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Und täglich grüßt die Wissenschaft
07.06.2007

Alles muss raus!

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20 000 Schätze -
versteigerten die Welfen im Jahr 2005 von ihrem Besitz. 16 hat das Braunschweigische Landesmuseum mit Hilfe der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und der Stiftung NORD LB/Öffentliche erworben und für die Nachwelt bewahrt.

Glosse

"Rüstung, gebraucht, 17. Jahrhundert." Hätte es zu Zeiten des Sonnenkönigs schon eBay geben, wer weiß, vielleicht wäre mancher Harnisch in der Rubrik "Kleidung & Accessoires" zwischen spanischen Halskrausen und Seidenröcken gelandet. Aber wenn Adelige damals Geld brauchten, mussten sie noch auf Beutezüge gehen oder reich heiraten. Prinz Ernst August und Christian von Hannover hatten es da vor anderthalb Jahren besser. Sie verhökerten in einer spektakulären Auktion für runde 44 Millionen Euro Teile des Welfenschatzes bei Sotheby's.
Übrigens auch die Rüstung aus dem 30-jährigen Krieg. Die steht jetzt neben 16 weiteren Objekten im Braunschweigischen Landesmuseum und wird liebevoll restauriert. "Kein Smoking für festliche Anlässe, sondern ein Gebrauchsharnisch", beschreibt Direktor Gerd Biegel die schwarze Neuerwerbung. Auf künstlerische Schönheit kommt es bei dem guten Stück auch gar nicht an. Genauso wenig wie bei den Altartafeln aus Schloss Blankenburg, die ebenfalls Teil des Schatzes sind und zu den wertvollsten Erwerbungen gehören. "Ein historisches Museum sammelt nicht um des Sammelns willen, sondern dokumentiert Ereignisse und bewahrt sie für zukünftige Generationen", betont Gerd Biegel. Und mal ehrlich - was geht näher als die packende Reportage des Grafen von Regenstein über den Blankenburger Schlossbrand 1546 auf verwitterten Altarflügeln? (leu)



Fakten

Schätze unter dem Hammer

"Mein ehelich gmal arg bhöses leidt / nicht weit von hier begraben leit / welch ich aus altem Stamm gezelt / den Herrn von Stolbergk mir erwelt." Hier dichtete nicht Walther von der Vogelweide. Das ist ein spannender Augenzeugenbericht vom Brand des Schlosses Blankenburg im Jahre 1546. Der Autor ist der Schlossherr selbst, Ulrich XI Graf von Regenstein. Heute hätte er die Geschichte vielleicht in die Zeitung gebracht, damals schrieb er sie auf zwei Renaissance Epitaph-Flügeln. "Beide sind möglicherweise kein großer Kirchenschatz, aber als historischer Bericht haben sie einen unschätzbaren Wert", sagt Gerd Biegel, Direktor des Braunschweigischen Landesmuseums, über die Holztafeln.

In der Tat: Kein Geschichtsschreiber könnte packender die dramatischen Momente erzählen, als das Schloss Blankenburg gegen fünf Uhr früh in Flammen aufging und die hochschwangere Gattin Ulrichs - in den oberen Etagen eingeschlossen - starb. Mindestens ebenso spektakulär wie die Geschichte, die sie erzählen, ist aber auch der Ankauf der Altarflügel. Zusammen mit 16 weiteren Stücken, darunter einer Rüstung, einem Perkussionsgewehr und Bildnissen verschiedener Herzöge stammen sie aus dem legendären Welfenschatz, der im Oktober 2005 teilweise unter den Hammer kam. Damals verkauften Prinz Ernst August und Christian von Hannover rund 20 000 wertvolle Objekte, um mit Hilfe einer Familienstiftung die deutschen Besitztümer, darunter die Marienburg im niedersächsischen Pattensen, zu erhalten. Die Auktion bei Sotheby's erhitzte die Gemüter, "aber" so Gerd Biegel, "die Objekte, die jetzt im Museum stehen, bleiben als Zeugen für die regionale Geschichte der Nachwelt erhalten und verschwinden garantiert nicht in irgendeinem Privatbesitz." (leu)



Kontaktinformationen

Name: Dr. h.c. Gerd Biegel
Institution: Braunschweigisches Landesmuseum
Adresse: Burgplatz 1
38100 Braunschweig
Telefon: 0531/1215-0
WWW: http://www.landesmuseum-bs.de
E-Mail:
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