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Und täglich grüßt die Wissenschaft
09.06.2007

Sitcom-Philosophie

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12 Episoden
der amerikanischen Sitcom "King of Queens" werden in einem Seminar an der HBK Braunschweig zum philosophisch-medienwissenschaftlichen Untersuchungsgegenstand.

Glosse

Arthur: "Ich hab grad'n tolles Kompliment bekommen. Holly hat gesagt, ich wär wie Familie für sie." Doug: "Wow. Hat sie auch 'nen Keller?" Wer diese Antwort nicht versteht, gehört wohl zu den wenigen, die die Kultserie "King of Queens" trotz ihrer rekordverdächtigen Wiederholungsraten noch nie gesehen haben. Dabei ist die amerikanische Sitcom an Zuschauern gleich zweifach interessiert. Nicht nur als Fans, die den liebenswert-übergewichtigen Paketkurier Doug Heffernan, seine charmant-zickige Frau Carrie und deren penetrant-schrulligen Vater Arthur mit ihren alltäglichen Streitereien ins Herz geschlossen haben. Sondern auch als Inhalt. "King of Queens ist die Serie, die am deutlichsten, verständnisvollsten und am authentischsten den Zuschauer thematisiert", analysiert Medienwissenschaftler Herbert Schwaab. Da die US-Produktion damit "eine Art von Fernsehwissenschaft" betreibt, taucht er auch medial forschend in "Heffernans Welt" ein. In seinem gleichnamigen Seminar an der Hochschule für Bildende Künste (HBK) in Braunschweig erfahren Studenten anhand einer geballten Ladung "King of Queens" das Unterhaltenwerden auch in seinen philosophisch-medientheoretischen Dimensionen. Ausreden für Sitcom-Lücken haben keine Chance: Denn es ist doch wohl kein Zufall, dass das Seminar am Samstag stattfindet - dem einzigen Werktag, an dem die Sitcom im Fernsehen nicht läuft? (mba)



Fakten

Was hat die Sitcom "King of Queens" mit der Hochschule für Bildende Künste (HBK) in Braunschweig gemeinsam? Auch die Serie betreibt Forschung am Zuschauer. Um das unter Beweis zu stellen, macht der Medienwissenschaftler Herbert Schwaab zwölf ausgesuchte Episoden dieser Sitcom zum Ausgangspunkt seines Seminars "Heffernans Welt", das die Theorie und Philosophie populärer, audiovisueller Erzählungen behandelt.
Medientheorie ist ihm bisweilen zu ausschließlich abstrakt: "Wo bleiben einfache, alltägliche Erfahrungen, die trotzdem intensiv sind?" Anschaulichkeit sucht er auf den Spuren von Stanley Cavells filmphilosophischer Auseinandersetzung mit klassischen Hollywoodkomödien - und findet in der Übertragung von Cavells Ansatz auf amerikanische Sitcoms interessante Bezugspunkte in der Gewöhnlichkeit. Dabei wird die Serie selbst zum Fokus, als wichtiges televisuelles Artefakt.
Langlebig wie kaum eine andere und mit rekordverdächtigen Wiederholungsraten - bis zu 13 Episoden täglich - ging die amerikanische Serie "King of Queens" kürzlich auch für deutsche Zuschauer in die neunte und letzte Staffel. Trotz Kultstatus fand sie bislang jedoch wenig Echo in der Medientheorie und -wissenschaft. Das wundert Schwaab: "Die Sitcom King of Queens betreibt eine Art Fernsehwissenschaft und beschäftigt sich geradezu obsessiv mit dem Betrachter des Fernsehens. Sie vermittelt den Eindruck, zu wissen, unter welchen Bedingungen sie gesehen wird, sie bildet Allianzen mit ihren Betrachtern, indem sie diese in der Verkörperung ihrer Hauptfiguren Doug und Carrie widerspiegelt. Aber sie fragt auch nach den möglichen Folgen von Fernsehkonsum und erforscht die Rezeption des Fernsehens."
Damit bietet sie eine ideale Basis für eine philosophisch-medienwissenschaftliche Analyse. Wie werden soziale Beziehungen in der Sitcom repräsentiert, und welche (moral)philosophischen Erträge lassen sich daraus schöpfen? Wie setzt sich die Serie mit ihren eigenen medialen Bedingungen, nämlich ihrem Unterhaltungscharakter, auseinander? Wo wird das Unterhaltenwerden durch die Serie zum Aspekt einer ,philosophischen' Beschäftigung mit den Bedingungen des Menschseins innerhalb und außerhalb des Mediums? Aus der Fülle des Materials hat Schwaab ein paar exemplarische Aspekte ausgewählt. Denn wie bei Serien so üblich: neue Folge, neues Problem. (mba)



Kontaktinformationen

Name: Herbert Schwaab
Institution: Hochschule für Bildende Künste (HBK), Institut für Medienforschung
Adresse: Johannes-Selenka-Platz 1
38118 Braunschweig
Telefon: 0531/391-9251
WWW: http://www.hbk-bs.de
E-Mail:
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