röntgenuntersuchungen vom Radiologen im Röntgenpass dokumentieren lassen, um unnötige Wiederholungsuntersuchungen zu vermeiden, und auf einen ausreichenden Schutz nicht bestrahlter Körperteile (insbesondere bei Durchleuchtungen) zu achten. (leu)
Kontaktinformationen
Name: | Florian Emrich |
---|---|
Institution: | Bundesamt für Strahlenschutz |
Adresse: |
Willy-Brandt-Straße 5
38226 Salzgitter |
Telefon: | 01888/3330 |
WWW: | http://www.bfs.de |
E-Mail: |